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"Langfassung der Studie zur Lebenssituation von Frauen mit ...

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Seite 265<br />

Kapitel III<br />

Die hohe Betroffenheit <strong>von</strong> sexueller Gewalt in Kindheit und Jugend <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong><br />

Behin<strong>der</strong>ungen und Beeinträchtigungen zeigt sich vielfach auch im Erwachsenenleben. So<br />

hat mehr als jede dritte bis fünfte Frau <strong>der</strong> vorliegenden repräsentativen <strong>Studie</strong> erzwungene<br />

sexuelle Handlungen im Erwachsenenleben angegeben (im Bevölkerungsdurchschnitt betraf<br />

das jede 8. Frau in <strong>der</strong> Altersgruppe bis 65). Auch hier waren die zumeist psychisch<br />

erkrankten, in Einrichtungen in allgemeiner Sprache Befragten <strong>mit</strong> 38% die am stärksten<br />

betroffene Gruppe. Werden alle <strong>Frauen</strong> zusammengenommen, die in Kindheit und Jugend<br />

und/o<strong>der</strong> im Erwachsenenleben sexuelle Gewalt erlebt haben, dann war mehr als jede<br />

zweite bis dritte Frau <strong>der</strong> vorliegenden <strong>Studie</strong> im Lebensverlauf <strong>von</strong> sexueller Gewalt<br />

betroffen. Die zumeist psychisch erkrankten <strong>Frauen</strong> in Einrichtungen waren hier<strong>von</strong> <strong>mit</strong><br />

einem Anteil <strong>von</strong> 56% die <strong>mit</strong> Abstand am stärksten belastete Gruppe (vs. 43% <strong>der</strong> in<br />

Haushalten lebenden, 34% <strong>der</strong> in Einrichtungen in vereinfachter Sprache befragten <strong>Frauen</strong><br />

und 19% <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> im Bevölkerungsdurchschnitt).<br />

Darüber hinaus erlebten die befragten <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> Behin<strong>der</strong>ungen aber auch deutlich<br />

häufiger psychische und körperliche Gewalt im Erwachsenenleben als die <strong>Frauen</strong> im<br />

Bevölkerungsdurchschnitt <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong>studie 2004. So haben zwei Drittel (68%) <strong>der</strong> in<br />

vereinfachter Sprache befragten <strong>Frauen</strong>, drei Viertel (77%) <strong>der</strong> in Haushalten und 90% <strong>der</strong> in<br />

Einrichtungen in allgemeiner Sprache befragten <strong>Frauen</strong> psychische Übergriffe im<br />

Erwachsenenleben angegeben. Diese reichten <strong>von</strong> verbalen Beleidigungen und<br />

Demütigungen über Benachteiligung, Ausgrenzung und Unterdrückung bis hin zu Drohung,<br />

Erpressung und Psychoterror. Im Bevölkerungsdurchschnitt waren da<strong>von</strong> 45% <strong>der</strong> befragten<br />

<strong>Frauen</strong> betroffen.<br />

Mindestens eine Situation körperlicher Gewalt im Erwachsenenleben haben <strong>mit</strong> 58–73% fast<br />

doppelt so viele <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> Behin<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> vorliegenden repräsentativen <strong>Studie</strong> wie<br />

<strong>Frauen</strong> <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong>studie 2004 (35%) erlebt. Auch hier<strong>von</strong> waren die in allgemeiner Sprache<br />

in Einrichtungen befragten <strong>Frauen</strong> am häufigsten betroffen. Darüber hinaus zeigte sich in <strong>der</strong><br />

<strong>Studie</strong>, dass nicht nur alle <strong>Frauen</strong> <strong>der</strong> vorliegenden <strong>Studie</strong> häufiger körperliche Übergriffe<br />

erlebt haben, son<strong>der</strong>n dass es sich dabei auch um schwerere und vielfach auch<br />

bedrohlichere Übergriffe gehandelt hat.<br />

Bei vielen <strong>Frauen</strong>, bei denen die Behin<strong>der</strong>ung erst im Erwachsenenleben aufgetreten war,<br />

waren die körperlichen, psychischen und sexuellen Übergriffe sowohl vor als auch nach dem<br />

Eintreten <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>ung und Beeinträchtigung verübt worden. Hier kann sowohl ein<br />

Zusammenhang vermutet werden, <strong>der</strong> die gesundheitsschädigende Wirkung <strong>von</strong> Gewalt<br />

aufzeigt, als auch ein Zusammenhang, <strong>der</strong> auf die erhöhte Vulnerabilität aufgrund <strong>der</strong><br />

Behin<strong>der</strong>ung und Beeinträchtigung verweist. Wie im qualitativen Teil <strong>der</strong> vorliegenden<br />

<strong>Studie</strong>, deutet sich auch in den Ergebnissen des quantitativen <strong>Studie</strong>nteils an, dass die<br />

<strong>Frauen</strong> selbst nur einen Teil <strong>der</strong> erlebten Gewalt <strong>mit</strong> ihrer Behin<strong>der</strong>ung in einen<br />

un<strong>mit</strong>telbaren Zusammenhang bringen, ein an<strong>der</strong>er Teil <strong>der</strong> Gewalterfahrungen aber nicht im<br />

Kontext <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>ung und Beeinträchtigung gesehen wird. Gut jede dritte <strong>von</strong><br />

körperlicher Gewalt betroffene Frau <strong>der</strong> Haushaltsbefragung und etwa 50–60% <strong>der</strong> in<br />

Einrichtungen befragten, <strong>von</strong> körperlicher Gewalt betroffenen <strong>Frauen</strong> gaben an, sie hätten<br />

sich aufgrund ihrer Behin<strong>der</strong>ung/Beeinträchtigung weniger gut wehren können als an<strong>der</strong>e<br />

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