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feststellt. Nach Angaben von ACRI-Anwältin Tamar Pelleg-Sryck ist die Zeit<br />

nicht festgesetzt, innerhalb derer die gerichtliche Überprüfung stattfindet. In<br />

einigen Fällen findet eine solche innerhalb eines Monats statt. Andere Fälle<br />

werden nie gerichtlich überprüft, oder der Häftling wird vorher entlassen. Alles<br />

hängt davon ab, ob den Internierten ein Anwalt zur Verfügung steht oder wie<br />

dessen Verhältnis zu den Militärbehörden ist.<br />

In den meisten Fällen werden die Einsprüche in Ketziot verhandelt. Daran<br />

nehmen der Häftling und sein Anwalt, der Militärstaatsanwalt und ein<br />

Geheimdienstoffizier teil. Der größte Teil der Beweise ist geheim. Der Anwalt<br />

erhält neben den allgemeinen Angaben eine kurze Beschreibung der<br />

Beweislage, die für eine Infragestellung der Beschuldigung nicht ausreicht.<br />

Auch der Richter muß sich mit solchen Informationen zufrieden geben. Oft<br />

treffen sich der Richter und der Geheimdienstoffizier allein, um Informationen<br />

auszutauschen. Selbst der Anwalt und sein Mandant sowie der<br />

Staatsanwalt sind dann im Gerichtssaal anwesend; der Richter verhandelt mit<br />

dem Geheimdienst allein den Fall. Für den Richter besteht keine Möglichkeit,<br />

die Informationen des Geheimdienstes zu überprüfen. Die Richter machen<br />

nur unzureichend von ihrer Macht Gebrauch und heben den Internierungsbescheid<br />

selten auf.<br />

ACRI hat sich schon große Verdienste in bezug auf Eingaben gegen die<br />

Administrativhaft erworben; seit der Intifada wurden über 900 solcher Beschwerden<br />

eingereicht. So wurde ein Lehrer während des zweiten Golfkrieges<br />

interniert. Nach seiner Freilassung verlor er seine Arbeit. Bisher<br />

konnten ihm keine Verfehlungen nachgewiesen werden, und er wurde ohne<br />

Angabe von Gründen erlassen. Einem anderen Lehrer erging es ähnlich;<br />

aufgrund seiner Entlassung hat er seine in 20 Jahren angesparten Pensionsansprüche<br />

verloren. ACRI hat in beiden Fällen Eingaben an das militärische<br />

Einspruchskomitee eingereicht und argumentiert, daß beide Lehrer nicht<br />

angehört wurden oder ihre Anstellung eine Gefahr für die Sicherheit<br />

darstellen würde. Auch die Zeit in Administrativhaft sei kein Kündigungsgrund.<br />

In beiden Fällen war ACRI erfolgreich.<br />

Welche Palästinenser trifft die Verwaltungshaft? Auf dem Höhepunkt der<br />

Intifada von 1988 bis 1989 wurden die Anführer des Aufstandes in Administrativhaft<br />

genommen, um so den Aufstand »kopflos« zu machen. Zu anderen<br />

Zeiten waren es Rechtsanwälte, Journalisten, Akademiker und Selbständige.<br />

Generell lassen sich die Administrativhäftlinge in zwei Gruppen einteilen:<br />

Zur ersten gehören solche Personen, die eine Straftat begangen haben,<br />

aber aus irgendeinem Grunde nicht vor Gericht gestellt werden, entweder der<br />

Geheimdienst will seine Informationsquellen nicht offenlegen, oder die<br />

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