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für die Verhaftung und für die Verhöre von Kindern und Jugendlichen verantwortlich<br />
ist. Nur »Sicherheitsverstöße« Jugendlicher werden vom Shin Bet<br />
bearbeitet. Der Professor für Psychologie an der Hebräischen Universität,<br />
Charles Greenbaum, schreibt zu diesen Vorwürfen in der Untersuchung von<br />
BTselem über »Violence against Minors in Police Detention«, daß das<br />
»Verhalten der Polizei, wie es in diesem Bericht beschrieben wird, unethisch<br />
und illegal ist«. Neben der Frage, wie die Gewalt den Betroffenen und den<br />
Polizisten berühre, fragt Greenbaum, welche Auswirkungen die<br />
Gewaltanwendung auf die israelische Gesellschaft überhaupt habe. Hier stellt<br />
er einen Gewöhnungs-, Rechtfertigungs- und Leugnungseffekt fest. Man<br />
gewöhnt sich an das, was man hört. Die Rechtfertigung lautet: »Kinder, die<br />
Steine werfen und Gewalt anwenden, erhalten die Strafe, die sie verdienen.«<br />
Die Leugnung des Faktums geschieht nach dem Motto. »Das, was ich nicht<br />
weiß, existiert nicht.« So wird die Behandlung eines Jugendlichen im »Sarg«<br />
(60 x 80 cm) geleugnet. Greenbaum sieht denn auch die gefährlichen<br />
Auswirkungen für die Menschen, die dies nicht wahrhaben und wissen<br />
wollen. Eine Änderung dieser Verhaltensweise scheint wegen der<br />
psychologischen Lage der israelischen Gesellschaft im allgemeinen kurzfristig<br />
kaum erreichbar.<br />
BTselem und PHRIC berichten übereinstimmend von Mißhandlungen von<br />
Kindern. Die meisten der Verhöre Jugendlicher und Kinder werden nachts<br />
durchgeführt. Sie erstrecken sich über mehrere Stunden und lassen sich in<br />
eine »Zermürbungsphase« und eine »Geständnisphase« einteilen. In ersterer<br />
werden die Häftlinge malträtiert und bedroht, in letzterer wird das Geständnis<br />
von einem anderen Polizeioffizier in Hebräisch aufgenommen; die Verhöre<br />
werden aber in Arabisch geführt. Sobald dieses Geständnis unterzeichnet ist,<br />
hören die Mißhandlungen auf. Aus rechtlichen Gründen werden in den<br />
Untersuchungen von BTselem und PHRIC nur die Initialen der Namen<br />
verwandt. Sie sind jedoch den Organisationen bekannt.<br />
In einer eidesstattlichen Erklärung gab der 16jährige J.S. gegenüber<br />
Rechtsanwalt Sheldon Kleimeist folgendes zu Protokoll: »Es waren fünf<br />
Untersuchungsbeamte im Raum. Ich mußte mich auf einen Stuhl setzen. Sie<br />
fragten mich nach der Herkunft eines Flugblattes und sagten, ich sei ein<br />
Mitglied der Kommunistischen Bewegung. Ich wies die Beschuldigungen<br />
zurück; bei jeder Leugnung schlugen sie auf mich ein. Ein Beamter saß vor<br />
mir und stellte die Fragen, die anderen vier standen hinter mir und schlugen<br />
mich. Oder: Ein Beamter saß auf dem Tisch vor mir, riß mich an den Haaren,<br />
zwei andere nahmen mich bei der Schulter und einer schlug mich mit Fäusten.<br />
Am siebten Tag meiner Haft kam der Beamte Samer und schlug<br />
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