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"Langfassung der Studie zur Lebenssituation von Frauen mit ...

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Seite 384<br />

Kapitel IV<br />

auch im Erwachsenenleben psychische, körperliche und sexuelle Gewalt erlebt, was auf jede<br />

dritte bis vierte Frau <strong>der</strong> repräsentativen Haushaltsbefragung zutrifft, aber nur auf jede 14.<br />

Frau <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong>studie 2004. Auch hier<strong>von</strong> waren die gehörlosen <strong>Frauen</strong> deutlich am<br />

häufigsten betroffen. In welchem Maße diese multiplen und kumulierten Gewalterfahrungen<br />

im Lebensverlauf – zusätzlich zu den Einschränkungen <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>ungen – die<br />

Vulnerabilität für Gewalt im Erwachsenenleben erhöhen und die Möglichkeit <strong>der</strong><br />

Grenzsetzung und Gegenwehr beeinträchtigen, müsste an an<strong>der</strong>er Stelle noch weiter vertieft<br />

werden. Es ist da<strong>von</strong> auszugehen, dass sie in hohem Maße zu psychischen Problemen und<br />

gesundheitlichen Beeinträchtigungen beiträgt und das Risiko für fortgesetzte Gewalt im<br />

Erwachsenenleben deutlich erhöht (vgl. GiG-net 2008, Schröttle/Khelaifat 2008,<br />

Schröttle/Ansorge 2009, Schröttle/Hornberg et al. 2009). Sowohl die Einschränkungen<br />

aufgrund <strong>der</strong> vielfältigen Behin<strong>der</strong>ungen als auch die Einschränkungen und<br />

Beeinträchtigungen durch die Folgen fortgesetzter Gewalt im Lebensverlauf sind wichtige<br />

Aspekte, die die quantitative <strong>Studie</strong> gerade auch bei den behin<strong>der</strong>ten <strong>Frauen</strong> <strong>der</strong><br />

Zusatzbefragung sichtbar machen konnte. Sie werden in ihrer hohen Relevanz im Hinblick<br />

auf die Bewältigung <strong>von</strong> Gewalterfahrungen und eine wirkungsvolle und angemessene<br />

Unterstützung gewaltbetroffener <strong>Frauen</strong> und Prävention <strong>von</strong> Gewalt gegen <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong><br />

Behin<strong>der</strong>ungen auch im Rahmen <strong>der</strong> qualitativen <strong>Studie</strong> weiter vertieft (vgl. Teil II, Qualitative<br />

Befragung).<br />

4.4 Inanspruchnahme institutioneller Hilfe und Intervention<br />

Wie in <strong>der</strong> repräsentativen Haushalts- und Einrichtungsbefragung wurden auch die <strong>Frauen</strong><br />

<strong>der</strong> Zusatzbefragung nach <strong>der</strong> Inanspruchnahme institutioneller Hilfe und Intervention infolge<br />

<strong>von</strong> körperlicher und sexueller Gewalt befragt. Dabei wurde bei Opfern körperlicher und<br />

sexueller Gewalt getrennt nach Gewaltform erfasst, ob medizinische Hilfe in Anspruch<br />

genommen worden war, die Polizei eingeschaltet und eine Anzeige erstattet worden war.<br />

Darüber hinaus wurde erfasst, ob und welche Erfahrungen im Rahmen eines<br />

Gerichtsverfahrens gemacht worden waren. Aufgrund <strong>der</strong> geringen Fallzahlen sind hier<br />

jedoch vergleichende statistische Auswertungen kaum möglich.<br />

In Bezug auf die Inanspruchnahme medizinischer Hilfen zeigten sich bei den drei<br />

Befragungsgruppen keine signifikanten Unterschiede. Nach körperlicher Gewalt nahmen<br />

16% bis 24% <strong>der</strong> Befragten medizinische Hilfen in Anspruch, nach sexueller Gewalt 15% bis<br />

21%. Dies entspricht in etwa den Anteilen bei den an<strong>der</strong>en Befragungsgruppen.<br />

Wenige <strong>Frauen</strong> gaben an, eine Person in einer Einrichtung, in <strong>der</strong> sie leben o<strong>der</strong> betreut<br />

werden, kontaktiert zu haben. Nach körperlicher Gewalt nannten dies 6–7% <strong>der</strong> blinden und<br />

körperbehin<strong>der</strong>ten und 10% <strong>der</strong> gehörlosen <strong>von</strong> Gewalt betroffenen <strong>Frauen</strong>. Nach sexueller<br />

Gewalt gaben weniger gehörlose und körperbehin<strong>der</strong>te <strong>Frauen</strong> (5–6%), aber mehr blinde<br />

<strong>Frauen</strong> (17%) an, eine entsprechende Person in einer betreuenden Einrichtung kontaktiert<br />

zu haben. Um welche Art <strong>von</strong> Einrichtung es sich hier gehandelt hat, bleibt offen. Es kann<br />

sich auch um Schulen o<strong>der</strong> Berufsbildungswerke gehandelt haben, da einige<br />

Gewalterfahrungen möglicherweise länger <strong>zur</strong>ückliegen.<br />

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