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"Langfassung der Studie zur Lebenssituation von Frauen mit ...

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Seite 411<br />

Kapitel IV<br />

4. Kindheit und Jugend vieler <strong>Frauen</strong> <strong>der</strong> Zusatzbefragung sind deutlich höher<br />

belastet als bei <strong>Frauen</strong> im Bevölkerungsdurchschnitt und bei <strong>Frauen</strong> <strong>der</strong><br />

Haushaltsbefragung. Viele wachsen nur bei einem Elternteil auf, vor allem<br />

blinde und gehörlose <strong>Frauen</strong> sind ganz o<strong>der</strong> teilweise in Einrichtungen<br />

(För<strong>der</strong>schulen/Internaten) außerhalb <strong>der</strong> Familie untergebracht und es werden<br />

zum Teil diskriminierende, ausschließende und grenzverletzende Erfahrungen,<br />

auch durch die Eltern und in <strong>der</strong> eigenen Herkunftsfamilie genannt.<br />

Bei <strong>der</strong> Mehrheit <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>der</strong> Zusatzbefragung besteht die Behin<strong>der</strong>ung seit Geburt,<br />

Kindheit o<strong>der</strong> Jugend. Bei den <strong>Frauen</strong> <strong>der</strong> Zusatzbefragung werden, wie in <strong>der</strong> repräsentativen<br />

Haushalts- und <strong>der</strong> Einrichtungsbefragung, höher belastete Kindheiten sichtbar als im<br />

Bevölkerungsdurchschnitt <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong>studie 2004. So waren viele <strong>Frauen</strong> nur bei einem<br />

Elternteil aufgewachsen. Vor allem bei den gehörlosen <strong>Frauen</strong> fällt darüber hinaus auf, dass<br />

diese sehr viel häufiger als die an<strong>der</strong>en Befragungsgruppen teilweise o<strong>der</strong> überwiegend in<br />

Einrichtungen aufgewachsen waren. Das traf auf über ein Drittel <strong>der</strong> gehörlosen <strong>Frauen</strong> zu<br />

(38%), auf ein Siebtel <strong>der</strong> blinden <strong>Frauen</strong> (14%) und nur auf 5% <strong>der</strong> körperbehin<strong>der</strong>ten<br />

<strong>Frauen</strong> (Haushaltsbefragung und <strong>Frauen</strong>studie 2004: 0–1%).<br />

Neben positiver För<strong>der</strong>ung durch die Eltern bei gut drei Viertel <strong>der</strong> Befragten wurden auch<br />

problematische Aspekte beschrieben, etwa dass die Behin<strong>der</strong>ung durch die Eltern geleugnet<br />

o<strong>der</strong> ignoriert bzw. nach außen hin zu verstecken versucht wurde, dass die <strong>Frauen</strong> zu<br />

Therapien und Behandlungen gedrängt o<strong>der</strong> gezwungen wurden, die sie nicht wollten, o<strong>der</strong><br />

die Eltern grob und lieblos <strong>mit</strong> dem behin<strong>der</strong>ten Kind umgegangen seien. Bei den gehörlosen<br />

<strong>Frauen</strong> kamen erhebliche Kommunikationsprobleme innerhalb <strong>der</strong> eigenen Herkunftsfamilie<br />

hinzu. Das Ergebnis, dass zwei Fünftel <strong>der</strong> gehörlosen <strong>Frauen</strong> (39%) und jede dritte bis<br />

vierte blinde o<strong>der</strong> körperbehin<strong>der</strong>te Frau sich als Kind in <strong>der</strong> eigenen Familie weniger stark<br />

o<strong>der</strong> gar nicht angenommen fühlten und dass insgesamt etwa doppelt so hohe Anteile <strong>der</strong><br />

<strong>Frauen</strong> <strong>der</strong> Zusatzbefragung wie im Bevölkerungsdurchschnitt die eigene Kindheit als weniger<br />

glücklich o<strong>der</strong> unglücklich charakterisierten (38% vs. 19%), verweist auf einen erheblichen<br />

Unterstützungsbedarf behin<strong>der</strong>ter Kin<strong>der</strong> und ihrer Eltern.<br />

5. Wie bei den <strong>Frauen</strong> <strong>der</strong> Haushalts- und <strong>der</strong> Einrichtungsbefragung, allerdings<br />

auf zum Teil deutlich höherem Niveau, ist das Sicherheitsgefühl <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>der</strong><br />

Zusatzbefragung in Bezug auf körperliche Unversehrtheit im sozialen Umfeld,<br />

Sicherheit im öffentlichen Raum und finanzielle Absicherung eingeschränkt.<br />

Bei den <strong>Frauen</strong> <strong>der</strong> Zusatzbefragung äußerten sich ein geringes Sicherheitsgefühl und<br />

erhöhte Ängste zum einen in Bezug auf die Angst vor körperlichen o<strong>der</strong> sexuellen Übergriffen,<br />

wobei hier gegenüber <strong>der</strong> Haushaltsbefragung und <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong>studie 2004 tendenziell<br />

erhöhte Ängste vor allem in Bezug auf Übergriffe durch Bekannte, Partnerinnen bzw. Partner<br />

und Familienangehörige sowie Pflegekräfte/Unterstützungspersonen benannt wurden, <strong>von</strong><br />

denen etwa jede zehnte Frau <strong>der</strong> Zusatzbefragung betroffen war. Zum an<strong>der</strong>en konnte ein<br />

vermin<strong>der</strong>tes Sicherheitsgefühl in Alltagssituationen im öffentlichen Raum insbeson<strong>der</strong>e bei<br />

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