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Verbrennungen und verlangte eine Untersuchung, die aber niemals eingleitet<br />

wurde. Für 19 Tage konnte Ubeid niemanden sehen und nur einmal duschen.<br />

Der jüngste Todesfall betrifft den 22jährigen Palästinensers Ayman Said<br />

Hassan Nassar aus Gaza, der an den Mißhandlungen durch seine Verhörer<br />

und an der »nicht adäquaten medizinischen Versorgung zur rechten Zeit«<br />

starb. Zu diesem vorläufigen Ergebnis kam der unabhängige dänische Pathologe<br />

Jörgen Dalgaard zusammen mit dem Leiter des Gerichtsmedizinischen<br />

Instituts in Abu Kabir, Yehuda Hiss, auf einer gemeinsamen Pressekonferenz<br />

am 8. April 1993. Eine endgültige Diagnose könne nicht gestellt<br />

werden, da sich die israelischen Behörden weigerten, den Totenschein, den<br />

Polizeibericht und den medizinischen Bericht des Gefängnisarztes freizugeben.<br />

»Hätte Ayman eine angemessene und umgehende Behandlung erhalten,<br />

nachdem er offensichtlich Atembeschwerden entwickelt hat, hätte er<br />

wahrscheinlich erfolgreich behandelt und dadurch sein Leben gerettet werden<br />

können«, sagte Jörgen Dalgaard. Der Pathologe beendete die Pressekonferenz<br />

mit einer »persönlichen Erklärung«: »Als ein Däne habe ich tiefe Sympathie<br />

und Verständnis für die politischen Schwierigkeiten, die es in diesem Land<br />

zwischen Juden und Palästinensern gibt. Aber weder verstehe ich, noch will<br />

ich den eindeutigen Beweis der Folter von Israelis an Palästinensern<br />

akzeptieren. Ich betrachte das Schlagen von gefesselten Gefangenen, den<br />

Schlafentzug für mehrere Tage, den Gebrauch einer Kapuze und das<br />

Gefesseltsein für eine längere Zeit als Folter. Ich hoffe, daß die freie Presse<br />

und die öffentliche Meinung in Israel in der Lage sein werden, diese Praktiken<br />

zu stoppen.«<br />

Eine Gesellschaft, die diese Praktiken zulasse, bedürfe der Selbstimmunisierung.<br />

Wie ein solches System funktioniert, zeigte Stanley Cohen von der<br />

Hebräischen Universität in Jerusalem in einem Beitrag in der »Jerusalem<br />

Post«. Zur Rechtfertigung ihrer Haltung führt die israelische Regierung an,<br />

daß man in einer Ausnahmesituation, in der sich das Land seit seiner Gründung<br />

befinde, auch einmal Fehler machen könne, aber alles in allem halte<br />

man sich an die Gesetze. Diese Behauptung hält Cohen für einen »Mythos«.<br />

Er legt das offizielle Vokabular offen, dessen sich die Regierung, aber auch die<br />

sogenannten »Meretz-Liberalen« bedienten. Die Rechtfertigung erfolgt in drei<br />

Schritten: Nichts passiert; was passiert, wird anders interpretiert; und was<br />

passiert, wird gerechtfertigt, wie z.B. die Aktionen gegen sogenannte<br />

palästinensische Terroristen. Diese drei Elemente hängen aufs engste<br />

zusammen und determinieren folgendes Sprachritual. »Israel ist und war<br />

immer eine funktionierende Demokratie. Alle Elemente eines Rechts-<br />

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