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Die Stimmung im Lager ist von Furcht gekennzeichnet. Obwohl es in<br />

Ketziot keine Verhöre oder Folter gibt, ist es das einzige Lager, in dem bewaffnete<br />

Aufseher Dienst tun. Dies dient ihrer Sicherheit. 1992 gab es zwei<br />

schwere Zwischenfälle, als Gefangene die Waffe eines Soldaten entwenden<br />

wollten. Am 19. Dezember 1993 kam es wieder zu Spannungen im Lager,<br />

weil die Gefangenen meinten, sie seien gegenüber der Lagerleitung nicht<br />

ausreichend vertreten. Sie weigerten sich, beim Zählen der Gefangenen zu<br />

sitzen. Das Wachpersonal setzte daraufhin Schlagstöcke, Tränengas und<br />

scharfe Munition ein. Mindestens fünf Gefangene wurden erschossen, 121<br />

durch Schläge oder Tränengas verletzt. 56 der Gefangenen wurden in Isolationshaft<br />

genommen.<br />

Bis heute wurden zirka 30 Gefangene von Mithäftlingen umgebracht,<br />

darunter kein Internierter. Einige von ihnen waren sogenannte Kollaborateure.<br />

In Ketziot gibt es für bedrohte Gefangene eine separate Abteilung, in<br />

der sie für einige Zeit untergebracht werden. Auch die medizinische Versorgung<br />

in diesem Lager läßt zu wünschen übrig. Wasser und Aspirin scheinen<br />

die Lösung für alle Gesundheitsprobleme zu sein. Die Ärzte des Lagers absolvieren<br />

hier ihren Reservedienst und können schon aus diesem Grunde<br />

nicht mit den Krankengeschichten der Gefangenen vertraut sein. Diese<br />

Ärzte sind auch für die Soldaten zuständig. Für Gefangene in Ketziot gibt<br />

es keine Möglichkeit, von einem externen Arzt untersucht zu werden. Für<br />

Verwaltungshäftlinge gibt es aber eine Spezialklinik. Auf der Fahrt zum<br />

Krankenhaus in Beersheba sind die Gefangenen an Händen und Füßen gefesselt.<br />

Die Gefangenen beklagen die Überbürokratisierung. Auf jedes Problem,<br />

das angesprochen werde, erhalte der Häftling die alles erklärende<br />

Antwort: »Der Sache wird nachgegangen.« Gelöst wird aber dann doch<br />

nichts.<br />

Schon von weitem hört man die Lautsprecher des Lagers, aus denen täglieh<br />

für fünf Stunden die »Stimme Israels« auf Arabisch auf die Gefangenen<br />

niedergeht. Das Lager erweckt den Eindruck eines »Konzentrationslagers«.<br />

Es hat riesige Ausmaße, macht einen notdürftigen Eindruck und liegt völlig<br />

isoliert in der Wüste. Umgeben ist es von einem hohen Stacheldrahtzaun und<br />

Wachtürmen. Trotz guten Willens, läßt sich aus diesem Lager kein lebenswerter<br />

Ort machen.<br />

1990 wurden neue Einrichtungen für Administrativhäftlinge geschaffen,<br />

die als besonders »gefährlich« und als »führende Persönlichkeiten« eingestuft<br />

wurden, sowie für Gefangene mit langen Haftstrafen. Diese »Gebäude«<br />

sehen aus wie Käfige. Sie bestehen aus hohen Mauern und sind mit<br />

Stacheldraht überspannt, darüber befindet sich ein »Dach« aus Leinwand.<br />

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