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eine Überprüfungsinstanz, die vom Militärkommandeur eingesetzt worden ist.<br />
Sie besteht aus Militäroffzieren und Offizieren der Zivilverwaltung. Die<br />
Entscheidungen dieses Gremiums können nicht angefochten werden. BTselem<br />
bezweifelt in seiner Untersuchung »The System of Taxation in the West Bank<br />
and the Gaza Strip«, ob diese Zwangsmaßnahmen effektiv sind. Was sie<br />
bewirken, ist die Spaltung der Bevölkerung. Es schadet ihnen nicht nur<br />
finanziell, sondern es ist auch ein »Angriff auf ihre Würde, bringt Ärger,<br />
Verbitterung und eine wachsende Entfremdung von den Behörden. Die<br />
gleichen Steuern, die in Israel demokratisch erhoben werden, werden den<br />
Menschen in den Gebieten durch Verwaltungserlaß aufgezwungen. Sie dienen<br />
als ein Instrument der Korruption, das die Bewohner zu Menschen macht, die<br />
nicht wissen an wen sie sich wenden sollen, keinen Verhandlungsspielraum<br />
besitzen und nichts zu verlieren haben«, so BTselem.<br />
Eine besondere Art der Benachteiligung erfahren die palästinensischen<br />
Arbeiter in Israel. Sie sind einer systematischen und einer weniger systematischen<br />
Verletzung ihrer Rechte ausgesetzt. Sie zahlen für Sozialleistungen,<br />
die nicht wieder an sie zurückfließen. Seit 1970 bis 1993 haben die palästinensischen<br />
Arbeiter zirka 1,5 Milliarden Shekel an Sozialversicherungsbeiträgen<br />
aufgebracht. Die Ungleichbehandlung geht auf eine Entscheidung vom<br />
8. Oktober 1970 zurück, nach der israelische und palästinensische Arbeiter die<br />
gleichen Sozialabgaben zu entrichten hätten. Die Gründe für diese<br />
Entscheidung waren erstens, daß die Lohnskala durch den Import billiger<br />
Arbeitskräfte nicht zu stark beeinträchtigt werden sollte und zweitens, daß die<br />
Anstellung der Arbeiter aus den besetzten Gebieten nur temporär sein sollte,<br />
weil man zu dieser Zeit den Status der Gebiete von Regierungsseite auch noch<br />
als vorübergehend angesehen hatte.<br />
Obgleich die palästinensischen Arbeiter den vollen Sozialversicherungsanteil<br />
bezahlen, erhalten sie nur einen geringen Teil in Form von Sozialleistungen<br />
wieder zurück. So steht ihnen nur im Falle eines Arbeitsunfalles oder<br />
der Schließung des Betriebes eine Kompensation zu. Sie erhalten jedoch kein<br />
Arbeitslosengeld, keine Rente, keine Lohnfortzahlung im Krank-keitsfall,<br />
Invalidenrente, Lohnfortzahlung bei Schwangerschaft wie ihre israelischen<br />
Kollegen. In den letzten 23 Jahren wurden den palästinenischen Arbeitern<br />
12,7 Prozent für Sozialversicherung abgezogen. Nur 2,7 Prozent wurde aber<br />
tatsächlich in die Sozialversicherung übertragen. Der Rest floß in den Säckel<br />
des Finanzministers, obwohl auf dem Lohnstreifen auch dieser Betrag für die<br />
Sozialversicherung ausgewiesen war.<br />
Die Beträge, die dem Finanzminister zugeflossen sind, wurden niemals<br />
veröffentlicht. Dies geschah nach Angaben von Yael Renan von Kav La'o-<br />
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