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Schwartz im Januar-Heft von »Challenge«. Dabei handelt es sich um das<br />

Haus der Witwe Faiza Abu Shafe. Nachdem sie aus dem Irak zurückgekehrt<br />

war, wo ihr Mann überraschend starb, zog sie in ihr Heimatdorf Sil-wan mit<br />

ihren vier Kindern. Dort baute sie ein einstöckiges Haus sowie einen<br />

Schuppen für ihre Ziegen, Hühner und Gänse. Vor einem Jahr errichtete sie<br />

ein weiteres Stockwerk für die inzwischen verhekateten Kinder. Sie beantragte<br />

eine Baugenehmigung, erhielt aber wie fast alle Palästinenser von Ost-<br />

Jerusalem eine Absage. In Parenthese sei erwähnt, daß alle Häuser, die seit<br />

1967 in Silwan gebaut worden sind, ohne eine solche Genehmigung<br />

entstanden. Ende November 1993 erhielt die Familie den »Abbruch-Auftrag«,<br />

unterzeichnet vom neuen Bürgermeister Ehud Olmert. Daraufhin ging<br />

Tochter Salah zur zuständigen Stelle bei der Jerusalemer Stadtverwaltung.<br />

Dort erzählte man ihr, sie solle das zweite Stockwerk selber abreißen, um die<br />

Kosten zu sparen. Der erste Stock könne stehen bleiben. Die Familie lieh sich<br />

entsprechendes Gerät aus und zerstörte ihr für 70.000 Shekel errichtete<br />

zweites Stockwerk. Am 11. Dezember war die Tat vollbracht! Am 16.<br />

Dezember war das Haus von Militär, der Polizei und Vertretern der Jerusalemer<br />

Stadtverwaltung umstellt. In wenigen Minuten war das restliche<br />

Haus zerstört, ohne daß man der Familie Gelegenheit gegeben hätte, ihre<br />

Tiere zu retten; ebenso wurden ihre persönliche Habe und die Einrichtung<br />

zerstört. Diejenigen, die sich auf ein Streitgespräch mit den Behörden einließen,<br />

schlug man. Die Amtsperson, mit der Salah gesprochen hatte, stritt<br />

ab, jemals mit ihr zu tun gehabt zu haben. Auf die verzweifelte Frage von<br />

Faiza, wie irgend jemand auch nur vom Frieden sprechen könne, wenn die<br />

Israelis den Palästinensern das Bauen von Häusern verböten, konnte keiner<br />

beantworten.<br />

Silwan und der angrenzende Wadi Yasul gehören zu den schönsten Gegenden<br />

um Jerusalem. Der Planungsausschuß der Stadt Jerusalem hat den<br />

Bau eines Hotels oberhalb des Wadis beschlossen. Zu diesem Komplex<br />

gehören 30.000 Quadratmeter Land. Die Familie Musa und Khader Hirbawi<br />

beantragten Mitte der achtziger Jahre eine Baugenehmigung für ein Haus im<br />

Wadi Yasul. Diese wurde mit der Begründung abgelehnt, dieses Gebiet sei als<br />

»Grünzone« ausgewiesen, in der nicht gebaut werden dürfe. Ihnen wurden<br />

aber keinerlei Pläne gezeigt. In den folgenden fünf Jahren stellten sie immer<br />

wieder neue Bauanträge, jedoch ohne Erfolg. 1992 entschloß sich die Familie<br />

zu bauen. Im Januar 1993 war das Haus fertig. Kurz nach der Fertigstellung<br />

erschienen Vertreter der Stadtverwaltung und fotografierten das Haus. Nach<br />

einigen Wochen erhielt die Familie die Aufforderung zum Abriß. Ein<br />

beauftragter Rechtsanwalt handelte mit der Stadt eine Strafe in<br />

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