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te zuletzt, daß eine »zweite Generation von Folterern« in Israel am Werke sei,<br />

die eine totale Dehumanisierung der Palästinenser betrieben. Der Landau-<br />

Bericht sei ein Freibrief für die Folterer. Frau Langer kritisierte besonders das<br />

internationale Stillschweigen. »Obwohl Israel Kinder tötet und Menschen<br />

mißhandelt, genießt dieser Staat immer noch eine internationale Immunität.<br />

Wenn ein Staat solche Immunität genießt, verliert er alle Hemmungen.«<br />

Die israelische Rechtsanwältin Lea Tsemel schätzt den harten Kern der<br />

Folterer in Gaza, Jerusalem und der Westbank auf rund 30 Personen, davon<br />

allein zwölf in Gaza. Für die »Dreckarbeit« bediene man sich palästinensischer<br />

Kollaborateure, die oft eine kriminelle Vergangenheit haben. »Sie<br />

bekommen auch den Rest aus ihnen heraus.« Da die aktiven Folterer so wenige<br />

seien, müßten die Leute hart arbeiten und Geständnisse wie am Fließband<br />

produzieren, so Lea Tsemel auf der »Folterkonferenz«.<br />

Die psychischen Schäden der Folter wurden erstmals vom Direktor des<br />

»Gaza Community Mental Health Program (GCMHP), Eyad al-Sarraj, auf<br />

einer Pressekonferenz am 20. Mai 1993 der Öffentlichkeit vorgestellt. Ausgewertet<br />

wurden die Unterlagen von über 500 Palästinensern aus dem Gaza-<br />

Streifen, die zwischen sechs Monaten und zehn Jahren in israelischen<br />

Gefängnissen zugebracht hatten. »Wir sind zu erschreckenden und sehr unterschiedlichen<br />

Ergebnissen gekommen«, so Sarraj.<br />

Aus der Untersuchung geht hervor, daß nicht nur die Gefangenen selbst<br />

mißhandelt wurden, sondern auch die nächsten Angehörigen. 30 Prozent der<br />

500 Befragten berichteten, daß Mitglieder ihrer Familien vor ihren Augen<br />

mißhandelt worden seien. Fast 70 Prozent wurde damit gedroht, daß man ihre<br />

Frauen oder Mütter vergewaltigen werde, und 47,3 Prozent berichteten, daß<br />

Familienmitglieder geschlagen worden seien.<br />

Auf der Pressekonferenz stimmte Sarraj mit dem amerikanischen Psychologen<br />

und Psychoanalytiker John van Eenwyk darin überein, daß in Gaza<br />

weiter gefoltert werde. Van Eenwyk erklärte, daß die Foltermethoden, die der<br />

Geheimdienst anwende, sich von denen in anderen Ländern unterschieden,<br />

aber im Ergebnis dasselbe bewirkten. Die Foltermethoden in Lateinamerika<br />

seien physisch brutaler, jedoch die israelischen Methoden und deren Folgen<br />

seien schwieriger nachzuweisen. In seiner Studie »Mentale Gesundheit der<br />

Palästinenser unter der Besatzung« erklärte Sarraj, daß die Vertreibungen von<br />

1948 und 1967 zu einem Zustand der Hilflosigkeit und Abhängigkeit geführt<br />

haben.<br />

Bezüglich der angewandten Foltermethoden kommt die Studie zu folgenden<br />

Ergebnissen: Die meisten Palästinenser wurden durch Schläge (96,5<br />

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