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"Langfassung der Studie zur Lebenssituation von Frauen mit ...

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Seite 400<br />

Kapitel IV<br />

Quote an Schwangerschaftsabbrüchen bei den gehörlosen <strong>Frauen</strong> ein Indiz für eine<br />

spezifische Diskriminierung gehörloser <strong>Frauen</strong> sein könnte. So könnte vermutet werden,<br />

dass keine ihrer Behin<strong>der</strong>ung angemessene Beratung zu Fragen <strong>von</strong> Sexualität und<br />

Partnerschaft, Schwangerschaft und Familienplanung <strong>zur</strong> Verfügung steht. Allerdings haben<br />

gehörlose <strong>Frauen</strong> im Rahmen <strong>der</strong> vorliegenden Zusatzbefragung zu drei Viertel und da<strong>mit</strong><br />

gleich häufig wie die an<strong>der</strong>en Befragungsgruppen angegeben, sexuell aufgeklärt worden zu<br />

sein (häufiger durch Lehrerinnen o<strong>der</strong> Lehrer und seltener durch die Eltern), und sie waren<br />

<strong>mit</strong> dieser Aufklärung nicht weniger zufrieden als die an<strong>der</strong>en Befragungsgruppen.<br />

Im Vergleich <strong>der</strong> Untersuchungsgruppen fällt darüber hinaus das hohe Ausmaß an<br />

Sterilisationen bei den blinden und körperbehin<strong>der</strong>ten <strong>Frauen</strong> auf (25–26%), das bei den<br />

gehörlosen <strong>Frauen</strong>, auch im Vergleich <strong>mit</strong> <strong>der</strong> repräsentativen Haushaltsbefragung (18%),<br />

am geringsten ist (10%). Der größte Teil <strong>der</strong> blinden und körperbehin<strong>der</strong>ten <strong>Frauen</strong> <strong>der</strong><br />

Zusatzbefragung (82–88%) gab hierzu jedoch an, dass es sich um eine eigene Entscheidung<br />

gehandelt habe (etwa einem Viertel wurde dies <strong>von</strong> einer professionellen Person, z.B. Ärztin<br />

o<strong>der</strong> Arzt, Betreuerin o<strong>der</strong> Betreuer, nahegelegt; bei den gehörlosen <strong>Frauen</strong> sind hier die<br />

Fallzahlen zu gering für statistische Auswertungen). Auch die Einnahme <strong>von</strong> Kontrazeptiva<br />

scheint bei allen Befragungsgruppen <strong>der</strong> Zusatzbefragung weit überwiegend auf einer<br />

eigenen Entscheidung zu beruhen (78–84%); 13–14% gaben an, dies auf professionellen<br />

Rat hin getan zu haben und nur sehr wenige <strong>Frauen</strong> fühlten sich hierzu gedrängt o<strong>der</strong><br />

gezwungen (keine <strong>der</strong> blinden und körperbehin<strong>der</strong>ten und nur drei <strong>der</strong> gehörlosen<br />

Befragten). Gerade vor dem Hintergrund <strong>der</strong> mangelnden Unterstützung <strong>von</strong><br />

Familiengründung und Elternschaft bei <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> Behin<strong>der</strong>ungen (s.o.) dürfte aber die<br />

Entscheidung, keine Kin<strong>der</strong> zu bekommen, maßgeblich auch <strong>mit</strong>bestimmt sein durch die<br />

un<strong>zur</strong>eichenden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen.<br />

Bildung und Ausbildung<br />

Nach den Ergebnissen <strong>der</strong> Auswertung des Mikrozensus 2005 ist das durchschnittliche<br />

schulische Bildungsniveau <strong>von</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> Behin<strong>der</strong>ungen niedriger als das <strong>von</strong> <strong>Frauen</strong> ohne<br />

Behin<strong>der</strong>ungen. Gemessen daran ist das schulische Bildungsniveau <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>der</strong><br />

vorliegenden Zusatzbefragung überdurchschnittlich hoch. Insbeson<strong>der</strong>e die Gruppe <strong>der</strong><br />

schwer sehbehin<strong>der</strong>ten/blinden und die <strong>der</strong> schwerstkörper-/mehrfachbehin<strong>der</strong>ten <strong>Frauen</strong><br />

<strong>mit</strong> Fachhochschul- o<strong>der</strong> Hochschulreife ist <strong>mit</strong> 44% bzw. 48% weitaus größer als die <strong>der</strong><br />

<strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> Behin<strong>der</strong>ung des Mikrozensus 2005 <strong>mit</strong> 14%. 181 Auch wenn in <strong>der</strong><br />

Zusatzbefragung häufiger <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> einem hohen schulischen Bildungsabschluss erreicht<br />

wurden, kann jedoch aufgrund <strong>der</strong> Mikrozensusdaten da<strong>von</strong> ausgegangen werden, dass<br />

gehörlose, schwer sehbehin<strong>der</strong>te/blinde und schwerstkörper-/mehrfachbehin<strong>der</strong>te <strong>Frauen</strong> in<br />

ihrer schulischen Bildung häufiger benachteiligt sind.<br />

181 Der Vergleich <strong>mit</strong> den Daten des Mikrozensus 2005 ist deswegen hier sehr aussagekräftig, weil fast alle<br />

<strong>Frauen</strong> <strong>der</strong> Zusatzbefragung einen Schwerbehin<strong>der</strong>tenausweis hatten und daher <strong>der</strong> Zielgruppe des<br />

Mikrozensus entsprachen.<br />

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