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"Langfassung der Studie zur Lebenssituation von Frauen mit ...

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Seite 242<br />

Kapitel III<br />

Drei Viertel <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>der</strong> Einrichtungsbefragung in vereinfachter Sprache sind eher<br />

zufrieden <strong>mit</strong> ihrer Wohnsituation und drücken da<strong>mit</strong> eine größere Zufriedenheit <strong>mit</strong> <strong>der</strong><br />

Wohnsituation aus als die <strong>Frauen</strong> <strong>der</strong> beiden an<strong>der</strong>en Befragungsgruppen (69% vs. 57%).<br />

Etwa ein Viertel <strong>der</strong> in vereinfachter Sprache befragten <strong>Frauen</strong> und gut 40% <strong>der</strong> in<br />

allgemeiner Sprache in Einrichtungen befragten <strong>Frauen</strong> sind weniger zufrieden <strong>mit</strong> <strong>der</strong><br />

aktuellen Wohnsituation.<br />

Nach den Erfahrungen <strong>von</strong> Expertinnen und Experten aus Praxis und Forschung in Bezug<br />

auf die Befragung <strong>von</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> einer sogenannten geistigen Behin<strong>der</strong>ung 133 sind die<br />

<strong>Frauen</strong>, die in Wohnheimen leben, schwerer behin<strong>der</strong>t und verfügen in <strong>der</strong> Regel über<br />

weniger Reflexionsvermögen als <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> einer geistigen Behin<strong>der</strong>ung in<br />

Privathaushalten. Wenn <strong>Frauen</strong> aus einem Elternhaus kommen, in dem ihre Integration und<br />

die gesellschaftliche Teilhabe Ziel <strong>der</strong> Erziehung waren, hatten sie bessere Chancen, ihr<br />

Potenzial zu entfalten. Auch die Arbeit in den Werkstätten, die eigentlich ein beson<strong>der</strong>es<br />

Beschäftigungsverhältnis sein sollte, heute aber für Menschen <strong>mit</strong> einer geistigen<br />

Behin<strong>der</strong>ung als Standard gilt, wird <strong>mit</strong>unter als nicht unbedingt för<strong>der</strong>lich für die persönliche<br />

Entwicklung eingeschätzt. Die dort beschäftigten <strong>Frauen</strong> und Männer seien weitgehend unter<br />

sich. Hinzu komme, dass die Wirklichkeit <strong>der</strong> Menschen <strong>mit</strong> einer sogenannten geistigen<br />

Behin<strong>der</strong>ung durch die gesellschaftliche Konstruktion „geistige Behin<strong>der</strong>ung“ strukturiert<br />

werde. Der hohe Grad an Zufriedenheit <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Wohnsituation kann auch darin begründet<br />

sein, dass die <strong>Frauen</strong> <strong>der</strong> Einrichtungsbefragung in vereinfachter Sprache ein<br />

selbstständiges Leben außerhalb <strong>der</strong> Einrichtung nicht kennen und/o<strong>der</strong> sich entsprechende<br />

Alternativen nicht vorstellen können und daher eher zufrieden sind. Die an<strong>der</strong>e Gruppe <strong>der</strong> in<br />

Einrichtungen in allgemeiner Sprache befragten <strong>Frauen</strong> dagegen hat vor ihrer Erkrankung<br />

und Behin<strong>der</strong>ung häufiger selbstständig gelebt und ist vielleicht deswegen <strong>mit</strong> ihrer<br />

Wohnsituation in einer Einrichtung unzufriedener.<br />

Partner- und Familienbeziehungen<br />

Durchschnittlich sind, wie eine Son<strong>der</strong>auswertung <strong>der</strong> Mikrozensusdaten aufzeigte, fast 60%<br />

<strong>der</strong> weiblichen Bevölkerung im Alter <strong>von</strong> 18 bis 65 Jahren in Deutschland verheiratet, <strong>Frauen</strong><br />

<strong>mit</strong> Behin<strong>der</strong>tenausweis in dieser Altersgruppe allerdings weniger häufig als <strong>Frauen</strong> ohne<br />

Behin<strong>der</strong>ung. 134 Im Mikrozensus sind allerdings regelmäßig die <strong>Frauen</strong>, die in Einrichtungen<br />

leben, aber auch <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> Beeinträchtigungen ohne Behin<strong>der</strong>tenausweis unterrepräsentiert,<br />

sodass die Ergebnisse des Mikrozensus sich nur auf einen Teil <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong><br />

Beeinträchtigungen und Behin<strong>der</strong>ungen, die in Haushalten leben, beziehen. Im Rahmen <strong>der</strong><br />

133 In <strong>der</strong> Vorbereitungsphase <strong>der</strong> <strong>Studie</strong> wurden Expertinnen und Experten zu unterschiedlichen<br />

Behin<strong>der</strong>ungsformen befragt.<br />

134 Vgl. Libuda-Köster/Sellach 2009: Lebenslagen behin<strong>der</strong>ter <strong>Frauen</strong> in Deutschland. Auswertung des<br />

Mikrozensus 2005, [online] URL: http://www.behin<strong>der</strong>tenbeauftragter.de/SharedDocs/Downloads/DE/<br />

<strong>Frauen</strong>_Lebenslagen.pdf?__blob= publicationFile (Stand: 17.08.2012) – Die Ergebnisse des Mikrozensus<br />

2005 sind hier als Vergleichsgrößen geeignet, weil sie in etwa auf die Altersgruppe <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong>, die im<br />

Rahmen <strong>der</strong> <strong>Studie</strong> befragt wurden, umgerechnet und die Geschlechtsgruppen nach dem Merkmal<br />

„behin<strong>der</strong>t“ differenziert wurden.<br />

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