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"Langfassung der Studie zur Lebenssituation von Frauen mit ...

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Seite 207<br />

Kapitel III<br />

Ernstnehmen <strong>der</strong> Situation („Wenn man dann meldet, wird nicht viel gemacht am<br />

Arbeitsplatz“).<br />

Auch sexuelle Gewalt durch Personal wurde vereinzelt berichtet, wenn auch deutlich<br />

seltener als Übergriffe durch Mitbewohnerinnen bzw. Mitbewohner und Kolleginnen bzw.<br />

Kollegen in den Werkstätten. Sofern die <strong>Frauen</strong> die Handlungen meldeten o<strong>der</strong> diese<br />

bekannt wurden, hatten die Übergriffe durch Personal Konsequenzen:<br />

„Ein ehemaliger Gruppenleiter hat Arbeitskollegen in <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>tenwerkstatt aufgefor<strong>der</strong>t, Sex<br />

<strong>mit</strong> Kolleginnen und Kollegen zu machen. Er hat Pornohefte <strong>mit</strong>gebracht. Er ist weggegangen.<br />

Es wurde dem Sozialdienst gemeldet.“<br />

(Schriftliche Notiz, Interviewerin, Befragung vereinfachte Sprache)<br />

„Betreuer ejakulierte in <strong>der</strong> Silvesternacht in ihrem Zimmer in ihren Mund. Vorher knöpfte er ihr<br />

die Bluse auf. Sie hat gerufen. Die Nachbarin rief Hilfe. Die Gruppenleiterin kam, <strong>der</strong> Betreuer<br />

wurde vom Dienst suspendiert.“<br />

(Schriftliche Notiz, Interviewerin, Befragung vereinfachte Sprache)<br />

Auch im Erwachsenenleben <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> Behin<strong>der</strong>ungen und Beeinträchtigungen zeigt<br />

sich ein hohes Ausmaß an sexueller Gewalt bei allen Befragungsgruppen. Jede dritte bis<br />

vierte in allgemeiner Sprache in Einrichtungen und Haushalten befragte Frau <strong>der</strong><br />

vorliegenden Untersuchung und mindestens jede fünfte in vereinfachter Sprache befragte<br />

Frau hat erzwungene sexuelle Handlungen im Erwachsenenleben erlebt; darunter dürfte<br />

noch ein erhebliches Dunkelfeld nicht aufgedeckter sexueller Gewalt liegen, denn<br />

insbeson<strong>der</strong>e die in Einrichtungen befragten <strong>Frauen</strong> haben hierzu häufig keine Angaben<br />

gemacht. Da<strong>mit</strong> haben <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> Behin<strong>der</strong>ungen etwa zwei- bis dreimal häufiger sexuelle<br />

Gewalt im Erwachsenenleben erlebt als <strong>Frauen</strong> im Bevölkerungsdurchschnitt. Wird sexueller<br />

Missbrauch in Kindheit und Jugend <strong>mit</strong> einbezogen, dann waren <strong>Frauen</strong> <strong>der</strong> vorliegenden<br />

<strong>Studie</strong>, bezogen auf das gesamte Leben, etwa <strong>zur</strong> Hälfte bis zu einem Drittel <strong>von</strong> sexueller<br />

Gewalt im Lebensverlauf betroffen. Beson<strong>der</strong>e Gefährdungskontexte sind, wie bei <strong>der</strong><br />

<strong>Frauen</strong>studie 2004, <strong>der</strong> soziale Nahraum <strong>von</strong> Familien- und Paarbeziehungen. Darüber<br />

hinaus wurden <strong>von</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>der</strong> <strong>Studie</strong> aber auch in erhöhtem Maße öffentliche Orte sowie<br />

<strong>der</strong> Freundes- und Bekanntenkreis genannt. Insbeson<strong>der</strong>e gegenüber den in Einrichtungen<br />

lebenden und in vereinfachter Sprache befragten <strong>Frauen</strong> wurden in den Wohnheimen und<br />

Werkstätten sexuelle Übergriffe häufiger durch männliche Mitbewohner und Kollegen,<br />

seltener durch Personal berichtet. Viele <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> Behin<strong>der</strong>ungen geben an, dass sie sich<br />

aufgrund <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>ung schwieriger gegen sexuelle Übergriffe <strong>zur</strong> Wehr setzen konnten.<br />

3.3.2.4 Sexuelle Belästigung im Erwachsenenleben<br />

Die in den vorangegangenen Kapiteln festgestellten Unterschiede in <strong>der</strong> Gewaltbetroffenheit<br />

durch sexuelle Gewalt spiegeln sich auch im Hinblick auf sexuelle Belästigung in<br />

abgeschwächtem Maß wi<strong>der</strong>. Die Unterschiede zwischen <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong>studie 2004 und <strong>der</strong><br />

vorliegenden <strong>Studie</strong> sind hier geringer. So hatten 70–73% <strong>der</strong> in allgemeiner Sprache<br />

befragten <strong>Frauen</strong> in Haushalten und Einrichtungen mindestens eine Form sexueller<br />

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