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nahmte die Herden - bis heute zirka 100.000 - und verkaufte sie zu einem<br />

Drittel des Preises an Fleischhändler in den besetzten Gebieten unter der<br />

Bedingung, daß sie umgehend geschlachtet werden müßten. Danach wurde der<br />

Besitzer der Herde angeklagt und vom Gericht zu einer Geldstrafe verurteilt.<br />

Zusätzlich mußte er noch die Transportkosten bezahlen. Die Beduinen<br />

schlugen der Regierung vor, das Land zu pachten; dies wurde aber abgelehnt,<br />

weil die Armee es als Übungsplatz benötigte. Vor zwei Jahren erklärte der<br />

Kommandeur für den Negev gegenüber dem Journalisten Yitzhak Beily<br />

von »Ha'aretz«, die Benutzung des Negev als Übungsplatz mache nicht die<br />

Verlegung der Beduinen notwendig. Würde es der israli-schen Regierung<br />

auch einfallen, die Bewohner von Mitzpeh Ramon, vom Kibbutz S'deh Boker<br />

oder S'deh Boker College zu evakuieren, weil ihr Gebiet als Schießplatz für<br />

die Armee benötigt werde? Auf der anderen Seite richtet das<br />

Tourismusministerium Beduinenzelte als Touristenattraktionen ein; verbot<br />

den Beduninen aber gleichzeitig, diese selbst zu bewirtschaften. Gleichzeitig<br />

verweigerte man den Beduinen das Leben in den Bergen des Negev, weil<br />

man befürchtet, daß sie dies als Vorwand nehmen könnten, um dort zu bleiben.<br />

Trotz einer intensiven Umsiedlungspolitik in den letzten 27 Jahren leben<br />

immer noch 35.000 Beduinen (55 Prozent) an ihren angestammten Plätzen.<br />

So leben z.B. in den Negev-Dörfern Assam 3000, Abu Kaf und as-Sayad<br />

jeweils 2500 und in Uqby 1000 Einwohner. Einige Marktflecken haben<br />

immerhin hunderte von Einwohnern. Der Anthropologe Clinton Bailey<br />

beschreibt die Politik Israels in den letzten vierzig Jahren gegenüber den<br />

Beduinen des Negev als »ungerecht und ungerechtfertigt« und als ein Beispiel<br />

von »ethnischer Säuberung«.<br />

Die Beduinen des Negev fordern von der Rabin-Regierung die Anerkennung<br />

ihrer Besitzrechte, das Ende der Häuserzerstörung - auch jene, die<br />

ohne Genehmigung gebaut wurden -, die Abschaffung der »grünen Streife«,<br />

finanzielle Entschädigung für den Verlust ihrer Schafherden, das Ende der<br />

Zerstörung ihrer Moscheen und Friedhöfe sowie die Zurückführung ihres<br />

Eigentums.<br />

Gemäß der israelischen Unabhängigkeitserklärung ist das Land ein jüdischer<br />

Staat, der seine »Tür für jeden Juden offen hält«. Nach dieser Definition<br />

versteht sich das Land nicht als ein Staat für alle seine Bürger, sondern nur<br />

für eine spezifische, religiös-nationale Gruppe. Liegt die Ungleichbehandlung<br />

und die Wurzel der Diskriminierung gegenüber den Palästinensern<br />

nicht in bestimmten Gesetzen begründet, die ausschließlich auf Juden hin<br />

erlassen worden sind? So heißt es im ersten Teil des Rückkehrergesetzes von<br />

1950, daß »jeder Jude das Recht hat, als Immigrant in dieses Land zu<br />

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