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wurde sowohl von der israelischen Regierung als auch den Entführern ignoriert.<br />

Die Entführer mißachteten selbst einen Appell Scheich Yassins im israelischen<br />

Fernsehen, das Leben Toledanos zu verschonen. Nach Angaben<br />

der »Jerusalem Post« vom 22. Juni 1993 gab die Regierung die Verhaftung<br />

von vier Palästinensern aus Ost-Jerusalem bekannt, die der Entführung und<br />

Ermordung Nissim Toledanos beschuldigt werden. Die vier Palästinenser<br />

gehörten nicht der Hamas an. Während einer Anhörung in der Untersuchungshaft<br />

beschwerten sich die Rechtsanwälte bei der Richterin, daß ihre<br />

Mandanten gefoltert wurden und ihnen Essen und Schlafen verweigert<br />

worden sei. Richterin Shelly Timen hält die Anschuldigungen der Anklage<br />

»noch nicht für bewiesen«.<br />

Ihrer Deportation war die Verhaftung von zirka 1600 Palästinensern vorausgegangen.<br />

Von diesen wählte man willkürlich 415 aus und verfrachtete sie<br />

gefesselt und mit verbundenen Augen in einer Nacht-und-Nebel-Aktion mit<br />

Bussen zur libanesischen Grenze. Vorbereitet wurde die Aktion in einer Art<br />

»Geheimsitzung« eines Teils des israelischen Kabinetts. Nachdem Ministerpräsident<br />

Rabin sich entschieden hatte, rief er einige Minister zusammen,<br />

um ihnen die Entscheidung zu eröffnen. Zu ihnen gehörten der Polizeiminister<br />

Moshe Shahal, Wohnungsbauminister Benjamin Ben-Eliezer<br />

sowie der Rechtsprofessor von Meretz, Amnon Rubinstein, seines Zeichens<br />

Energieminister. Wissend von den Vorbehalten von Justizminister David<br />

Libai und der Staatsanwältin Dorit Beinish unterließ es Rabin, beide hinzuzuziehen.<br />

Die rechtliche Lücke mußte der ehemalige Generalstaatsanwalt<br />

Yosef Harish ausfüllen. Er gab am 16. Dezember bekannt, daß Einspruch nur<br />

60 Tage nach der Ausführung der Deportation statthaft sei.<br />

Der israelischen Presse wurde vom Militärzensor am 16. Dezember 1992<br />

ein Maulkorb umgehängt, was die Berichterstattung über Deportationen anbelangte.<br />

Der Zensor gefiel sich im vorauseilenden Gehorsam und verbot den<br />

Leitartiklern selbst Archivmaterial von vorausgegangenen Deportationen zu<br />

benutzen. Zum ersten Mal seit dem Libanon-Feldzug kam es zu einem<br />

Konflikt zwischen dem Militärzensor, der dem Verteidigungsminister und<br />

Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin untersteht, und dem Herausgebergremium.<br />

In Parenthese sei erwähnt, daß die israelischen Zeitungen sich eine<br />

eigene Selbstzensur auferlegt haben, was sensitive »Sicherheitsfragen«<br />

anbetrifft.<br />

Was sich dann abspielte, hätte auch in Hollywood erfunden sein können.<br />

Nachdem am 17. Dezember Familienangehörige von den geplanten Deportationen<br />

Wind bekommen hatten, informierten sie einige Menschenrechtsorganisationen,<br />

die daraufhin eine Eingabe an das Oberste Gericht ein-<br />

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