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Übertragung eines großen Teils der zivilen Rechtssprechung auf eine exklusive<br />

oder parallele Militärgerichtsbarkeit bedeutet eine Annullierung des Rechts<br />

an sich.« Von dieser Administrativhaft waren sowohl Araber als auch Juden<br />

betroffen. Unter den jüdischen Internierten waren »illegale« Immigranten und<br />

ihre Helfer sowie Mitglieder der Untergrundorganisationen Lehi und Etzel.<br />

Sie wurden entweder in Palästina oder in Ost-Afrika interniert. So waren rund<br />

1500 jüdische Frauen und Männer im September 1946 in Palästina und Eritrea<br />

in Verwaltungshaft.<br />

Mit der Gründung Israels wurden die britischen Notstandsverordnungen in<br />

israelisches Recht übernommen. Kurz nach der Staatsgründung wurden zwei<br />

Etzel-Untergrundkämpfer, Hillel Kook und Ya'akov Vinirski, verhaftet und 21<br />

Tage in Administrativhaft genommen. Dies erfolgte mit Billigung des<br />

damaligen Verteidigungsministers David Ben Gurion. Beide wandten sich an<br />

den HCJ, der folgende Begründung gab: »Das Oberste Gericht ist nicht an<br />

illegale Bestimmungen gebunden, die in Israel existieren, weil die gesetzgebende<br />

Gewalt noch nicht die Zeit hatte, sie zu annullieren und andere Verteidigungsbestimmungen<br />

für einen Notstand noch nicht an deren Stelle getreten<br />

sind. Ein Richter kann nicht nach diesem Gesetz entscheiden, und man<br />

kann nicht von ihm verlangen, dies gegen sein Gewissen zu tun, nur weil die<br />

augenblickliche Regierung nicht das formale Recht für ungültig erklärt hat.«<br />

Kritik an den Notstandsverordnungen gab es nicht nur von rechtlicher Seite,<br />

sondern auch in der Knesset entzündete sich eine heftige Kontroverse über das<br />

Erbe aus britischer Mandatszeit. 1949 wurde entschieden, daß ein Gesetz zur<br />

»Verteidigung und Sicherheit im Ausnahmefall« an den Rechtsund<br />

Verfassungsausschuß überwiesen werden sollte. Es wurde aber nie von der<br />

Knesset verabschiedet, und deshalb sind die Notstandsverordnungen noch bis<br />

heute in Kraft. Sie erneuern sich automatisch alle drei Monate.<br />

Als 1951 53 ultra-orthodoxe Juden wegen konspirativer Tätigkeit gegen<br />

den Staat Israel und illegalen Waffenbesitzes aufgrund Artikel 111 der Notstandsverordnungen<br />

in Administrativhaft genommen wurden, entzündete sich<br />

daran wieder eine heftige Diskussion um die Gültigkeit dieser Verordnungen.<br />

Der damalige Vorsitzende der Herut-Partei, Menachem Begin, sprach sich für<br />

die Abschaffung dieser »tyrannischen Gesetze aus der britischen<br />

Mandatszeit« und der Internierung von Personen ohne Gerichtsverfahren in<br />

»Konzentrationslagern« aus. Der amtierende Ministerpräsident Moshe Sharet<br />

entgegnete Begin, daß man nicht zwischen Gesetz und Gesetz unterscheiden<br />

könne, sondern »all law is law«. Daraufhin erwiderte Begin mit einer<br />

Begründung, von der er unter seiner Regierungszeit als Ministerpräsident<br />

nichts mehr wissen wollte. »Es gibt tyrannische Gesetze, es gibt unethi-<br />

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