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"Langfassung der Studie zur Lebenssituation von Frauen mit ...

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Seite 257<br />

Kapitel III<br />

in Kindheit und Jugend behin<strong>der</strong>t war, fühlte sich <strong>von</strong> ihren Eltern nicht in ausreichendem<br />

Maße unterstützt und angenommen. Diese Erfahrungen sind durchaus auch eingebettet in<br />

ein gesellschaftliches Klima <strong>der</strong> Ablehnung und Distanz gegenüber Menschen <strong>mit</strong><br />

Behin<strong>der</strong>ungen; sie können in hohem Maße ebenfalls <strong>mit</strong> <strong>der</strong> mangelnden aktiven<br />

Unterstützung und Integration <strong>von</strong> Eltern <strong>mit</strong> behin<strong>der</strong>ten Kin<strong>der</strong>n in Zusammenhang stehen.<br />

<strong>Frauen</strong>, die in Kindheit und Jugend ganz/teilweise in Einrichtungen lebten (es handelte sich<br />

dabei überwiegend um <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> sogenannten geistigen Behin<strong>der</strong>ungen), haben darüber<br />

hinaus auch dort häufig psychische und verbale Übergriffe erlebt. Zusammengenommen<br />

etwa die Hälfte dieser <strong>Frauen</strong> gab psychische Übergriffe in Form <strong>von</strong> verbal verletzenden<br />

Handlungen, schmerzhaften o<strong>der</strong> demütigenden Behandlungen und Therapien o<strong>der</strong><br />

Eingesperrtwerden an o<strong>der</strong> stimmte <strong>der</strong> Aussage zu, es sei dort <strong>mit</strong> ihnen alles gemacht<br />

worden, ohne sie zu fragen. Mehr als ein Drittel <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> berichtete darüber hinaus <strong>von</strong><br />

körperlichen Übergriffen in Einrichtungen, die <strong>von</strong> Ohrfeigen über Schläge <strong>mit</strong> Gegenständen<br />

bis hin zu heftigem Verprügeln und an<strong>der</strong>en körperlichen Strafen reichten (vgl. 3.3.1).<br />

Auch im Erwachsenenleben sind <strong>Frauen</strong>, die in Einrichtungen leben, un<strong>zur</strong>eichend vor<br />

Gewalt und Übergriffen durch Mitbewohnerinnen bzw. Mitbewohner, Arbeitskolleginnen bzw.<br />

Arbeitskollegen und (seltener) Personal geschützt (vgl. 3.3.2). Etwa die Hälfte <strong>der</strong> in<br />

allgemeiner Sprache in Einrichtungen befragten <strong>Frauen</strong> berichteten <strong>von</strong> psychischen<br />

Übergriffen in den letzten 12 Monaten. Entsprechende Übergriffe wurden auch in ärztlichen<br />

Praxen, Krankenhäusern und stationären bzw. psychiatrischen Einrichtungen erlebt. Die in<br />

vereinfachter Sprache befragten <strong>Frauen</strong> in Einrichtungen nannten als Personen, <strong>von</strong> denen<br />

die psychisch verletzenden Handlungen ausgingen, am häufigsten Personal und<br />

Mitbewohnerinnen bzw. Mitbewohner in Wohnheimen. Sie beschrieben ein hohes Maß an<br />

psychischen, körperlichen und sexuellen Übergriffen durch Mitbewohnerinnen bzw.<br />

Mitbewohner und Arbeitskolleginnen bzw. Arbeitskollegen, seltener durch Personal. 12% <strong>der</strong><br />

in allgemeiner Sprache und 20% <strong>der</strong> in vereinfachter Sprache in Einrichtungen befragten<br />

<strong>Frauen</strong> berichteten über körperliche Übergriffe durch Personen in Einrichtungen, Diensten<br />

und Unterstützungsangeboten für Menschen <strong>mit</strong> Behin<strong>der</strong>ungen und Beeinträchtigungen.<br />

6% <strong>der</strong> in vereinfachter Sprache und 2% <strong>der</strong> in allgemeiner Sprache befragten <strong>Frauen</strong> gaben<br />

darüber hinaus erzwungene sexuelle Handlungen an, die in Einrichtungen erlebt wurden; vor<br />

dem Hintergrund <strong>der</strong> hohen Anteile <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong>, die hierzu keine Angaben gemacht haben,<br />

kann sich dahinter, auch bei einer breiteren Definition <strong>von</strong> Gewalt, ein erhebliches Dunkelfeld<br />

verbergen. Gerade auch in den offenen Nennungen wurden gravierende Situationen <strong>von</strong><br />

sexuellen Nachstellungen und unerwünschten sexuellen Annäherungen durch männliche<br />

Mitbewohner und Arbeitskollegen beschrieben, denen sich die <strong>Frauen</strong> nur schwer entziehen<br />

konnten und die auch vom Personal zum Teil nicht konsequent geahndet wurden.<br />

Alle <strong>Frauen</strong> <strong>der</strong> vorliegenden <strong>Studie</strong>, auch die in Haushalten lebenden <strong>Frauen</strong>, haben<br />

gegenüber den <strong>Frauen</strong> <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong>studie 2004 ein deutlich erhöhtes Ausmaß an körperlicher,<br />

psychischer und sexueller Gewalt erlebt (vgl. 3.3). Gut jede dritte <strong>von</strong> körperlicher und/o<strong>der</strong><br />

sexueller Gewalt betroffene Frau <strong>der</strong> Haushaltsbefragung und etwa 40% bis über 60% <strong>der</strong> in<br />

Einrichtungen befragten, <strong>von</strong> körperlicher/sexueller Gewalt betroffenen <strong>Frauen</strong> gaben an, sie<br />

hätten sich aufgrund ihrer Behin<strong>der</strong>ung/Beeinträchtigung weniger gut wehren können als<br />

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