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"Langfassung der Studie zur Lebenssituation von Frauen mit ...

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Seite 43<br />

Kapitel II<br />

sprachliches Niveau einzuführen, das ein Teil <strong>der</strong> Befragten möglicherweise als<br />

infantilisierend wahrgenommen hätte. Insgesamt wurde so<strong>mit</strong> besser <strong>der</strong> Bandbreite an intellektuellen<br />

Möglichkeiten und Einschränkungen <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> sogenannten geistigen Behin<strong>der</strong>ungen<br />

entsprochen.<br />

Zentral für die Interviewführung war, dass <strong>der</strong> Fragebogen flexibel gehandhabt werden<br />

konnte, d.h. dass die Interviewerin den Gedanken <strong>der</strong> Befragten folgt und Ausführungen <strong>der</strong><br />

Befragten, die über die aktuelle Frage hinausgehen und sich auf spätere Fragen beziehen,<br />

an die entsprechende Stelle im Fragebogen eintragen kann. Das erfor<strong>der</strong>te eine beson<strong>der</strong>e<br />

Vertrautheit <strong>der</strong> Interviewerin <strong>mit</strong> dem Fragebogen, erwies sich aber als äußerst hilfreich in<br />

<strong>der</strong> Interviewführung. Bei Verständnisschwierigkeiten wurden die Fragen o<strong>der</strong> einzelne<br />

Begriffe erläutert. Die Interviewten gaben nicht immer verbal zu erkennen, wenn sie eine<br />

Frage nicht o<strong>der</strong> nicht vollständig verstanden hatten. Teilweise war <strong>der</strong> Mimik, <strong>der</strong> Stimme<br />

o<strong>der</strong> monotonen Antworten <strong>der</strong> Befragten zu entnehmen, wenn Fragen nicht verstanden<br />

wurden. Dies erfor<strong>der</strong>te erhebliches Einfühlungsvermögen <strong>von</strong>seiten <strong>der</strong> Interviewerin, die<br />

dann nachfragen konnte, ob die Frage verstanden wurde o<strong>der</strong> ob weitere Erläuterungen<br />

erfor<strong>der</strong>lich waren. Teilweise konnte den Schwierigkeiten bei <strong>der</strong> Abfrage komplexerer<br />

Sachverhalte <strong>mit</strong> offenen Fragen begegnet werden, teilweise waren aber gerade die offenen<br />

Fragen schwierig zu beantworten im Vergleich zu den geschlossenen Fragen <strong>mit</strong> konkreten<br />

Antwortvorgaben.<br />

So konnte etwa das mögliche Gewalterlebnis kurz <strong>mit</strong> eigenen Worten beschrieben werden,<br />

wenn es im Interview zum ersten Mal thematisiert wurde. Das ermöglichte eine leichtere<br />

Zuordnung bei <strong>der</strong> Abfrage <strong>von</strong> Tatorten, Täterinnen und Tätern, Folgen und Reaktionen<br />

entsprechend den Vorgaben in dem jeweiligen Modul (körperliche Gewalt o<strong>der</strong> sexuelle<br />

Gewalt). Durch diese flexiblere Handhabung konnten die Interviewerinnen die Erfahrungen<br />

<strong>der</strong> Befragten einordnen (z.B. eine sexuelle Gewalthandlung verbunden <strong>mit</strong> körperlicher<br />

Gewalt). Zweitens wurden die tatsächlichen Gewalthandlungen dokumentiert. Zum Dritten<br />

wurden die Befragten nicht in ein analytisches Raster gezwungen, in das sie ihre<br />

Erfahrungen nicht einordnen können; diese Leistung wurde zum Teil <strong>von</strong> <strong>der</strong> Interviewerin<br />

während des Interviews unterstützend <strong>mit</strong> übernommen.<br />

Darüber hinaus wurde <strong>der</strong> Fragebogen gekürzt und die Differenzierungen in den Fragen und<br />

Antwortvorgaben wurden vereinfacht. So wurde bspw. die Lebenszufriedenheit nicht anhand<br />

einer Sechser-Skala <strong>von</strong> „sehr zufrieden“ bis „sehr unzufrieden“ erhoben, son<strong>der</strong>n <strong>mit</strong>hilfe<br />

<strong>der</strong> Antwortvorgaben „eher zufrieden“ o<strong>der</strong> „eher unzufrieden“. Um eine Beantwortung <strong>der</strong><br />

Fragen zu erleichtern, mussten diese in <strong>der</strong> Komplexität und Abstraktheit reduziert werden<br />

und z.B. Fragen, die zwei Bereiche umfassten („Wie zufrieden sind Sie <strong>mit</strong> Ihrem Leben, was<br />

den Bereich Familie betrifft?“), vereinfacht („Wie zufrieden sind Sie <strong>mit</strong> Ihrer Familie?“) und<br />

gegebenenfalls erläutert werden („Geht es Ihnen gut <strong>mit</strong> Ihrer Familie? O<strong>der</strong> geht es Ihnen<br />

nicht so gut <strong>mit</strong> Ihrer Familie? Also zum Beispiel <strong>mit</strong> Ihrer Mutter, (Pause) Ihrem Vater<br />

(Pause) o<strong>der</strong> Ihren Geschwistern?“). Auch Aufzählungen mussten vermieden und<br />

stattdessen die Bereiche einzeln abgefragt werden.<br />

Obwohl <strong>der</strong> Fragebogen erheblich gekürzt und vereinfacht wurde, erwies sich das<br />

Reduktionspotenzial als begrenzt, um nicht Gefahr zu laufen, bestimmte Themenbereiche zu<br />

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