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nossen, die man sich nur vorstellen konnte. Die Haftbedingungen in dieser<br />

»religiösen Abteilung« unterscheiden sich von denen der politischen Gefangenen<br />

fundamental. Diese Abteilung hat ein Eß- und ein Erholungszimmer,<br />

die Zellen sind mehrere Stunden am Tag geöffnet, die Häftlinge können zusammen<br />

beten, studieren und gemeinsame Dinge tun. Sie können mit ihren<br />

Angehörigen telefonieren und sich Essen von zu Hause kommen lassen. Bei<br />

besonderen Anlässen können sie ihre Familie besuchen. Alle diese Privilegien<br />

werden den palästinensischen Häftlingen verweigert.<br />

Ein Fall, der besonderes Aufsehen erregt hat, ist der der 30jährigen Ataf<br />

Alyan aus Deheishe in der Nähe von Bethlehem. Am 2. August 1987 wurde<br />

sie zu einer 14jährigen Gefängnisstrafe verurteilt; sie ist sehr religiös und<br />

kümmert sich um die religiösen Angelegenheiten ihrer Mithäftlinge. Am 15.<br />

April 1993 besuchte der Beauftragte des Gefängnisdienstes, Arieh Bibi,<br />

Hasharon, um mit einer Abordnung Gefangener zu sprechen. Ataf bat, auch<br />

mit ihm sprechen zu dürfen. Als er feststellte, daß sie als Beauftragte einiger<br />

religiöser Frauen sprach, unterbrach er sie barsch und weigerte sich, ihr weiter<br />

zuzuhören. Am nächsten Tag wurde sie an Händen und Füßen gefesselt in<br />

das Gefängnis von Kishon gebracht, das der Polizei untersteht. Atafs<br />

Mitgefangene, Leila Mogahed und Najwa Darduni, die ihr helfen wollten,<br />

wurden »gnadenlos« geschlagen. Ihre persönlichen Dinge wurden zerstört<br />

und ihr Ausgang um die Hälfte verkürzt. Die Bedingungen in Kishon sind für<br />

Ataf schlechter als in Hasharon, weil dort 20 Gefangene pro Zelle verglichen<br />

mit zwei bis drei in Tel Mond untergebracht sind. Ataf ist mit Kriminellen<br />

und Drogenabhängigen in dieser Zelle zusammen, die sie schlagen und mit<br />

dem Leben bedrohen. Seit ihrer Einlieferung befindet sie sich im<br />

Hungerstreik; sie wurde künstlich ernährt. Nach Angaben eines Anwalts von<br />

WOFPP ist ihr Zustand besorgniserregend. Ihr Anwalt forderte die<br />

Zusammenlegung mit einer anderen politischen Gefangenen Amal Daragmeh,<br />

was aber abgelehnt wurde. Statt dessen wurde Amal in die Zelle von<br />

Ataf verlegt, wo sie den gleichen Belästigungen und Schikanen ausgesetzt ist.<br />

Beide Häftlinge müssen abwechselnd schlafen, um sich so gegenseitig vor<br />

den anderen Mithäftlingen schützen zu können.<br />

Ataf hat gesundheitliche Probleme, da sie nach ihrer Festnahme 1987 geschlagen<br />

worden ist. Dabei wurde ihre Nase gebrochen; seither hat sie regelmäßig<br />

Nasenbluten und Ohrenschmerzen. Aufgrund intensiver Intervention<br />

von Seiten WOFPP hatte Ataf 1990 die erste und Mitte Juni 1993 die<br />

zweite Operation. Obwohl der Chirurg einige Tage Bettruhe angeordnet hatte,<br />

wurde Ataf eine Stunde nach ihrer Operation wieder nach Kishon<br />

zurückgebracht. ACRI reichte am 27. Juni 1993 eine Beschwerde beim Be-<br />

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