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Bassem Id von BTselem folgende Aussage: »Ich sah Kinder, die eine Straße<br />

blockierten. Sie flohen und schrien als Soldaten der Grenzpolizei in das Lager<br />

kamen ... Drei Grenzpolizisten stiegen aus dem Jeep. Riyad und ich gingen ins<br />

Lager. Die Soldaten warfen eine Gasgranate zwischen die Häuser, wo die<br />

Kinder verschwunden waren. Dann gingen die Grenzpolizisten zu ihrem Jeep<br />

zurück. Kein Stein wurde nach ihnen geworfen. Riyad und ich gingen zu der<br />

Stelle, wo der Jeep gestanden hatte, um zu sehen, ob die Soldaten das Dorf<br />

bereits verlassen hatten. Als der Fahrer uns sah, stieg er aus dem Jeep und<br />

feuerte zwei Schüsse auf uns ab. Nach dem ersten Schuß sah ich Riyad, wie er<br />

sich mit dem Rücken zum Jeep drehte und sich vorn überbeugte. Der zweite<br />

Schuß traf ihn in den Rücken. Er begann, in das Lager zu laufen. Nach<br />

zirka 100 Meter fiel er hin. Ein gerade vorbeifahrendes Auto brachte ihn ins<br />

Maqassed Krankenhaus, wo er kurz darauf verstarb.« Am 7. Februar 1993 gab<br />

der Polizeisprecher bekannt, daß »locals« (Ortsansässige) im<br />

Flüchtlingslager Shu'afat Reifen angezündet und eine Barrikade errichtet<br />

hätten sowie Steine auf die Grenzpolizisten geworfen hätten. Soldaten und<br />

Grenzpolizisten schössen daraufhin Plastikkugeln und Warnschüsse in die<br />

Luft. Nach einer kurzen Zeit wurde der Körper eines Jungen ins Maqassed<br />

Krankenhaus eingeliefert, der in den Nacken geschossen worden war.<br />

Diese Erklärung des Sprechers stimmte nur rudimentär mit dem überein,<br />

was der Junge gegenüber Bassem Id erklärt hatte. BTselem führt es auf den<br />

»Mangel an Klarheit in den Erklärungen« der offiziellen Sprecher zurück,<br />

daß in der Mehrzahl der Fälle nicht festgestellt werden kann, nach welchen<br />

Regeln die Soldaten vorgegangen sind. In hunderten von Todesfällen eröffneten<br />

die Sicherheitskräfte das Feuer auf Demonstranten, die keinerlei Gefahr<br />

für das Leben der Soldaten darstellten, wie selbst offizielle Verlautbarungen<br />

immer wieder erklären. Über diese Erklärungen schreibt BTselem: »Diese<br />

Verlautbarungen rechtfertigen in fast alle n Fällen automatisch die Taten der<br />

Soldaten und vernachlässigen dabei die Sorgfaltspflicht. Die Verlautbarungen<br />

bedienen sich oft solcher Ausdrücke, in denen mehr als nur eine Spur der<br />

Entmenschlichung der Palästinenser enthalten ist.« So werden z.B. die<br />

Palästinenser oft als »Ortsansässige« (locals) oder als »maskierte« oder<br />

»gesuchte Personen« oder als »Aufwiegler« tituliert. Diese herabsetzenden<br />

Ausdrücke implizieren von vornherein eine Schuld, die in vielen Fällen nie<br />

bewiesen wird, und läßt die Menschen zu gefährlichen Objekten werden.<br />

Nur in den seltensten Fällen lassen die Familienangehörigen eine Autopsie<br />

durchführen, weil sie sonst von der Armee die Auflage erhalten, den Toten<br />

mitten in der Nacht in Anwesenheit von Soldaten und nur weniger<br />

Verwandten begraben zu müssen.<br />

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