06.06.2015 Aufrufe

"Langfassung der Studie zur Lebenssituation von Frauen mit ...

"Langfassung der Studie zur Lebenssituation von Frauen mit ...

"Langfassung der Studie zur Lebenssituation von Frauen mit ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Seite 236<br />

Kapitel III<br />

Bevormundung und Grenzverletzungen im Bereich medizinischer o<strong>der</strong> pflegerischer<br />

Handlungen o<strong>der</strong> durch Ämter und Behörden.<br />

Die in Haushalten lebenden <strong>Frauen</strong> nannten hier am häufigsten negative Erfahrungen<br />

<strong>mit</strong> Behörden, Versicherungen o<strong>der</strong> Gerichten, z.B. die langsame Bearbeitung <strong>von</strong><br />

Anträgen (Bürokratie) o<strong>der</strong> die unsachgemäße Ver<strong>mit</strong>tlung <strong>von</strong> Arbeitsstellen durch die<br />

Agentur für Arbeit, die aufgrund <strong>der</strong> Beeinträchtigung nicht angenommen werden könnten,<br />

o<strong>der</strong> dass die Krankenkasse die durchgehenden Behandlungen verweigere. Fast ebenso<br />

häufig wurden negative Erfahrungen <strong>mit</strong> Ärztinnen und Ärzten, Therapeutinnen und<br />

Therapeuten o<strong>der</strong> in Einrichtungen des Gesundheitswesens o<strong>der</strong> Pflegeeinrichtungen<br />

beschrieben. <strong>Frauen</strong> fühlten sich zum Beispiel <strong>von</strong> Ärztinnen und Ärzten nicht ausreichend<br />

ernst genommen, diese würden die Krankheit nicht erkennen o<strong>der</strong> spielten die<br />

Beeinträchtigungen herunter, verordneten zwangsweise Medikation o<strong>der</strong> unterstellten <strong>der</strong><br />

Frau mangelnde Mitarbeit. Die <strong>Frauen</strong> <strong>der</strong> Haushaltsbefragung berichteten in diesem<br />

Zusammenhang auch <strong>von</strong> einer abwertenden Behandlung durch Ärztinnen und Ärzte an<br />

Kliniken und <strong>von</strong> <strong>der</strong> unerwünschten Pflege durch männliche Pflegekräfte, obwohl eine<br />

weibliche Kraft gewünscht worden sei. Auch Probleme <strong>von</strong> Diskriminierungen im<br />

Erwerbsleben wurden genannt, z.B. dass eine Schwerhörigkeit an <strong>der</strong> Arbeitsstelle ignoriert,<br />

die Befragte aufgrund des Leistungsabfalls wegen <strong>der</strong> Erkrankung gemobbt o<strong>der</strong> eine<br />

an<strong>der</strong>e berufliche Benachteiligung erfahren wurde.<br />

Die in Einrichtungen in allgemeiner Sprache befragten <strong>Frauen</strong>, die zu 38% belästigende,<br />

bevormundende o<strong>der</strong> benachteiligende Verhaltensweisen <strong>von</strong> an<strong>der</strong>en Menschen o<strong>der</strong> in<br />

Institutionen angegeben haben, benannten am häufigsten Probleme in Einrichtungen. Sie<br />

beschrieben hier Probleme <strong>mit</strong> Personal und Mitbewohnerinnen bzw. Mitbewohnern, die<br />

sie als bevormundend o<strong>der</strong> grenzverletzend erlebten, des Weiteren Betreuerinnen und<br />

Betreuer, die sie vernachlässigten, o<strong>der</strong> Mitbewohnerinnen und Mitbewohner, die ihnen<br />

ungewünscht nahetreten und sie ungebeten küssen wollten. Darüber hinaus kleideten sie<br />

Erfahrungen <strong>von</strong> Bevormundung und Grenzverletzungen in allgemeine Aussagen, z.B.<br />

hinsichtlich des Verhaltens an<strong>der</strong>er Menschen, <strong>der</strong>en Einstellung manchmal nicht stimme,<br />

o<strong>der</strong> dass Jugendliche sie auf <strong>der</strong> Straße „blöd anquatschen“. Einzelne <strong>Frauen</strong> erlebten<br />

Bevormundungen o<strong>der</strong> Grenzverletzungen in <strong>der</strong> medizinischen und pflegerischen<br />

Versorgung und fühlten sich zudem <strong>von</strong> ihren gesetzlichen Betreuungspersonen<br />

bevormundet.<br />

Die <strong>Frauen</strong> <strong>der</strong> Einrichtungsbefragung in vereinfachter Sprache beschrieben in ihren<br />

offenen Antworten zu Bevormundungen und Grenzverletzungen (33%) am häufigsten<br />

Probleme im Zusammenleben in <strong>der</strong> Einrichtung: Es sei zu laut, Türen knallten, es gebe<br />

Streit <strong>mit</strong> an<strong>der</strong>en, Beleidigungen und Belästigung, jemand komme ungefragt ins Zimmer.<br />

Die Probleme gingen <strong>von</strong> Einzelnen aus (<strong>Frauen</strong> und Männern) o<strong>der</strong> <strong>von</strong> mehreren<br />

Personen. Außerdem wurden verschiedene Probleme bei <strong>der</strong> Ärztin bzw. beim Arzt<br />

beschrieben, die sie als grenzverletzend o<strong>der</strong> bevormundend erlebten, z.B. die<br />

Wartesituation, Spritzen zu bekommen, sich vor jungen Ärzten auszuziehen o<strong>der</strong><br />

gynäkologische Untersuchungen.<br />

236

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!