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der Grund waren die Wahlen zum Studentenparlament. Die Soldaten belagerten<br />

den Campus und errichteten Straßensperren und verweigerten bis auf<br />

Studenten und Arbeitern allen anderen Personen den Zutritt zur Universität.<br />

Beobachtungsposten wurden auf den Dächern plaziert, um das Gelände<br />

beobachten zu können. Die Belagerung wurde am nächsten Tag aufgehoben.<br />

Nach den im Zuge der Massendeportationen zugenommenen Gewaltätigkeiten<br />

auf beiden Seiten entschloß sich die israelische Regierung, die besetzten<br />

Gebiete am 30. März 1993 für eine unbestimmte Zeit total abzuriegeln.<br />

Ob die Abriegelung völkerrechtswidrig ist, scheint auch zwischen den<br />

Menschenrechtsorganisationen umstritten zu sein. So sieht PHRIC darin einen<br />

Verstoß gegen Völkerrecht, weil es die Bewegungsfreiheit einer ganzen<br />

Bevölkerung einschränkt und deshalb eine Kollektivstrafe darstellt. Dagegen<br />

sieht der Dkektor von BTselem, Yizhar Be'er, in der totalen Abriegelung<br />

keine Verletzung der Menschenrechte, wie er in einem Gespräch im Juni<br />

1993 mit dem Autor betonte. »Jede Macht hat das Recht, ihre Grenzen zu<br />

schließen.« Die jetzige Situation verstoße nicht gegen das Völkerrecht, so<br />

Be'er. »Es ist eine Art des Friedens.« Die Abriegelung kann seiner Meinung<br />

nach aufrechterhalten werden; die Palästinenser müssen aber Zugang zu den<br />

elementarsten sozialen und wirtschaftlichen Einrichtungen sowie zu Ost-<br />

Jerusalem haben. Trotz dieser unterschiedlichen Sichtweise verurteilten am 21.<br />

April 1993 über 20 palästinensische und israelische Menschenrechts-und<br />

humanitäre Organisationen die Abriegelungsmaßnahmen Israels. Sie wiesen<br />

in ihrer gemeinsamen Stellungnahme auf die völkerrechtliche Verantwortung<br />

Israels und auf die massiven Auswirkungen auf die Bevölkerung hin. ACRI<br />

unterschrieb als einzige der Menschenrechtsorganisationen diese<br />

Stellungnahme nicht, weil die Organisation in der Jerusalem-Frage befangen<br />

war, und zwar in der Beachtung inner-israelischen Rechts, das die Annexion<br />

des Ostteils der Stadt für rechtens erklärt, und dem Völkerrecht, das dies als<br />

illegal bezeichnet.<br />

Diese Abriegelung wird durch 57 Straßensperren kontrolliert. Sie teilen die<br />

besetzten Gebiete in vier getrennte militärische Enklaven oder Kantone;<br />

nördliche Westbank, Ost-Jerusalem, südliche Westbank und den Gaza-Streifen.<br />

Neun Dörfer in der Westbank - um Jerusalem herum gelegen - sind zwischen<br />

israelischen Straßensperren und den Siedlungen eingeschlossen und vom<br />

Rest der Westbank völlig isoliert. An diesen militärischen Kontrollpunkten<br />

kommt es häufig zu Zwischenfällen, die oft tödlich enden. Nach Angaben<br />

von PHRIC starben in der Zeit von Januar bis Mitte November 1993 17<br />

Palästinenser durch Schüsse an diesen Kontrollpunkten.<br />

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