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tung und der Verwaltung an der Brücke zurückzufuhren sind. Obwohl einige<br />
Palästinenser auf Intervention von HaMoked eine schriftliche Ausreisegenehmigung<br />
hatten, wurden sie an der Allenby Br ücke zurückgewiesen.<br />
Die israelischen Behörden begründen die Reisebeschränkungen mit »Sicherheitsgründen«.<br />
Solche Überlegungen hält HaMoked für nicht »legitim«. In<br />
ihrer Untersuchung über Reisebeschränkungen kommt die Organisation zu dem<br />
Ergebnis, daß die Handhabe der Ausreisgenehmigungen Sicherheitserwägungen<br />
nicht gerechtfertigt erscheinen läßt. »Diese Methode hat keine moralische<br />
und rechtliche Legitimation.« Auf der Basis von 150 Anträgen kommt<br />
HaMoked zu folgenden Ergebnissen. Bei 70 Prozent der Eingaben erhielt die<br />
Organisation die Antwort, daß »der Ausreise nichts im Wege steht«. Ein geheimer<br />
Erlaß legt fest, daß Männer im Alter von 16/18 bis 36/39 Jahren bei Ausreise<br />
mindestens neun Monate im Ausland bleiben müssen. Diejenigen, die nicht<br />
solange bleiben wollen, erwarten bürokratische Hindernisse. HaMoked betont<br />
in seiner Untersuchung den Schaden und die Ungerechtigkeit, die dieser<br />
willkürliche Erlaß anrichtet. Zwölf Prozent der Bewerber in 1991 erhielten eine<br />
Ausreisegenehmigung für ein Jahr. Dies führte zu einer Debatte über ein<br />
»freiwilliges Exil«. 12,5 Prozent lehnte man den Antrag ab. Dagegen legten die<br />
Betroffenen Einspruch ein, weil die Ablehnungen nicht sicherheitsbedingt<br />
waren. Dringende Ausreiseanträge wegen medizinischer Behandlung werden<br />
mit Verzögerungen und Gleichgültigkeit behandelt. Der Shin Bet, der für die<br />
Verzögerungen hauptsächlich verantwortlich ist, ist nicht greifbar. Er benutzt<br />
seine unsichtbare Macht, um Ausreiseanträge aus den verschiedensten Gründen<br />
abzulehnen, wie z.B. aus Gründen einer verhängten Kollektivstrafe über die<br />
Familie, oder man versucht, den Antragsteller als Kollaborateur zu gewinnen.<br />
Einige Antragsteller haben eine Eingabe an den HCJ eingereicht. Bevor es<br />
jedoch zur Anhörung kam, gaben die Sicherheitsbehörden nach.<br />
Obwohl die Verweigerung der Ausreise nicht zu den zentralen Menschenrechtsverletzungen<br />
gehört, leiden doch eine nicht unerhebliche Zahl<br />
von Menschen darunter. HaMoked zeigt in seiner Untersuchung, daß die<br />
Genehmigung oft von der Stimmung des gerade Diensthabenden abhängt.<br />
Viele Briefe der Organisation würden nicht beantwortet. »All dies zeigt eine<br />
völlige Mißachtung der Rechte, Gefühle, Ehre, Zeit und Geld vieler Menschen,<br />
deren einziges Verbrechen ihr Wunsch ist, die Gegend zu verlassen.«<br />
Die Gewährung einer Ausreisegenehmigung ist nicht so sehr ein Recht,<br />
sondern ein Privileg, das man gewähren kann oder auch nicht. Die Rolle des<br />
Shin Bet in diesem Verfahren ist so dubios wie in anderen Fällen von<br />
Menschenrechtsverletzungen. Sein widerrechtliches Verhalten bedarf in einer<br />
Demokratie dringend der rechtlichen Kontrolle.<br />
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