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"Langfassung der Studie zur Lebenssituation von Frauen mit ...

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Seite 14<br />

Kapitel II<br />

„behin<strong>der</strong>t, wenn sie infolge einer körperlichen Schädigung des Organismus, einer<br />

Schwäche <strong>der</strong> geistigen Kräfte o<strong>der</strong> einer seelischen Störung nicht nur vorübergehend daran<br />

gehin<strong>der</strong>t ist, Funktionen und Aktivitäten so auszuüben, wie sie innerhalb einer Bandbreite<br />

als normal betrachtet werden, und so<strong>mit</strong> bei <strong>der</strong> Ausfüllung <strong>der</strong> für die Person im Übrigen<br />

(nach Alter, Geschlecht, sozialem Kontext (…) als normal angesehenen Rolle in <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

benachteiligt ist“ (§ 2 SGB IX 6 ).<br />

Ein erweitertes Verständnis <strong>von</strong> „Behin<strong>der</strong>ung“ enthält die „International Classification of<br />

Functioning, Disability and Health“ (ICF) <strong>der</strong> Weltgesundheitsorganisation (WHO) <strong>von</strong> 2005. 7<br />

Grundlage ist das Konzept <strong>der</strong> funktionalen Gesundheit, orientiert am bio-psycho-sozialen<br />

Modell <strong>von</strong> Gesundheit. Behin<strong>der</strong>ung ist gefasst als „formaler Oberbegriff zu Beeinträchtigungen<br />

<strong>der</strong> Funktionsfähigkeit unter expliziter Bezugnahme auf Kontextfaktoren“ 8 und „för<strong>der</strong>nde<br />

o<strong>der</strong> beeinträchtigende Einflüsse <strong>von</strong> Merkmalen <strong>der</strong> materiellen, sozialen und<br />

einstellungsbezogenen Welt“. 9 Die Schädigung <strong>von</strong> Körperfunktionen (physiologische<br />

Funktionen <strong>von</strong> Körpersystemen, einschließlich psychologischer/mentaler Funktionen) und –<br />

strukturen (anatomische Teile des Körpers) sind verknüpft <strong>mit</strong> Beeinträchtigungen <strong>der</strong> Aktivitäten<br />

und <strong>der</strong> sozialen Partizipation. 10 Bei <strong>der</strong> ICF-Klassifikation handelt es sich um die<br />

Weiterentwicklung eines „Krankheitsfolgenmodells“ (ICIDH <strong>von</strong> 1980) zu einem „bio-psychosoziale[n]<br />

Modell <strong>der</strong> Komponenten <strong>von</strong> Gesundheit“ 11 , das <strong>von</strong> Wechselwirkungen zwischen<br />

den Komponenten <strong>der</strong> Körperfunktionen und -strukturen, <strong>der</strong> Aktivitäten und <strong>der</strong> Partizipation<br />

[Teilhabe] ausgeht 12 . In dieser Klassifikation wird es als wichtig beurteilt, Daten über die<br />

einzelnen Komponenten unabhängig <strong>von</strong>einan<strong>der</strong> zu erheben und „anschließend Zusammenhänge<br />

und kausale Verknüpfungen zwischen ihnen zu untersuchen“. 13 Die ICF-Klassifikation<br />

fokussiert einerseits auf die individuellen körperlichen, geistigen, seelischen und<br />

gesundheitlichen Schädigungen und Einschränkungen, berücksichtigt darüber hinaus aber<br />

auch die strukturellen Dimensionen <strong>von</strong> Behin<strong>der</strong>ung und Diskriminierung durch Gesellschaft<br />

und Umwelt als relevante Aspekte <strong>von</strong> Behin<strong>der</strong>ung.<br />

Dieser Ansatz wird auch in <strong>der</strong> UN-Behin<strong>der</strong>tenrechtskonvention aufgegriffen, indem sie sich<br />

auf „langfristige körperliche, seelische, geistige o<strong>der</strong> Sinnesbeeinträchtigungen“ bezieht,<br />

welche Menschen „in Wechselwirkung <strong>mit</strong> verschiedenen Barrieren an <strong>der</strong> vollen, wirksamen<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

Vgl. zum 9. Sozialgesetzbuch: online: http://www.sozialgesetzbuch-sgb.de/sgbix/2.html (Stand: 09.08.2012).<br />

Vgl. Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information, DIMDI WHO-Kooperationszentrum<br />

für das System Internationaler Klassifikationen (Hrsg.): Internationale Klassifikation <strong>der</strong> Funktionsfähigkeit,<br />

Behin<strong>der</strong>ung und Gesundheit, Stand 2005. Online: www.dimdi.de (Stand: 15.08.2012). In dem<br />

deutschsprachigen Dokument wird darauf hingewiesen, dass es sich um einen umfassen<strong>der</strong>en<br />

Behin<strong>der</strong>ungsbegriff als im SGB IX handelt, dass aber, „um Missverständnisse zu vermeiden, (…) im<br />

Sozialbereich in Deutschland nur <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>ungsbegriff des SGB IX verwendet werden (sollte)“. Für die hier<br />

zu entwickelnde studienspezifische Definition ist diese Maßgabe nicht handlungsleitend.<br />

Ebd.: 5.<br />

Ebd.: 17.<br />

Folgende zentrale Komponenten <strong>der</strong> Aktivitäten und Partizipation werden aufgelistet, wobei es als schwierig<br />

beurteilt wird, „zwischen ‚Aktivitäten‘ und ‚Partizipation‘ auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> Domänen […] zu<br />

unterscheiden“ (ebd.: 21): „Lernen und Wissensanwendung“, „Allgemeine Aufgaben und Anfor<strong>der</strong>ungen“,<br />

„Kommunikation“, „Mobilität“, „Selbstversorgung“, „Häusliches Leben“, „Interpersonale Interaktionen und<br />

Beziehungen“, „Bedeutende Lebensbereiche“, „Gemeinschafts-, soziales und staatsbürgerliches Leben“ (ebd.:<br />

20).<br />

Ebd.: 5.<br />

Ebd.: 23.<br />

Ebd.: 24.<br />

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