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matisch in einer Serie von Interviews in »Ha'aretz«, die Informationen von<br />

Palästinensern zu diskreditieren.<br />

Für Limor Livnat vom Zentralkomitee des Likud würde das Lesen dieses<br />

Berichtes bedeuten, sich mit der »moralischen Obszönität« ihrer Quelle zu<br />

infizieren. Diejenigen, die über Menschenrechte sprechen, werden als Verräter,<br />

feindliche Agenten und sich selbst hassende Juden diffamiert. Stanley<br />

Cohen wurde durch einen Brief eines Blanche Tannenbaum aus New York<br />

als »jüdisches antisemitisches Stück Scheiße« bezeichnet. Die Menschenrechtsaktivisten<br />

wurden als »Denunzianten« (malshin) verleumdet. »Laßt es<br />

nicht die Goyim (Nicht-Juden L.W.) wissen, selbst wenn es wahr ist«, lautete<br />

ein Vorwurf. Der frühere Oberrabiner Shlomo Goran exkulpierte alle Juden,<br />

insbesondere die »heiligen und reinen«, die für den Shin Bet arbeiten; sie seien<br />

einfach nicht fähig, solche üblen Dinge zu tun. Generell wurde immer die<br />

Richtigkeit der Anschuldigung in Frage gestellt oder als »Ausnahme« von<br />

der Regel entschuldigt. Alle diese Aussagen drücken eine sich widersprechende<br />

Nachricht aus: »Es kann hier nicht geschehen, aber falls doch, muß es<br />

in Ordnung sein.« Stanley Cohen faßt die beiden Argumentationsstränge unter<br />

den Begriffen Rechtfertigung und Leugnung zusammen.<br />

Die Leugnung drückt sich in dem Satz aus: »Du kannst niemals glauben,<br />

was Palästinenser erzählen.« Als Beispiel führt Cohen ein Interview mit zwei<br />

Shin Bet-Agenten an, die behaupteten, die Araber hätten ein »mentales Problem«,<br />

eine »genetische Differenz«, die sie davon abhält, die Wahrheit zu sagen.<br />

»Ein Beduine kann keinen Polygraph passieren, weil sein moralischer<br />

Standard sich von unserem unterscheidet.« Abgesehen von den rassistischen<br />

Implikationen, sollte man sich mit solchen Argumenten gar nicht auseinandersetzen.<br />

Dieser Rassismus kam auch in den Ausführungen von Raphael Eitan<br />

bei der Demonstration im September 1993 gegen die Unterzeichnung der<br />

Vereinbarung mit der PLO zum Ausdruck. »Die Araber sind gewalttätig. Es ist<br />

ihre Natur«, so in der »FR« vom 9. September 1993 nachzulesen. Eine etwas<br />

anspruchsvollere Begründung lautet: »Die Palästinenser sind unsere Feinde,<br />

aus Propagandagründen lügen sie bewußt und übertreiben.« BTselem wurde<br />

Blauäugigkeit vorgeworfen, und die dargestellten Fälle wurden verniedlicht.<br />

Generell gab es in dieser Auseinandersetzung vier Argumente, die die<br />

Foltermethoden rechtfertigten:<br />

1. Die Sicherheit Israels mache diese Maßnahmen erforderlich.<br />

2. »Der Zionismus ist das Größte. Wenn eine Organisation wie<br />

BTselem vor der Gründung Israels existiert hätte, hätte es keinen<br />

jüdischen Staat gegeben«, so Limor Livnat vom Likud-Block.<br />

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