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oder wo der Vater sein legales Aufenthaltsrecht besitzt. Seit März 1989 muß<br />

jeder Palästinenser eine Identitätskarte besitzen, vorher waren dazu nur die<br />

Männer verpflichtet. Von 1609 untersuchten Fällen hatte nur in 907 (56<br />

Prozent) der Vater ein Wohnrecht. In 308 Fällen (19 Prozent) stellte die Frau<br />

einen Antrag auf Wohnrecht für ihren Mann. Auch Jordanien hat Einfluß auf<br />

den Status von Kindern. Nachdem es 1988 auf die Westbank verzichtet hatte,<br />

stellte das Land nur noch Geburtsurkunden für neugeborene Kinder aus.<br />

Jordanien definierte solch ein Kind als Palästinenser. Falls die Mutter im<br />

Besitz eines jordanischen Paßes ist, darf das Kind darin nicht vermerkt sein.<br />

Somit sind diese Kinder staatenlos und erhalten weder einen jordanischen Paß<br />

noch eine israelische Identitätskarte.<br />

Diese neue Politik läßt die Aussicht der Palästinenser auf Familienzusammenführung<br />

düster erscheinen. ACRI registrierte im Mai 1987 eine »sichtliche<br />

Verhärtung« der Familienzusammenführung seit 1983. Das Problem spitzte<br />

sich dramatisch zu als zwischen Mai und Dezember 1989 die Behörden<br />

begannen, nachts Frauen und Kinder zu deportieren. Von dieser<br />

rechtswidrigen und unmenschlichen Politik waren 250 Personen betroffen.<br />

Die Maßnahme lief wie folgt ab: Nachts erschien in einem Dorf eine Militäreinheit,<br />

trieb alle Bewohner zwischen 16 und 60 Jahren an einem gewissen<br />

Punkt zusammen und befahl jenen, die deportiert werden sollten, ihre Sachen<br />

zu packen und den Ort sofort zu verlassen. Nach Angaben von BTselem<br />

waren 46 Prozent der Betroffenen Frauen, 50 Prozent Kinder und vier Prozent<br />

Männer. Zirka zehn Prozent der Frauen waren schwanger, und ein Teil waren<br />

Kleinkinder. Sie wurden entweder mit einem Militärfahrzeug abtransportiert<br />

oder sie mußten sich ein Taxi nehmen, das sie an die Grenze zu Jordanien<br />

brachte; bevor sie die Gebiete verließen, mußten sie noch 150 Shekel Strafe<br />

wegen Überziehung ihrer Aufenthaltsgenehmigung zahlen. Die betroffenen<br />

Frauen hatten kein Wohnrecht, waren aber mit Palästinensern verheiratet, die<br />

diesen Status besaßen. Sie lebten in den besetzten Gebieten aufgrund eines<br />

Besuchervisums. Nach Ablauf dieser Aufenthaltsgenehmigung mußte man das<br />

Land für weitere drei Monate verlassen und konnte dann erneut einen Antrag<br />

auf Einreise für drei Monate stellen. Neben den finanziellen Belastungen kann<br />

ein Teil wegen dieser Maßnahmen keiner festen Arbeit nachgehen, von den<br />

psychologischen und emotionalen Belastungen gar nicht zu sprechen.<br />

Ein Artikel über die Deportationen auf der ersten Seite der »Washington<br />

Post« vom 30. Januar 1990 führte zu internationalen Protesten. Das amerikanische<br />

Außenministerium verlangte von der israelischen Regierung mehr<br />

»Sensibilität und Flexibilität«. Ein Sprecher des damaligen Verteidigungsmi-<br />

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