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"Langfassung der Studie zur Lebenssituation von Frauen mit ...

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Seite 294<br />

Kapitel IV<br />

Die befragten <strong>Frauen</strong> <strong>der</strong> Zusatzbefragung waren nicht generell seltener in außerhäusliche<br />

Freizeitaktivitäten eingebunden und bekamen auch nicht deutlich seltener in ihren<br />

Haushalten Besuch durch Freundinnen bzw. Freunde, Bekannte und Verwandte als die<br />

<strong>Frauen</strong> <strong>der</strong> repräsentativen Haushaltsbefragung und <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong>studie 2004. Ihre<br />

gesellschaftliche Teilhabe war auch im Hinblick auf die Einbindung in Organisationen hoch,<br />

was aber auch darauf <strong>zur</strong>ückgeführt werden kann, dass viele <strong>der</strong> Befragten bevorzugt aus<br />

diesem Umfeld gewonnen wurden. Eine höhere soziale Isolation <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>der</strong><br />

Zusatzbefragung gegenüber dem Bevölkerungsdurchschnitt zeigte sich jedoch in Bezug auf<br />

das Fehlen enger, vertrauensvoller und verlässlicher Beziehungen, das etwa ein Drittel <strong>der</strong><br />

blinden und körperbehin<strong>der</strong>ten <strong>Frauen</strong> und 50–60% <strong>der</strong> gehörlosen <strong>Frauen</strong> äußerten.<br />

Möglicherweise entsteht bei vielen gehörlosen <strong>Frauen</strong> gerade auch durch die oftmals<br />

alternativlose Einbindung in die Gemeinschaft <strong>der</strong> Gehörlosen eine an<strong>der</strong>e Form <strong>der</strong><br />

sozialen Isolation. Ein weiterer Grund für die mangelnde Einbindung gerade <strong>der</strong> gehörlosen<br />

<strong>Frauen</strong> in enge vertrauensvolle Beziehungen (trotz ihrer höheren Anteile verheirateter<br />

<strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> Kin<strong>der</strong>n) könnten Vorerfahrungen <strong>mit</strong> (sexueller) Gewalt in Kindheit und Jugend<br />

und in den aktuellen Paarbeziehungen sein, die ihr Vertrauen in Beziehungen nachhaltig<br />

beeinträchtigen können (vgl. Kap. 4.3).<br />

In Bezug auf die Wohnumfel<strong>der</strong> <strong>der</strong> Befragten zeigen sich vor allem Beeinträchtigungen<br />

durch mangelnde Barrierefreiheit bei je<strong>der</strong> fünften bis zehnten Frau, wobei hier<strong>von</strong> die<br />

körperbehin<strong>der</strong>ten <strong>Frauen</strong> deutlich am stärksten betroffen waren. Darüber hinaus gab jede<br />

vierte bis fünfte Frau Vorurteile gegenüber Menschen <strong>mit</strong> Behin<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong><br />

Nachbarschaft an.<br />

4.1.9 Sicherheitsgefühl und Ängste<br />

Eingeschränkte Sicherheitsgefühle, mehr Ängste und ein entsprechendes<br />

Vermeidungsverhalten in alltäglichen <strong>Lebenssituation</strong>en ließen sich innerhalb <strong>der</strong> Gruppen<br />

<strong>der</strong> Zusatzbefragung vor allem bei den blinden und körperbehin<strong>der</strong>ten <strong>Frauen</strong>, weniger aber<br />

bei den gehörlosen <strong>Frauen</strong> feststellen. Sich dabei sicher o<strong>der</strong> sehr sicher zu fühlen,<br />

spätabends o<strong>der</strong> nachts allein nach Hause zu gehen, gab etwa die Hälfte <strong>der</strong> gehörlosen<br />

<strong>Frauen</strong> an (49%), aber weniger als ein Drittel <strong>der</strong> blinden und körperbehin<strong>der</strong>ten <strong>Frauen</strong> (30–<br />

31%). Sich dabei überhaupt nicht sicher zu fühlen (Wert 6 auf einer Skala <strong>von</strong> 1–6) gaben<br />

7% <strong>der</strong> gehörlosen, aber 16–20% <strong>der</strong> blinden und körperbehin<strong>der</strong>ten <strong>Frauen</strong> an. Etwa jede<br />

sechste blinde und jede fünfte körperbehin<strong>der</strong>te Frau mied solche Situationen vollständig.<br />

Das Sicherheitsgefühl <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> im Bevölkerungsdurchschnitt <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong>studie 2004 war<br />

allerdings demgegenüber nur leicht erhöht: 34% fühlten sich in <strong>der</strong> Situation sicher o<strong>der</strong> sehr<br />

sicher, 10% überhaupt nicht sicher und 13% mieden die Situationen vollständig. Das größere<br />

Sicherheitsgefühl <strong>der</strong> gehörlosen <strong>Frauen</strong> in Bezug auf den öffentlichen Raum in <strong>der</strong> Nacht<br />

könnte auch <strong>mit</strong> dem hier höheren Anteil jüngerer <strong>Frauen</strong> in Zusammenhang stehen.<br />

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