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mehr viel wissen; sie haben sich dem allgemeinen Konsens angeschlossen.<br />
So stimmten sie für die Massendeportation, obwohl Ministerin Shulamit<br />
Aloni vorher festgestellt hat, sie würde persönlich dagegen vorgehen. BTselem<br />
kam unter Druck von selten ihrer früheren Mitglieder, die jetzt Regierungsämter<br />
bekleiden. So attackierte Dedi Zucker in »Hadashot« vom 19. Juli<br />
1993 die Organisation dafür, daß sie einen Bericht über die Tötung von<br />
Kindern in den besetzten Gebieten herausgebracht habe und nicht über die<br />
Tötungen von Kollaborateuren. Schon vor drei Jahren hatte das Direktorium<br />
über die Veröffentlichung eines solchen Berichtes kontrovers diskutiert.<br />
Befürworter waren Dedi Zucker, Amnon Rubinstein und Haim Oron.<br />
Nachdem der Bericht nicht erschien, griffen führende Persönlichkeiten von<br />
Meretz den Direktor von BTselem, Yizhar Be'er, mit dem Argument an, die<br />
Glaubwürdigkeit der Organisation stehe auf dem Spiel. Für Dedi Zucker ist<br />
dies eine »ungerechtfertigte Verzögerung«. Be'er verteidigte sich gegen die<br />
Angriffe der drei mit dem Hinweis, daß die Regierung für die Verschlechterung<br />
der Lage der Menschenrechte verantwortlich sei, und dies maßgeblich zur<br />
Verzögerung beigetragen habe. Direktionsmitglied Avishai Margalit von<br />
BTselem kritisierte Minister Rubinsteins Angriffe auf den Bericht über die<br />
Tötung von Kindern. »Wenn Rubinstein versucht, durch Angriffe auf BTselem<br />
den Bericht über die Tötung von Kindern zu diskreditieren, kommt dies von<br />
seiner Seite einer Prostitution an dieser Regierung gleich.«<br />
Nach Angaben von Associated Press beläuft sich die Zahl der getöteten<br />
Kollaborateure auf zirka 770. BTselem schätzt deren Zahl zwischen 771 und<br />
942. Obwohl BTselem das Recht der Palästinenser auf Selbstverteidigung<br />
anerkennt, müssen dabei jedoch internationale Menschenrechtsstandards<br />
gewahrt bleiben. Wie die Untersuchung zeigt, »war dies aber nicht immer der<br />
Fall«. Wie sind nun diese Morde einzuschätzen, und als was sollen sie<br />
bewertet werden? Aufgrund dieser hohen Zahl kann man nach BTselem von<br />
schweren Menschenrechtsverletzungen von Palästinensern an Palästinensern<br />
sprechen. Die Organisation argumentiert, daß die palästinensischen<br />
Organisationen wie PLO, Hamas u.a. eine quasi eigene Infrastruktur besitzen,<br />
die autoritativen Charakter habe, und deshalb durch diese Strukturen eine<br />
Kontrolle der Gruppen stattfinden müsse. Demzufolge seinen sie auch indirekt<br />
für die Morde mitverantwortlich, ja vielleicht sogar ihre heimlichen<br />
Auftraggeber. Zu Beginn hatten sie es jedoch versäumt, sich dezidiert gegen<br />
die Tötungen auszusprechen. Neben der Erschießung haben die<br />
palästinensischen Organisationen auch andere Methoden der Bestrafung wie<br />
das Schießen in die Beine, das Brechen von Knochen oder Hausarrest<br />
angewandt. Vor einem sogenannten »Volksgericht« wurden Pa-<br />
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