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kulusive des jüdischen Viertels - enteignet worden. Ein weiteres jüdisches<br />
Viertel außerhalb - südlich der Altstadt - ist in Silwan geplant. 1991 und 1992<br />
haben jüdische Siedler in Kooperation mit dem Wohnungsbauministerium<br />
einige Häuser besetzt. Die Siedler und auch die Stadtverwaltung von<br />
Jerusalem ließen sich durch den massiven Protest der Bevölkerung nicht beeindrucken.<br />
Eine Art historischer Rechtfertigung erhielt die illegale Aktion<br />
dadurch, daß die jüdische Siedlung »Stadt David« genannt wurde.<br />
Mit welch fragwürdigen Methoden Israel versucht, Legitimität über die<br />
Altstadt zu gewinnen, zeigt das Untertunnelungsprojekt unterhalb der Klagemauer,<br />
das 1968 begann. Erstmals wurde es Anfang der siebziger Jahre<br />
entdeckt, als Gebäude, die zur Wqaf gehörten, Risse bekamen und einstürzten.<br />
Die Ausgrabungen begründete man damals mit archeologischen Argumenten.<br />
In den achtziger Jahren veröffentlichte das Religionsministerium, daß die<br />
Ostmauer des alten Tempels sich über diesen hinaus erstrecke und entlang des<br />
Tempelberges verlaufe; somit stellt dies ebenfalls für Juden einen heiligen<br />
Ort dar. Der leitende Architekt der Wqaf, Adnan Husseini, befürchtet, daß<br />
sich daraus Ansprüche auf den gesamten Tempelberg ableiten lassen könnten.<br />
Augenblicklich hat der Tunnel eine Länge von 480 Meter und könnte an der<br />
Via Dolorosa durchbrochen werden. 1984 erlaubte Israel einem<br />
Repräsentanten der UNESCO, Raymond Lamar, den Tunnel zu inspizieren.<br />
Er erklärte, daß die Grabungen »unprofessionell« mit religiösen Motiven<br />
verbunden seien. Am 23. Februar 1992 schrieb der stellvertretende<br />
Bürgermeister für arabische Angelegenheiten der Stadt Jerusalem, Amir<br />
Heshin, an Adnan Husseini, daß die Ausgrabungen gestoppt würden. Dieses<br />
Versprechen wurde aber nicht eingehalten. Es gibt keine Kontroll-möglichkeit<br />
für die Wqaf, da sie eine Genehmigung von Heshin benötigt.<br />
Am 3. Juli 1988 wurde versucht, heimlich den Tunnel zu durchstoßen. Es<br />
kam zu gewaltsamen Auseinandersetzungen; der Versuch wurde abgebrochen.<br />
Ministerpräsident Yitzhak Shamir befolgte 1990 den Rat des Geheimdienstes,<br />
daß ein Durchbruch des Tunnels zu einem Blutbad führen<br />
würde. Trotz dieser Warnung unterzeichneten zwanzig Mitglieder des<br />
Stadtrates von Jerusalem eine Petition und verlangten die Öffnung des Tunnels.<br />
Die Initiative ging von Shmuel Meir von der Nationalreligiösen Partei aus, der<br />
sich als Lobbyist der Siedler im Jerusalemer Stadtrat betätigt. Bereits 1972<br />
führte die Untertunnelung zu einem teilweise Einsturz der 600 Jahre alten<br />
islamischen Othmaniya Schule. Zwanzig Jahre waren noch nicht lange genug,<br />
um die Schäden zu beheben. Schülern und Lehrern ist es seither verboten, die<br />
Schule zu betreten. Um das Bild zu vervollständigen, müssen noch andere<br />
Plätze mitberücksichtigt werden. So wurde die Tanqi-<br />
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