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"Langfassung der Studie zur Lebenssituation von Frauen mit ...

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Seite 409<br />

Kapitel IV<br />

2. In <strong>der</strong> soziostrukturellen Zusammensetzung <strong>der</strong> Befragungsgruppen<br />

unterschieden sich die <strong>Frauen</strong> <strong>der</strong> Zusatzbefragung. Während gehörlose<br />

<strong>Frauen</strong> im Durchschnitt jünger waren und auch im Hinblick auf Erwerbsarbeit,<br />

Partnerschaft und familiäre Einbindung stärkere Ähnlichkeiten <strong>mit</strong> dem<br />

Bevölkerungsdurchschnitt aufwiesen, waren die befragten blinden/stark<br />

sehbehin<strong>der</strong>ten und die körper-/mehrfachbehin<strong>der</strong>ten <strong>Frauen</strong> häufiger älter,<br />

nicht in die Erwerbsarbeit eingebunden, unverheiratet und kin<strong>der</strong>los. Sie hatten<br />

zugleich ein überdurchschnittlich hohes Bildungsniveau. Allerdings war das<br />

Einkommensniveau <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> vielfach nicht ausreichend, um das eigene<br />

Leben und die zusätzlichen Mittel zu bestreiten, die aufgrund <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>ung<br />

anfielen.<br />

Die befragten gehörlosen <strong>Frauen</strong> waren in <strong>der</strong> Altersgruppenzusammensetzung, aber auch<br />

hinsichtlich <strong>der</strong> partnerschaftlichen und familiären Einbindung dem Bevölkerungsdurchschnitt<br />

<strong>der</strong> <strong>Frauen</strong>studie 2004 relativ ähnlich. Blinde und körperbehin<strong>der</strong>te <strong>Frauen</strong> <strong>der</strong><br />

Zusatzbefragung waren im Schnitt älter und, wie die <strong>Frauen</strong> <strong>der</strong> Haushaltsbefragung,<br />

überwiegend (zu etwa 70%) über 40 Jahre alt. Sie hatten deutlich seltener eine aktuelle<br />

Partnerschaft, waren seltener verheiratet und hatten zu geringeren Anteilen eigene Kin<strong>der</strong>.<br />

Gehörlose <strong>Frauen</strong> hatten fast ebenso häufig wie <strong>Frauen</strong> <strong>der</strong> Haushaltsbefragung und <strong>der</strong><br />

<strong>Frauen</strong>studie 2004 eine Partnerin o<strong>der</strong> einen Partner und eigene Kin<strong>der</strong> und waren nur<br />

etwas seltener aktuell verheiratet. Wenn sie in einer Paarbeziehung lebten, hatten sie weit<br />

überwiegend Partnerinnen bzw. Partner, die ebenfalls gehörlos o<strong>der</strong> hörbehin<strong>der</strong>t waren. Die<br />

große Mehrheit <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>der</strong> Zusatzbefragung lebt in eigenen Privathaushalten ohne<br />

Einrichtungsanbindung. Anteilsmäßig doppelt so viele blinde und körperbehin<strong>der</strong>te wie<br />

gehörlose <strong>Frauen</strong> leben allein im Haushalt.<br />

Im Hinblick auf die Schul- und Berufsausbildung sind die Daten <strong>der</strong> vorliegenden<br />

Zusatzbefragung nicht verallgemeinerbar für die in Deutschland lebenden gehörlosen,<br />

blinden und körperbehin<strong>der</strong>ten <strong>Frauen</strong>, da über die Zugänge unter Umständen eher höher<br />

gebildete <strong>Frauen</strong> <strong>der</strong> Zielgruppen erreicht werden konnten. Ein relativ hoher Bildungsgrad<br />

ließ sich bei den befragten blinden und körperbehin<strong>der</strong>ten <strong>Frauen</strong> feststellen, die fast <strong>zur</strong><br />

Hälfte über Abitur o<strong>der</strong> Hochschulabschluss verfügten. Sie hatten zugleich am häufigsten<br />

keine qualifizierte Lehre o<strong>der</strong> Berufsausbildung, über die die befragten gehörlosen <strong>Frauen</strong><br />

häufiger verfügten. Gehörlose <strong>Frauen</strong> waren in hohem Maße (zu zwei Drittel) erwerbstätig,<br />

während die blinden und körperbehin<strong>der</strong>ten <strong>Frauen</strong> – trotz ihrer höheren Bildung – nur zu<br />

etwa einem Drittel beruflich eingebunden waren. Sehr geringe Haushaltseinkommen waren<br />

bei den gehörlosen <strong>Frauen</strong> am häufigsten anzutreffen, obwohl sie häufiger erwerbstätig und<br />

seltener alleinstehend waren und zudem häufiger Kin<strong>der</strong> zu versorgen hatten. Entsprechend<br />

gaben <strong>mit</strong> 60% anteilsmäßig etwa doppelt so viele gehörlose <strong>Frauen</strong> wie <strong>Frauen</strong> <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en Befragungsgruppen an, das Einkommen sei nicht ausreichend für die Dinge, die<br />

zum täglichen Leben benötigt würden. Für alle Befragungsgruppen stellte sich darüber<br />

hinaus das Problem, dass die <strong>zur</strong> Verfügung stehenden Mittel nicht ausreichten für die<br />

zusätzlichen Ausgaben, die aufgrund <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>ung anfielen. Das gaben etwa die Hälfte<br />

bis zwei Drittel <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>der</strong> Zusatzbefragung an; die körperbehin<strong>der</strong>ten <strong>Frauen</strong> waren<br />

hier<strong>von</strong> am häufigsten betroffen.<br />

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