Beilagen â Ständerat - Schweizer Parlament
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Auch aus den anderen geopolitischen Gruppen und von vielen nationalen Delegationen gingen zahlreiche Änderungsanträge ein, welche allerdings zum Teil eher auf<br />
eine Ausweitung des Aufgabenspektrums abzielten. Das Exekutivkomitee befasste sich im September 2011 mit den Anträgen und Anregungen, welche aus der<br />
gesamten Mitgliedschaft der Organisation eingegangen waren. Das Komitee nahm eine Bereinigung vor und einigte sich auf die Struktur und den Inhalt der Strategie.<br />
Aus der Sicht verschiedener europäischer Mitgliedsländer, die auch von der <strong>Schweizer</strong> Delegation geteilt wird, umfasst die Strategie noch immer ein zu weites<br />
Spektrum von Aspirationen und Zielsetzungen. Zwar sind sie alle vertretbar und wünschbar, aber es stellt sich die Frage, wie eine Organisation mit knapp 50<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und einem regulären Budget von 13 Millionen Franken all diesen Erwartungen und Ansprüchen gerecht werden kann. Diese Gruppe<br />
von Ländern hätte es vorgezogen, deutlicher und realistischer Prioritäten zu setzen. Sie plädierte für eine Fokussierung auf jene Themen und Aufgabenbereiche, in<br />
welchen die IPU tatsächlich einen Unterschied bewirken kann, wie dies anderen internationalen Akteuren nicht ebenso gut oder gar besser möglich wäre. Es gehört<br />
jedoch zu den Gesetzmässigkeiten einer globalen Organisation, dass das Zustandekommen eines Beschlusses, der von allen Mitgliedern im Konsens getragen wird,<br />
eine hohe Bereitschaft zum Kompromiss und zu gegenseitigem Entgegenkommen beinhaltet.<br />
In diesem Sinne hiess der Rat der IPU, in welchem alle nationalen Delegationen mit drei <strong>Parlament</strong>smitgliedern vertreten sind, an der 125. IPUVersammlung in Bern<br />
das Strategiepapier im Konsens gut. Für die Organisation bedeutet es einen wichtigen Schritt, dass sie damit erstmals eine strategische Planung formuliert hat,<br />
welche aufgrund von intensiven Diskussionen in der gesamten Mitgliedschaft über die Kernaufgaben und Zielsetzungen der Organisation zustande kam. Die<br />
Fokussierung der strategischen Ziele kann künftig zweifellos noch weiter verbessert werden, indem sie aufgrund der gesammelten Erfahrungen pragmatischer auf die<br />
zur Verfügung stehenden Ressourcen abgestimmt werden.<br />
Die in Bern verabschiedete Strategie beginnt mit dem folgenden Leitbild:<br />
Die Rolle der IPU<br />
Die IPU, die Weltorganisation der nationalen <strong>Parlament</strong>e, ist ein Forum für den Dialog zwischen <strong>Parlament</strong>arierinnen und <strong>Parlament</strong>ariern verschiedener Länder. Sie<br />
dient der interparlamentarischen Zusammenarbeit und unterstützt die <strong>Parlament</strong>e und <strong>Parlament</strong>smitglieder aller Welt bei der Erfüllung ihrer Aufgaben. Eines ihrer<br />
wichtigsten Ziele ist die Förderung von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Die IPU erstellt Leitlinien, verbreitet Informationen über die best practices" und<br />
unterstützt die <strong>Parlament</strong>e im Streben nach mehr Einfluss und Effizienz. Ausserdem setzt sie sich für die Achtung der Grundrechte der <strong>Parlament</strong>smitglieder und<br />
die Verbreitung universeller Werte, Normen und Grundsätze ein. Sie macht sich für die Gleichstellung der Geschlechter und für die Mitwirkung der Frauen in Politik<br />
und Gesellschaft stark. Des Weiteren unterstützt die Union die <strong>Parlament</strong>e dabei, die immer dichtere internationale Agenda zu bewältigen und den Vereinten<br />
Nationen und anderen multilateralen Organisationen eine parlamentarische Dimension zu verleihen.<br />
Kurzum, die Devise der IPU lautet: Bessere <strong>Parlament</strong>e, stärkere Demokratien!<br />
Sie enthält ferner drei strategische Ausrichtungen, welche je durch drei Zielsetzungen konkretisiert werden:<br />
Strategische Ausrichtung 1: Bessere <strong>Parlament</strong>e, stärkere Demokratien<br />
Mit Hilfe der <strong>Parlament</strong>e die Demokratie stärken<br />
Die Gleichstellung der Geschlechter voranbringen<br />
Die Menschenrechte schützen und fördern<br />
Strategische Ausrichtung 2: Stärkere Mitwirkung der <strong>Parlament</strong>e auf internationaler Ebene<br />
Den Vereinten Nationen und anderen multilateralen Organisationen eine parlamentarische Dimension verleihen<br />
Bei den <strong>Parlament</strong>en um mehr Unterstützung für die internationalen Entwicklungsziele werben<br />
Zur Friedensförderung und Konfliktprävention beitragen<br />
Strategische Ausrichtung 3: Stärkung der IPU als wirksames Instrument der parlamentarischen Zusammenarbeit<br />
Die Mitgliedschaft aller nationalen <strong>Parlament</strong>e in der IPU erreichen und die Bindung zu den Mitgliedern verstärken<br />
Die Sichtbarkeit der IPU durch eine moderne Kommunikationsstrategie erhöhen<br />
Die Organisation und Koordination der Tätigkeiten sowie die interne Aufsicht verbessern<br />
Das vollständige Strategiedokument mit Erläuterungen zu allen Zielsetzungen findet sich auf der IPUWebsite unter dem folgenden Link:<br />
www.ipu.org/french/perdcls.htm#strategy<br />
3. Schaffung einer Subkommission für Finanzen<br />
Das ordentliche Budget der IPU wird finanziert durch die Beiträge der Mitglieder, also der nationalen <strong>Parlament</strong>e der aktuell 162 Staaten, welche in der IPU vertreten<br />
sind. Die Beitragsskala der IPU orientiert sich an der Beitragsskala der Uno. Bedingt durch den Hauptsitz Genf wird das Budget der IPU in <strong>Schweizer</strong>franken<br />
gerechnet. Das ordentliche Budget der IPU für 2011 betrug 13,6 Millionen Franken. Grösster Beitragszahler war Japan mit 11,7 Prozent bzw. 1,4 Millionen Franken.<br />
Der Beitrag der Schweiz im Jahr 2011 betrug 1,6 Prozent bzw. 192 000 Franken.<br />
Einzelne Projekte und Programme der IPU werden aus freiwilligen Beiträgen finanziert. In den vergangenen Jahren haben etwa die staatlichen Agenturen für<br />
Entwicklungszusammenarbeit von Irland, Kanada und Schweden sowie das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen freiwillige Beiträge geleistet, die zum Teil<br />
an spezifische Projekte gebunden waren, zum Teil aber auch von der IPU frei eingesetzt werden konnten.<br />
Als Folge der Finanzkrise und schrumpfender Staatsbudgets wurde in zahlreichen Mitgliedstaaten auch das Budget des <strong>Parlament</strong>es gekürzt. Da die<br />
Rechnungslegung der IPU in <strong>Schweizer</strong>franken erfolgt, wuchs mit der Aufwertung des Frankens für viele Mitglieder der Jahresbeitrag in ihrer eigenen Währung selbst<br />
dann weiter an, wenn der Frankenbetrag unverändert blieb.<br />
In früheren Jahren wurde das jährliche Budget der Organisation in der Regel ohne grosse Kontroversen verabschiedet. Aufgrund der veränderten Rahmenbedingungen<br />
ergaben sich zunehmend lebhafte Debatten über den Budgetvorschlag. Das Exekutivkomitee ist zuständig dafür, den Budgetentwurf des Sekretariats zu beraten und<br />
zu modifizieren, bevor er zur Stellungnahme an die geopolitischen Gruppen und die Mitglieder gelangt und schliesslich dem Rat der IPU zum Beschluss vorgelegt<br />
wird.<br />
Aufgrund der intensiveren Auseinandersetzungen über die Budgetplanung wurde offensichtlich, dass die bisherigen Abläufe und Mechanismen sowohl aus<br />
terminlichen wie auch aus organisatorischen Gründen den parlamentarischen Gremien zu wenig Möglichkeiten boten, in einem frühen Stadium auf die Budgetplanung<br />
Einfluss zu nehmen. In dieser Situation beantragte Nationalrätin Doris Stump anlässlich der Sitzung des Exekutivkomitees am 5. Oktober 2010 die Bildung eines<br />
Spezialausschusses für Finanzfragen innerhalb des Exekutivkomitees. Diese kleine und flexible Gruppe von sechs Personen je ein Mitglied aus jeder geopolitischen<br />
Gruppe sollte sich künftig schon in einer frühen Phase an der Erarbeitung des Budgetvorschlags für das folgende Jahr beteiligen und anschliessend das vollzählige<br />
Exekutivkomitee beraten bei der Behandlung des Budgets und anderer Fragen, welche die Finanzen und den Haushalt der Organisation betreffen.<br />
Der Vorschlag von Nationalrätin Stump, Mitglied des Exekutivkomitees, fand breite Zustimmung. Dennoch galt es zunächst, einige Hindernisse bis zur Einsetzung<br />
einer Subkommission für Finanzen zu überwinden. Das Exekutivkomitee beauftragte eine kleine Arbeitsgruppe unter Leitung von Doris Stump, einen Entwurf für die<br />
erforderlichen Anpassungen des Reglements des Exekutivkomitees auszuarbeiten. Die Arbeitsgruppe schlug vor, das Reglement bloss um einen Artikel zu ergänzen,<br />
in welchem die neue Subkommission verankert wird [1] Das eigentliche Mandat der Subkommission sollte in einem Anhang detailliert festgehalten werden [2] Dieser<br />
Vorschlag der Arbeitsgruppe wurde vom Exekutivkomitee gutgeheissen. Anlässlich der 125. Vollversammlung in Bern wurde die Subkommission unter ausdrücklicher<br />
Würdigung des Engagements von Nationalrätin Stump formell eingesetzt. Die Subkommission hat ihre Arbeit inzwischen aufgenommen. Sie wird das<br />
Exekutivkomitee erstmals bei der Verabschiedung des Budgets 2013 beraten.<br />
4. 124. Interparlamentarische Versammlung vom 15.20. April 2011 in Panama City<br />
Auf Einladung der Interparlamentarischen Union und des <strong>Parlament</strong>es von Panama fand vom 15. bis zum 20. April 2011 in Panama City die 124. Vollversammlung der<br />
IPU statt.<br />
Insgesamt nahmen 1190 Delegierte an der Konferenz teil. 119 nationale <strong>Parlament</strong>e waren als Mitglieder der IPU durch eine Delegation vertreten. Verschiedene<br />
internationale parlamentarische Versammlungen beteiligten sich als assoziierte Mitglieder, und zahlreiche internationale Organisationen nahmen als Beobachter an<br />
den Treffen im Atlapa Convention Center teil. Die Konferenz wurde am 15. April 2011 vom Präsidenten der Republik Panama, Ricardo Martinelli, formell eröffnet.<br />
Joseph Deiss nahm als Präsident der Generalversammlung der Vereinten Nationen am Eröffnungsanlass teil. Er äusserte sich in seiner Rede insbesondere<br />
zum Thema der globalen Gouvernanz. Durch das Auftreten von neuen Akteuren wie der G20, welche schneller und effizienter handeln könnten, drohten die Vereinten<br />
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