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spruchsverfahren gewährleistet« werden müsse; jeder muß »persönlich« dazu<br />

die Möglichkeit erhalten.<br />

Um Deportationen schneller durchführen zu können, erließ Ministerpräsident<br />

Rabin am 16. Dezember 1992 Befehl Nr. 97, der es dem Militärkommandeur<br />

in den besetzten Gebieten erlaubte, Unruhestifter zu vertreiben. Fast<br />

gleichzeitig wurde Militärerlaß Nr. 1086 in Kraft gesetzt, der es jedem<br />

Militärkommandeur ermöglichte, die Deportation zu veranlassen. Die Möglichkeit<br />

des Einspruchs gegen diese Entscheidung wurde erst zugelassen,<br />

wenn der Befehl ausgeführt war. Familienangehörige oder ein Rechtsanwalt<br />

mußten Einspruch gegen die Ausweisung einlegen. Dieser Militärerlaß wurde<br />

anfänglich nicht den Anwälten zur Verfügung gestellt.<br />

Wie kam es zur Entscheidung Israels, 415 Palästinenser auszuweisen? Mit<br />

der Regierungsübernahme durch Yitzhak Rabin war die Hoffnung verbunden,<br />

die Verletzung der Menschenrechte würde nachlassen; das Gegenteil davon<br />

trat jedoch ein. Die Zahl der getöteten Palästinenser stieg in den ersten sechs<br />

Monaten der Rabin-Regierung ständig an. Nach Angaben von BTselem stieg<br />

von August 1992 bis Januar 1993 die Zahl der getöteten Palästinenser auf 76,<br />

in den ersten sechs Monaten des Jahres 1992 waren es 63. Im gleichen<br />

Zeitraum stieg die Zahl der getöteten palästinensischen Kinder von sechs auf<br />

16. BTselem untersuchte jeden Einzelfall und stellte fest, daß in zwei Dritteln<br />

der Fälle Soldaten schössen, ohne in Lebensgefahr gewesen zu sein. Bei einer<br />

Anhörung am 9. Februar 1993 vor dem Verteidi-gungs- und Auswärtigen<br />

Ausschuß wurden Kopien dieses Berichtes vom Meretz-Abgeordneten Naomi<br />

Hazan verteilt. Generalstabschef Ehud Barak reagierte wütend. »Der Anstieg<br />

der getöteten Palästinenser existiert nur in den kranken Gehirnen derer, die<br />

diesen Unsinn erfunden haben.« Er behauptete vor dem Ausschuß, daß in<br />

1992 nur 88 Palästinenser und nicht 121, wie BTselem behauptete,<br />

erschossen worden seien. Rechte Politiker aus allen Parteien warfen BTselem<br />

vor, »falsche und boshafte Propaganda« zu verbreiten. Nach einer Woche<br />

mußte ein etwas verlegener Generalstabschef zugeben, daß die Zahlen von<br />

BTselem korrekt waren. Er entschuldigte sein Verhalten damit, falsch<br />

unterrichtet worden zu sein.<br />

Der auslösende Faktor für die Massendeportation war die Entführung und<br />

Ermordung des Grenzpolizisten Nissim Toledano durch Hamas-Aktivisten.<br />

Vorausgegangen waren die Ermordung israelischer Zivilisten und Soldaten.<br />

Während der Entführung Toledanos regte der inoffizielle Sprecher von<br />

Hamas, Mahmoud Zahar, an, im Austausch für Toledano solle Israel einer<br />

internationalen Medizinerkommission gestatten, den Gesundheitszustand<br />

Scheich Ahmad Yassins zu untersuchen. Dieser Vorschlag<br />

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