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Beilagen — Ständerat - Schweizer Parlament

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Die EU­Delegation informierte die <strong>Schweizer</strong> Delegation über den Stand der Dinge in der EU­Schuldenkrise. Sie brachte zum Ausdruck, dass das Europäische<br />

<strong>Parlament</strong> dem von Frankreich und Deutschland vereinbarten Euro­Rettungsschirm mit grosser Skepsis begegnet, da dieser Rettungsplan nicht im Rahmen der<br />

Europäischen Union ausgearbeitet wurde. Sie erwähnte ausserdem, dass die EU­Institutionen derzeit über die Einführung einer Finanztransaktionssteuer diskutieren,<br />

die für mehr Transparenz im Finanzsektor sorgen soll. Zudem hätten die EU­Institutionen mehrere Behörden, so z.B. die Europäische Bankenaufsichtsbehörde, ins<br />

Leben gerufen, die der besseren Überwachung des Finanzsektors dienen.<br />

Die <strong>Schweizer</strong> Delegation wiederum erinnerte an die Bedeutung des <strong>Schweizer</strong> Finanzsektors und erläuterte die Massnahmen, welche die Schweiz zur Bekämpfung<br />

der Finanzkrise getroffen hat. Sie wies auch darauf hin, dass es der Schweiz trotz der schwierigen Wirtschaftslage gelungen ist, ihre Staatsverschuldung zu<br />

verringern. Die Frankenstärke stelle jedoch eine grosse Herausforderung für das Land dar, weshalb die <strong>Schweizer</strong> Nationalbank gezwungen gewesen sei, auf die<br />

Situation zu reagieren und Massnahmen zur Stabilisierung des Franken­Euro­Kurses zu ergreifen.<br />

4. 2. 5. Der EU­Binnenmarkt und die Bedenken der Unternehmen und Bürger hinsichtlich der Handelshemmnisse<br />

Die EU­Delegation erklärte eingangs, dass es sehr wichtig ist, das Vertrauen der europäischen Unternehmen und Bürger in den EU­Binnenmarkt wiederherzustellen.<br />

Die Stärkung des Binnenmarktes erhöhe die Chancen, schnell aus der Wirtschaftskrise herauszukommen.<br />

Die eidgenössische Delegation wies ihrerseits darauf hin, wie wichtig der EU­Binnenmarkt für die Schweiz ist. Sie erläuterte in diesem Zusammenhang, dass<br />

angesichts der im europäischen Vergleich niedrigen Arbeitslosenquote in ihrem Land viele EU­Bürgerinnen und Bürger in die Schweiz kommen, um dort dauerhaft zu<br />

arbeiten und zu wohnen.<br />

Ausserdem erinnerte sie daran, dass Tag für Tag zahlreiche europäische Dienstleister in der Schweiz tätig sind. Wie bereits am bilateralen Treffen vom 16. und 17.<br />

Mai in Lugano zeigte sie Verständnis dafür, dass sich die Nachbarländer an der Voranmeldefrist für europäische Dienstleistungserbringer stossen. Sie betonte jedoch<br />

erneut, dass das entsprechende administrative Verfahren vom SECO stark vereinfacht worden ist und die Voranmeldefrist für die Schweiz eine grosse Bedeutung hat.<br />

Diese Frist sei unabdingbar, um zu verhindern, dass die Personenfreizügigkeit zu Lohndumping und einer Verschlechterung der Arbeitsbedingungen in der Schweiz<br />

führt. Es sei daran erinnert, dass sich die beiden Delegationen bereits seit mehreren Jahren mit diesem Thema beschäftigen. Das Dossier war insbesondere 2010 im<br />

Fokus der <strong>Schweizer</strong> Delegation, nachdem der Ausschuss für Binnenmarkt und Verbraucherschutz des Europäischen <strong>Parlament</strong>s einen Bericht veröffentlicht hatte,<br />

in welchem der Schweiz vorgeworfen wurde, die auf ihrem Staatsgebiet tätigen europäischen Unternehmen wirtschaftlich zu diskriminieren. Die Delegation hatte sich<br />

damals sehr dafür stark gemacht, den Tonfall dieses Berichts abzuschwächen.<br />

4. 2. 6. Sanierungsarbeiten am Gotthard­Strassentunnel<br />

Die <strong>Schweizer</strong> Delegation informierte die EU­Delegation über die laufenden Diskussionen zu den Sanierungsarbeiten am Gotthard­Strassentunnel. Diese Arbeiten<br />

werden sich auch auf den Verkehr aus und in die EU­Mitgliedstaaten auswirken. Sie betonte, dass die Sanierung unerlässlich ist, da der Tunnel ursprünglich nicht für<br />

den Schwerverkehr konzipiert wurde.<br />

4. 3. Besuch des EU­<strong>Parlament</strong>spräsidenten Jercy Buzek vom 9. und 10. Juni 2011 in der Schweiz<br />

Am 9. und 10. Juni 2011 stattete der Präsident des Europäischen <strong>Parlament</strong>s, Jercy Buzek, der Bundesversammlung einen Besuch ab. Er wurde begleitet von der<br />

Vizepräsidentin Diana Wallis sowie von Mitgliedern verschiedener Legislativausschüsse des Europäischen <strong>Parlament</strong>s. Der Delegation gehörten unter anderem<br />

Mitglieder der Delegation für die Beziehungen zur Schweiz (SINEEA­Delegation) sowie der Ausschüsse für Wirtschaft und Währung (ECON), für Verkehr und<br />

Fremdenverkehr (TRAN), für Industrie, Forschung und Energie (ITRE), für Binnenmarkt und Verbraucherschutz (IMCO), für auswärtige Angelegenheiten (AFET) und für<br />

Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (ENVI) an.<br />

Die Mitglieder der Ausschüsse des Europäischen <strong>Parlament</strong>s konnten sich jeweils mit den Mitgliedern der entsprechenden Kommissionen des <strong>Schweizer</strong><br />

<strong>Parlament</strong>s unterhalten. Neben dem allgemeinen Zustand der bilateralen Beziehungen zwischen der Schweiz und der EU standen folgende Themen im Mittelpunkt:<br />

die Rolle der Schweiz im europäischen Warenverkehr, die Auswirkungen der Klima und Energiepolitik der EU auf die Schweiz, die Massnahmen der EU zur<br />

Bekämpfung der Krise in der Eurozone, die Finanzmarktregulierung in der Schweiz und in der EU sowie der Arabische Frühling und seine Auswirkungen auf die<br />

Schweiz und die EU.<br />

Dieser bedeutende Besuch war Teil der Bestrebungen der beiden <strong>Parlament</strong>e, ihre Beziehungen nach dem Inkrafttreten des Lissabon­Vertrags, der dem<br />

Europäischen <strong>Parlament</strong> neue Kompetenzen bei der Genehmigung von Abkommen mit Drittstaaten verliehen hat, zu vertiefen. Seit 2009 setzt sich die <strong>Schweizer</strong><br />

Delegation für einen Ausbau der interparlamentarischen Kontakte ein, seien es nun jene zur Delegation des Europäischen <strong>Parlament</strong>s für die Beziehungen zur<br />

Schweiz oder jene zu den Legislativausschüssen. Sie war deshalb stark eingebunden in die Vorbereitungen und die Organisation dieses hochrangigen Besuchs.<br />

5. Arbeiten des Gemischten <strong>Parlament</strong>arischen Ausschusses des EWR<br />

Die Delegation nimmt als Beobachterin an den Sitzungen des Gemischten <strong>Parlament</strong>arischen Ausschusses des EWR teil. Im Berichtsjahr reiste sie zu den<br />

Sitzungen des Ausschusses nach Longyearbyen (Spitzbergen; 12. bis 14. April) und ins Europäische <strong>Parlament</strong> nach Strassburg (26. Oktober).<br />

In Longyearbyen befasste sich der <strong>Parlament</strong>arische Ausschuss hauptsächlich mit den jüngsten Weiterentwicklungen des EWR­Abkommens. Der Ausschuss<br />

begrüsste die Integration zahlreicher Rechtsakte in das EWR­Abkommen und zeigte sich insgesamt zufrieden mit der Umsetzung des Abkommens.<br />

Der Präsident der EFTA­Überwachungsbehörde sprach über die die Finanzkrise, die Island mit voller Wucht getroffen hat. Er bedauerte zutiefst, dass es die<br />

isländische Bevölkerung per Referendum abgelehnt hat, Entschädigungen in Höhe von 3,9 Milliarden Euro an Grossbritannien und die Niederlande zu bezahlen. Diese<br />

beiden Länder hatten zahlreiche ihrer vom Konkurs der isländischen Bank Icesave betroffenen Staatsbürger entschädigen müssen. Laut der Überwachungsbehörde ist<br />

Island gemäss der europäischen Richtlinie über Einlagensicherungssystem verpflichtet, jedem, der Einlagen bei der Icesave­Bank hatte, mindestens 20'000 Euro<br />

auszubezahlen. In diesem Zusammenhang wurde auch über die Restrukturierungspläne gesprochen, mit denen Island aus der Wirtschaftskrise geführt werden soll.<br />

Der Präsident der Überwachungsbehörde wies ausserdem darauf hin, dass seiner Behörde immer mehr Fälle vorgelegt werden, die mit der Entsendung von<br />

Arbeitnehmenden zu tun haben; eine Problematik, die auch die Schweiz betrifft. Er erklärte, dass es schwierig ist, ein Gleichgewicht zu finden zwischen dem EWR­<br />

Abkommen, das den Unternehmen Dienstleistungsfreiheit gewährt, und der Politik der einzelnen Mitgliedstaaten im Bereich des Arbeitnehmerschutzes. Besondere<br />

Probleme würden in diesem Zusammenhang arbeitsrechtliche Bestimmungen aus Island (krankheitsbedingte Absenzen) und Norwegen (bei öffentlichen<br />

Ausschreibungen) bereiten.<br />

Nach der Prüfung des Jahresberichts 2010 ging der Ausschuss zudem auf die besonderen Herausforderungen ein, mit denen sich die Länder im hohen Norden<br />

konfrontiert sehen.<br />

An seiner Sitzung vom 26. Oktober befasste sich der Ausschuss erneut mit der Weiterentwicklung des EWR­Abkommens. Es wurde darauf hingewiesen, dass die<br />

Krise alle Länder betrifft und dass mehrere Massnahmen, mit denen die EU die Krise bekämpfen will, auch Auswirkungen auf den EWR haben. So seien im Rahmen<br />

der EU­Strategie Europa 2020 über 350 Massnahmen vorgeschlagen worden, von denen mindestens die Hälfte zu EU­Recht werden dürfte. Zwölf dieser Massnahmen<br />

beträfen den EWR direkt. Die EU präzisierte zudem, dass der Gemeinsame Markt weiterhin das wichtigste Wachstumsinstrument ist, weshalb es wichtiger denn je<br />

sei, die Mobilität der Arbeitnehmenden zu erhöhen.<br />

Zudem wurde mit Genugtuung zur Kenntnis genommen, wie gut das EWR­Abkommen funktioniert. Die Integration der EU­Rechtsakte in das Abkommen erfolge<br />

stetig, sei zuletzt gar beschleunigt worden. Hingegen schreite die Harmonisierung des Medienrechts und des Rechts im Bereich des audiovisuellen Sektors<br />

langsamer als erwartet voran.<br />

Schliesslich nahm der Gemischte <strong>Parlament</strong>arische Ausschuss einstimmig Resolutionen zur digitalen Agenda für Europa und ihren Auswirkungen auf den EWR<br />

sowie zu den Beiträgen des EWR und Norwegens zur sozialen und wirtschaftlichen Kohäsion in Europa an.<br />

6. Schlussfolgerungen der Delegation<br />

Die Delegation macht darauf aufmerksam, dass mit dem Inkrafttreten des Lissabonner Vertrags am 1. Dezember 2009 die Rolle des Europäischen <strong>Parlament</strong>s im<br />

Entscheidungsprozess der EU gestärkt wurde und das es nun über neue Kompetenzen verfügt bei der Genehmigung von Abkommen mit Drittstaaten.<br />

Aufgrund der Stärkung der Rolle des Europäischen <strong>Parlament</strong>s und vor dem Hintergrund grosser politischer Herausforderungen in der Beziehung zwischen der<br />

Schweiz und der EU drängt sich die Intensivierung der Beziehung zwischen der Bundesversammlung und dem Europäischen <strong>Parlament</strong> auf; Ziel muss es sein den<br />

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