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"Langfassung der Studie zur Lebenssituation von Frauen mit ...

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Seite 237<br />

Kapitel III<br />

Im Hinblick auf konkrete Benachteiligungen und Diskriminierungen, die <strong>von</strong> etwas mehr<br />

als einem Drittel <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>der</strong> Haushaltsbefragung (34%), gut je<strong>der</strong> vierten <strong>der</strong> in<br />

Einrichtungen in vereinfachter Sprache befragten Frau (27%) und <strong>von</strong> fast je<strong>der</strong> zweiten in<br />

einer Einrichtung in allgemeiner Sprache befragten Frau (48%) angegeben wurden,<br />

beschrieben die <strong>Frauen</strong> ebenfalls vielfältige Situationen. Die <strong>Frauen</strong> <strong>der</strong><br />

Haushaltsbefragung nannten hier am häufigsten Benachteiligungen und Diskriminierungen<br />

im Hinblick darauf, für dumm gehalten, nicht ernst genommen o<strong>der</strong> lächerlich gemacht<br />

zu werden. Sie beschrieben Situationen, in denen bei Anfällen über sie gelästert wurde,<br />

sowie dumme Sprüche, Beleidigungen und Diskriminierung wegen Übergewicht und<br />

Knieproblemen. Außerdem erlebten sie in diesem Zusammenhang merkwürdige Blicke,<br />

eigenartiges Verhalten o<strong>der</strong> zu viel Neugierde <strong>von</strong> an<strong>der</strong>en Menschen als diskriminierend.<br />

Des Weiteren wurden abwertende Kommentare <strong>von</strong> fremden Menschen genannt,<br />

Hänseleien durch Kin<strong>der</strong> und „Nazisprüche“. Einige <strong>Frauen</strong> berichteten, dass viele<br />

Menschen den Kontakt zu ihnen scheuten o<strong>der</strong> auch die Krankheit nicht anerkennen<br />

würden, da sie für an<strong>der</strong>e Menschen nicht sichtbar sei. Einige <strong>Frauen</strong> nannten auch<br />

Diskriminierungen, die sie im Erwerbsleben erfahren haben, z.B. dass das Outen <strong>der</strong><br />

Beeinträchtigung laufbahnschädigend gewesen sei, die Kolleginnen und Kollegen sie<br />

manchmal als min<strong>der</strong>wertig beurteilt hätten o<strong>der</strong> dass bei <strong>der</strong> Jobsuche eine Bewerbung <strong>mit</strong><br />

Behin<strong>der</strong>tenausweis <strong>von</strong> Nachteil sei.<br />

<strong>Frauen</strong> <strong>der</strong> Einrichtungsbefragung in allgemeiner Sprache haben, wie die in Haushalten<br />

befragten <strong>Frauen</strong>, in ihren Erläuterungen zu dieser Frage am häufigsten Benachteiligung und<br />

Diskriminierung durch fremde Menschen benannt o<strong>der</strong> sie in allgemeine Aussagen gekleidet,<br />

z.B. „blöde Sprüche“ <strong>von</strong> Unbekannten o<strong>der</strong> außerhalb <strong>der</strong> Einrichtung dumm angesehen zu<br />

werden. Einzelne <strong>Frauen</strong> berichteten, in <strong>der</strong> Einrichtung durch Mitbewohnerinnen bzw.<br />

Mitbewohner und Personal diskriminiert, beschimpft und gequält worden zu sein.<br />

<strong>Frauen</strong>, die in Einrichtungen in vereinfachter Sprache befragt wurden und sich<br />

ungerecht behandelt fühlten (33%), schil<strong>der</strong>ten am häufigsten Episoden sowie allgemeine<br />

Gefühle <strong>von</strong> Ungerechtigkeit durch Betreuerinnen bzw. Betreuer und<br />

Mitbewohnerinnen bzw. Mitbewohner. Eine kleinere Gruppe berichtete, als Kind <strong>von</strong> <strong>der</strong><br />

Mutter o<strong>der</strong> dem Vater geschlagen worden zu sein. Auch körperliche Übergriffe in <strong>der</strong><br />

Einrichtung, in <strong>der</strong> Werkstatt o<strong>der</strong> <strong>von</strong> <strong>der</strong> Freundin bzw. vom Freund wurden hier berichtet.<br />

Abschließend wurden die <strong>Frauen</strong> in einer offenen Frage nach an<strong>der</strong>en, noch nicht<br />

aufgeführten unangenehmen Erfahrungen im Zusammenhang <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>ung<br />

o<strong>der</strong> Beeinträchtigung gefragt. Ein Drittel <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong>, die in Haushalten und in Einrichtungen<br />

in allgemeiner Sprache befragt wurden, und 28% <strong>der</strong> in Einrichtungen in vereinfachter<br />

Sprache befragten <strong>Frauen</strong> 128 haben entsprechende weitere Erfahrungen angegeben. <strong>Frauen</strong><br />

<strong>der</strong> Haushaltsbefragung berichteten in ihren Erläuterungen am häufigsten <strong>von</strong> einer<br />

respektlosen, unhöflichen und unfreundlichen Behandlung, „blöden“ Sprüchen, Beschimpfung,<br />

Entmündigung und Bevormundung. An zweiter Stelle wurde die gesellschaftliche Haltung<br />

gegenüber Krankheit, Beeinträchtigung o<strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>ung thematisiert, z.B. die man-<br />

128 Die Formulierung <strong>der</strong> Frage war vereinfacht: „Wurden Sie schlecht behandelt?“<br />

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