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"Langfassung der Studie zur Lebenssituation von Frauen mit ...

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Seite 165<br />

Kapitel III<br />

<strong>Frauen</strong>, die in Einrichtungen in allgemeiner Sprache befragt wurden, haben am häufigsten<br />

sexuellen Missbrauch angegeben, insbeson<strong>der</strong>e auch häufiger sexuelle Übergriffe durch<br />

Erwachsene. <strong>Frauen</strong>, die in Haushalten befragt wurden, nannten etwas häufiger sexuellen<br />

Missbrauch in Kindheit und Jugend als die in vereinfachter Sprache befragten <strong>Frauen</strong> in<br />

Einrichtungen. Letztere haben allerdings auch deutlich häufiger keine Angaben zu sexuellem<br />

Missbrauch gemacht o<strong>der</strong> konnten sich nicht erinnern (14% <strong>der</strong> in vereinfachter Sprache<br />

Befragten vs. 2% <strong>der</strong> in Haushalten und 11% <strong>der</strong> in Einrichtungen in allgemeiner Sprache<br />

Befragten), was auf mögliche Dunkelfel<strong>der</strong> und da<strong>mit</strong> höhere Gewaltbetroffenheiten bei<br />

beiden in Einrichtungen befragten Gruppen verweisen kann.<br />

Sexueller Missbrauch durch Kin<strong>der</strong> und Jugendliche wurde <strong>mit</strong> ca. 10% <strong>von</strong> allen<br />

Befragungsgruppen etwa gleich häufig genannt; Vergleichswerte <strong>mit</strong> dem<br />

Bevölkerungsdurchschnitt stehen aus <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong>studie 2004 nicht <strong>zur</strong> Verfügung.<br />

Das Ergebnis, dass mindestens jede dritte bis vierte Frau <strong>mit</strong> Behin<strong>der</strong>ung und<br />

Beeinträchtigung, die in Einrichtungen o<strong>der</strong> Haushalten lebt, in Kindheit und Jugend sexuell<br />

missbraucht wurde, verweist auf enorm hohe Belastungen, die auch <strong>mit</strong> zu gesundheitlichen<br />

und psychischen Beeinträchtigungen <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> im Lebensverlauf beigetragen haben<br />

können. Die <strong>mit</strong> sexuellem Missbrauch einhergehenden Grenzverletzungen und<br />

gesundheitlichen wie psychischen Schädigungen können zudem das Risiko für fortgesetzte<br />

Gewalt im Lebenslauf erhöhen. 112<br />

Die Täterinnen und Täter bei sexuellem Missbrauch in Kindheit und Jugend waren am<br />

häufigsten männliche Personen aus dem familiären Umfeld (44–46% bei allen<br />

Untersuchungsgruppen). 113 Nur 1–6% aller Befragten nannten (auch) weibliche Täterinnen. 114<br />

Bei den Familienangehörigen handelt es sich vor allem um Väter und an<strong>der</strong>e männliche<br />

Verwandte, teilweise auch um Brü<strong>der</strong>. Vor allem <strong>von</strong> den in Einrichtungen lebenden <strong>Frauen</strong><br />

wurden darüber hinaus häufiger unbekannte Täterinnen bzw. Täter genannt (24–31% vs.<br />

12% bei den in Haushalten befragten <strong>Frauen</strong>); flüchtig bekannte Täterinnen bzw. Täter<br />

gaben je nach Untersuchungsgruppe 10–22% <strong>der</strong> Befragten an, Personen aus dem<br />

Bekanntenkreis wurden <strong>von</strong> 5–26% genannt. Sexuell missbrauchende Personen in Schule<br />

und Ausbildung wurden <strong>von</strong> 9–15% <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong>, die Aussagen zu Täterinnen bzw. Tätern bei<br />

sexuellem Missbrauch gemacht haben, angegeben. Partnerinnen bzw. Partner (6–7%) und<br />

Personen aus an<strong>der</strong>en Institutionen und Einrichtungen (1–7%) spielten demgegenüber eine<br />

relativ geringe Rolle. Allerdings waren <strong>von</strong> sexuellem Missbrauch in Einrichtungen <strong>Frauen</strong>,<br />

die in Einrichtungen in vereinfachter Sprache befragt wurden, am häufigsten betroffen, was<br />

112 In <strong>der</strong> Auswertung <strong>der</strong> repräsentativen Befragungsgruppen <strong>der</strong> <strong>Studie</strong> finden sich keine Hinweise darauf, dass<br />

<strong>Frauen</strong>, die bereits in Kindheit und Jugend eine Behin<strong>der</strong>ung hatten, häufiger sexuellen Missbrauch erlebt<br />

haben (33% in <strong>der</strong> Haushaltsbefragung, 23% in <strong>der</strong> Einrichtungsbefragung in allgemeiner Sprache und 23% in<br />

<strong>der</strong> Befragung in vereinfachter Sprache) als <strong>Frauen</strong>, die erst später eine Behin<strong>der</strong>ung hatten.<br />

113 Die Prozentwerte beziehen sich nur auf <strong>Frauen</strong>, die bei sexuellem Missbrauch Angaben zu Täterinnen bzw.<br />

Tätern gemacht haben.<br />

114 Die in Einrichtungen befragten <strong>Frauen</strong> nannten nur in 1–2 Fällen weibliche Täterinnen bei sexuellem<br />

Missbrauch (Mutter, Bekanntenkreis, flüchtig Bekannte); die <strong>Frauen</strong> <strong>der</strong> Haushaltsbefragung gaben 13 Fälle<br />

an (in vier Fällen die Mutter, in 2 Fällen die Schwester, aber auch Personen aus Schule, Verwandten- und<br />

Bekanntenkreis, flüchtig Bekannte und aus Ärzteschaft/Unterstützungseinrichtungen wurden in jeweils 1–2<br />

Fällen genannt).<br />

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