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"Langfassung der Studie zur Lebenssituation von Frauen mit ...

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Seite 394<br />

Kapitel IV<br />

angesprochen werde. Darüber hinaus nannten sie Bevormundungen durch Freundinnen<br />

bzw. Freunde o<strong>der</strong> gut gemeinte Ratschläge, die das Gefühl ver<strong>mit</strong>telten, nicht vollwertig zu<br />

sein.<br />

Die in Haushalten befragten <strong>Frauen</strong> hatten hier am häufigsten negative Erfahrungen <strong>mit</strong><br />

Behörden, Versicherungen o<strong>der</strong> Gerichten genannt, z.B. die langsame Bearbeitung <strong>von</strong><br />

Anträgen (Bürokratie) o<strong>der</strong> eine unsachgemäße Ver<strong>mit</strong>tlung <strong>von</strong> Arbeitsstellen durch die<br />

Agentur für Arbeit. Fast ebenso häufig wurden negative Erfahrungen <strong>mit</strong> Ärztinnen bzw.<br />

Ärzten, Therapeutinnen bzw. Therapeuten o<strong>der</strong> Einrichtungen des Gesundheitswesens o<strong>der</strong><br />

Pflegeeinrichtungen genannt. Weiter wurden Probleme <strong>von</strong> Diskriminierung im Erwerbsleben<br />

angegeben, z.B. dass eine Schwerhörigkeit an <strong>der</strong> Arbeitsstelle ignoriert werde.<br />

72–86% <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>der</strong> Zusatzbefragung haben Benachteiligung o<strong>der</strong> Diskriminierung durch<br />

an<strong>der</strong>e Menschen o<strong>der</strong> Institutionen im Zusammenhang <strong>mit</strong> ihrer Beeinträchtigung,<br />

Behin<strong>der</strong>ung o<strong>der</strong> chronischen Erkrankung angegeben. Wenn die gehörlosen <strong>Frauen</strong>, die<br />

dies am häufigsten angaben, ihre Erfahrungen dazu differenziert beschrieben, bezogen sich<br />

alle Aussagen auf die Kommunikationsprobleme, die sie als Grundlage <strong>der</strong> Diskriminierung<br />

wahrnehmen. Beschrieben wurden beispielhafte Situationen, dass sich z.B. Hörende oft<br />

unterhielten, ohne die Gehörlose ins Gespräch einzubeziehen, die dann nur einen Teil o<strong>der</strong><br />

nichts <strong>mit</strong>bekomme. Als Bereiche, in denen diese Erfahrungen häufig erlebt werden, wurden<br />

z.B. öffentliche Verkehrs<strong>mit</strong>tel, Geschäfte, Behörden, Museen, die Volkshochschule o<strong>der</strong><br />

Weiterbildungseinrichtungen genannt. Einige <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> haben auch die Probleme, die<br />

Hörende <strong>mit</strong> Gehörlosen haben, angesprochen, z.B. dass Hörende nicht verstehen würden,<br />

warum sie als Gehörlose Probleme hätten. Hörende würden häufig vergessen, dass<br />

Gehörlose anwesend seien.<br />

Den Schwerpunkt <strong>der</strong> Aussagen <strong>von</strong> blinden <strong>Frauen</strong> in Bezug auf beschriebene<br />

Benachteiligung und Diskriminierung aufgrund <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>ung (80% waren da<strong>von</strong> betroffen<br />

und knapp 70% spezifizierten entsprechende Situationen) lag beim Verhalten an<strong>der</strong>er<br />

Menschen gegenüber blinden <strong>Frauen</strong>, z.B. weil sie, vor allem Kin<strong>der</strong>, schauen und tuscheln.<br />

Eine Schwierigkeit lag für sie auch darin, dass sie wegen <strong>der</strong> Erblindung „nicht für voll<br />

genommen werden“. Benachteiligungen in Institutionen wurden sowohl als persönliche<br />

Erfahrung thematisiert, z.B. seien <strong>von</strong> <strong>der</strong> Ärztin o<strong>der</strong> vom Arzt bei <strong>der</strong><br />

Hilfs<strong>mit</strong>telbeantragung eigenmächtig Hilfs<strong>mit</strong>tel gestrichen worden, als auch als strukturelles<br />

Problem beschrieben, z.B. die Barrieren in den Behörden.<br />

Die schwerstkörperbehin<strong>der</strong>ten/mehrfachbehin<strong>der</strong>ten <strong>Frauen</strong>, die bereits die<br />

vorangegangenen Fragen weitgehend in Bezug auf Benachteiligungen und<br />

Diskriminierungen aufgrund <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>ung beantwortet haben, gaben in <strong>der</strong> konkreten<br />

Frage zu 72% an, da<strong>von</strong> betroffen zu sein. Die offenen Antworten <strong>von</strong> 64% <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong>, die<br />

<strong>zur</strong> Frage <strong>der</strong> Diskriminierung aufgrund <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>ung erläuternde Angaben machten,<br />

enthielten kaum neue Aspekte. Es ging ihnen um den Mangel an Akzeptanz <strong>der</strong> Umwelt und<br />

die fehlende Berücksichtigung <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>ung vor dem Hintergrund einer eher<br />

ablehnenden gesellschaftlichen Haltung gegenüber Behin<strong>der</strong>ten. Weiter wurden <strong>der</strong> Kampf<br />

um Leistungen bei Behörden und Krankenkasse genannt sowie <strong>der</strong> Ausschluss <strong>von</strong><br />

Leistungen bei <strong>der</strong> gesundheitlichen Versorgung, z.B. dass eine Mammografie im Rollstuhl<br />

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