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"Langfassung der Studie zur Lebenssituation von Frauen mit ...

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Seite 325<br />

Kapitel IV<br />

Auch die sehbehin<strong>der</strong>ten <strong>Frauen</strong> gaben nur sehr selten eine professionelle Unterstützung,<br />

z.B. persönliche Assistenzen, an. Sie äußerten insgesamt jedoch eine größere Zufriedenheit<br />

<strong>mit</strong> <strong>der</strong> Unterstützung. Die wenigen unzufriedenen <strong>Frauen</strong> nannten bezüglich ihres nahen<br />

sozialen Umfeldes Zeitmangel, Unzuverlässigkeit und Bevormundung.<br />

Die körperbehin<strong>der</strong>ten <strong>Frauen</strong> nannten neben <strong>der</strong> Unterstützung durch Personen des nahen<br />

sozialen Umfeldes auch professionelle Kräfte wie Assistenzen und Pflegekräfte. Auch sie<br />

zeigten eine relativ große Zufriedenheit: Weniger als ein Zehntel war weniger o<strong>der</strong> gar nicht<br />

zufrieden <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Unterstützung, eine geringfügig größere Unzufriedenheit zeigte sich bei<br />

Fahrdiensten. Wenn sie Probleme schil<strong>der</strong>ten, bezogen sich diese auch hier auf das nahe<br />

soziale Umfeld, z.B. dass die Partnerin bzw. <strong>der</strong> Partner durch die eigene Behin<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong><br />

Unterstützung eingeschränkt sei, die Schwierigkeit, dass aus einer „Liebesbeziehung“ eine<br />

„Pflegebeziehung“ wurde o<strong>der</strong> die Partnerin o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Partner „keine Lust dazu“ habe. In<br />

Bezug auf die Familienangehörigen wurden auch Überfor<strong>der</strong>ungen genannt. Probleme <strong>mit</strong><br />

Fahrdiensten bei seh- und körperbehin<strong>der</strong>ten <strong>Frauen</strong> waren z.B. mangelnde Flexibilität und<br />

Kapazität <strong>der</strong> Fahrerinnen bzw. Fahrer.<br />

Ungedeckte Unterstützungsbedarfe<br />

Zwar wurden die hörbehin<strong>der</strong>ten <strong>Frauen</strong> im Vergleich <strong>der</strong> Befragungsgruppen am seltensten<br />

unterstützt, aber sie gaben am häufigsten (61%) an, dass sie (mehr o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e)<br />

Unterstützungskräfte benötigen würden. Dies dürfte sich vor allem auf eine un<strong>zur</strong>eichende<br />

Unterstützung in <strong>der</strong> Kommunikation beziehen. Als Gründe, warum sie diese nicht erhalten,<br />

nannten die meisten gehörlosen <strong>Frauen</strong> finanzielle Gründe sowie die mangelnde<br />

Verfügbarkeit <strong>von</strong> Dolmetscherinnen und Dolmetschern, Beratungsstellen und<br />

Unterstützungseinrichtungen. Beson<strong>der</strong>s schwierig sei es, spontan Unterstützung zu<br />

erhalten. Von einigen wenigen <strong>Frauen</strong> wurde auch die eigene Unkenntnis über mögliche<br />

Unterstützungen sowie die Umständlichkeit („zu viel Bürokratie“) beschrieben. Thematisiert<br />

wurde <strong>von</strong> einzelnen <strong>Frauen</strong> darüber hinaus, dass Außenstehende oft ein falsches Bild <strong>von</strong><br />

Gehörlosen hätten und dächten, sie seien dumm o<strong>der</strong> bräuchten keine Hilfe, o<strong>der</strong> dass die<br />

Partnerin bzw. <strong>der</strong> Partner eine Unterstützungssuche verhin<strong>der</strong>e.<br />

Diese Gründe wurden in ähnlicher Weise auch <strong>von</strong> den seh- und den körperbehin<strong>der</strong>ten<br />

<strong>Frauen</strong> genannt. Von den sehbehin<strong>der</strong>ten <strong>Frauen</strong> äußerten 41% und <strong>von</strong> den<br />

körperbehin<strong>der</strong>ten <strong>Frauen</strong> 38% einen ungedeckten Unterstützungsbedarf. Auch sie sprachen<br />

vor allem den Kostenfaktor an. Die <strong>Frauen</strong> benannten darüber hinaus die mangelnden<br />

professionellen Angebote, die eigene Unkenntnis, wo und wie entsprechende Anträge<br />

gestellt werden könnten o<strong>der</strong> die Ablehnung <strong>von</strong> Anträgen, Zeitmangel nahestehen<strong>der</strong><br />

Personen, die Schwierigkeit, die „richtige“ Person zu finden, aber auch eigene<br />

Hemmschwellen, Hilfe in Anspruch zu nehmen, bzw. den Versuch, „alles alleine zu machen“.<br />

Einzelne <strong>Frauen</strong> sprachen zudem an, dass die Familie o<strong>der</strong> die Partnerin bzw. <strong>der</strong> Partner<br />

eine Unterstützung <strong>von</strong> außen ablehne und verhin<strong>der</strong>e.<br />

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