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"Langfassung der Studie zur Lebenssituation von Frauen mit ...

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Seite 157<br />

Kapitel III<br />

Die in vereinfachter Sprache in Einrichtungen befragten <strong>Frauen</strong> haben bei fast allen<br />

Gewalthandlungen durch Eltern seltener eine Betroffenheit angegeben als die an<strong>der</strong>en<br />

Befragungsgruppen dieser <strong>Studie</strong>, außer bei stärkeren Ohrfeigen und dem Auf-die-Finger-<br />

Geschlagenwerden <strong>mit</strong> einem Gegenstand. In <strong>der</strong> Einstiegsfrage gaben 34% an, in Kindheit<br />

und Jugend geschlagen worden zu sein, 23% vom Vater und 13% <strong>von</strong> <strong>der</strong> Mutter; 7%<br />

machten dazu keine Angabe. 16–29% nannten Handlungen elterlicher psychischer Gewalt<br />

und 9%–34% Handlungen elterlicher körperlicher Gewalt. 17% gaben darüber hinaus an,<br />

eingesperrt worden zu sein. Viele schwerere Gewalthandlungen hatten auch die <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong><br />

sogenannten geistigen Behin<strong>der</strong>ungen häufiger als die <strong>Frauen</strong> im Bevölkerungsdurchschnitt<br />

erlebt. Bei den leichteren Handlungen gaben sie zumeist geringere Betroffenheiten an;<br />

möglicherweise wurden diese auch weniger <strong>von</strong> ihnen nachträglich erinnert. Die in den<br />

Daten sich abzeichnende geringere Betroffenheit durch elterliche körperliche Gewalt bei den<br />

in vereinfachter Sprache in Einrichtungen befragten <strong>Frauen</strong> muss nicht unbedingt eine<br />

faktisch geringere Gewaltbetroffenheit wi<strong>der</strong>spiegeln; sie kann, wie weiter oben bereits<br />

angesprochen, auch <strong>mit</strong> den größeren Schwierigkeiten, sich zu erinnern und <strong>mit</strong> <strong>der</strong><br />

vereinfachten Abfrage in „Ja“-„Nein“-Kategorien in Zusammenhang stehen (s.o.). Ein Indiz<br />

für mögliche Gedächtnislücken o<strong>der</strong> eine schwierigere Aufdeckung <strong>von</strong> Dunkelfel<strong>der</strong>n <strong>von</strong><br />

Gewalt in dieser Gruppe könnte sein, dass die in vereinfachter Sprache befragten <strong>Frauen</strong> bei<br />

den Fragen zu elterlicher körperlicher Gewalt häufiger keine Angaben gemacht haben als die<br />

in allgemeiner Sprache in Einrichtungen und in Haushalten befragten <strong>Frauen</strong>.<br />

Die in Klammern angegebenen Werte <strong>der</strong> vorangegangenen Tabelle weisen die<br />

Gewaltbetroffenheiten bei den <strong>Frauen</strong> aus, die bereits in Kindheit und Jugend eine<br />

Behin<strong>der</strong>ung o<strong>der</strong> Beeinträchtigung hatten. Sie deuten nicht auf eine deutlich erhöhte<br />

Betroffenheit durch elterliche körperliche o<strong>der</strong> psychische Gewalt bei dieser Gruppe hin.<br />

Allenfalls in Bezug auf einige Ausprägungen psychischer Gewalt und seelisch verletzen<strong>der</strong><br />

Handlungen durch die Eltern lassen sich tendenziell erhöhte Gewaltbetroffenheiten bei<br />

bereits in Kindheit und Jugend behin<strong>der</strong>ten/beeinträchtigten <strong>Frauen</strong> feststellen.<br />

Weitere Hinweise auf psychisch belastende o<strong>der</strong> verletzende Verhaltensweisen durch Eltern<br />

bei <strong>Frauen</strong>, die bereits in Kindheit und Jugend behin<strong>der</strong>t waren, wurden bereits im Kapitel<br />

3.1.7 im Abschnitt „Kindheit und Aufwachsen“ dokumentiert. Etwa jede dritte bis fünfte in<br />

Kindheit und Jugend behin<strong>der</strong>te Frau hat dabei Aussagen zugestimmt wie: „Die Eltern sind<br />

grob und lieblos <strong>mit</strong> mir umgegangen“ o<strong>der</strong> sie hätten „die Beeinträchtigung<br />

ignoriert/geleugnet“. Mehr als jede Siebte gab an, die Eltern hätten versucht, die<br />

„Beeinträchtigung nach außen hin zu verstecken o<strong>der</strong> zu verdecken“ und etwa jede zehnte in<br />

allgemeiner Sprache befragte Frau (Haushalte und Einrichtungen) wurde zu „Therapien o<strong>der</strong><br />

Behandlungen gedrängt o<strong>der</strong> gezwungen“, die sie nicht wollte (die in vereinfachter Sprache<br />

Befragten gaben dies zu 6% an). Diese Formen <strong>von</strong> elterlicher psychischer Gewalt, die<br />

vielfach einen konkreten Bezug <strong>zur</strong> Behin<strong>der</strong>ung und zum elterlichen Umgang <strong>mit</strong> <strong>der</strong><br />

Behin<strong>der</strong>ung aufweisen, dürfen in <strong>der</strong> vorliegenden <strong>Studie</strong> nicht unberücksichtigt bleiben,<br />

auch wenn sie nur einen Teil <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> betreffen, weil viele erst im Erwachsenenleben<br />

behin<strong>der</strong>t wurden.<br />

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