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"Langfassung der Studie zur Lebenssituation von Frauen mit ...

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Seite 283<br />

Kapitel IV<br />

ten, sie durften auf Anweisung <strong>der</strong> Eltern in <strong>der</strong> Öffentlichkeit nicht sprechen o<strong>der</strong><br />

gestikulieren, da<strong>mit</strong> niemandem die Behin<strong>der</strong>ung auffiele, o<strong>der</strong> sie wurden gezwungen, nur<br />

<strong>mit</strong> Hörenden in Gesellschaft zu sein und nicht <strong>mit</strong> Gehörlosen. Die <strong>Frauen</strong> berichteten<br />

teilweise, sie hätten in Familiengesprächen nicht ausreichend gut kommunizieren können<br />

und seien da<strong>mit</strong> einhergehend <strong>von</strong> den Eltern als „doof“ eingestuft worden. Es wird sichtbar,<br />

in welchem Maße gerade diese Befragungsgruppe <strong>von</strong> früh an aus <strong>der</strong> Kommunikation und<br />

Integration <strong>von</strong> Gehörlosen <strong>mit</strong> Hörenden, in <strong>der</strong> Schule aber auch innerhalb <strong>der</strong> eigenen<br />

Familie, ausgeschlossen ist, was <strong>mit</strong> zu erheblichen psychischen Belastungen und Gefühlen<br />

<strong>von</strong> Einsamkeit/Isoliertheit innerhalb <strong>der</strong> Familie beigetragen haben kann (vgl. auch Kap.<br />

4.2.1, psychische Probleme).<br />

Auch bei den an<strong>der</strong>en Gruppen <strong>der</strong> Zusatzbefragung werden bei einem Teil <strong>der</strong> Befragten<br />

Probleme im Umgang <strong>der</strong> Eltern <strong>mit</strong> dem behin<strong>der</strong>ten Kind und <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>ung sichtbar. So<br />

gab ein Viertel <strong>der</strong> blinden und körperbehin<strong>der</strong>ten <strong>Frauen</strong> an, die Eltern hätten die<br />

Behin<strong>der</strong>ung ignoriert o<strong>der</strong> geleugnet (vs. 15% <strong>der</strong> gehörlosen <strong>Frauen</strong> und 26–29% <strong>der</strong><br />

<strong>Frauen</strong> <strong>der</strong> repräsentativen Haushalts- und Einrichtungsbefragung). 148 22% <strong>der</strong><br />

körperbehin<strong>der</strong>ten <strong>Frauen</strong> gaben an, die Eltern hätten versucht, die Behin<strong>der</strong>ung nach<br />

außen zu verstecken o<strong>der</strong> zu verdecken (vs. 13–16% bei den an<strong>der</strong>en Befragungsgruppen<br />

<strong>der</strong> Zusatz-und <strong>der</strong> Haushaltsbefragung). Jede dritte bis vierte gehörlose und<br />

körperbehin<strong>der</strong>te Frau fühlte sich <strong>von</strong> den Eltern zu Behandlungen und Therapien<br />

gezwungen, die sie nicht wollte, was auf etwa jede zehnte blinde Frau <strong>der</strong> Zusatz- und <strong>der</strong><br />

repräsentativen Haushaltsbefragung zutraf. Als grob und lieblos im Umgang beschrieben<br />

etwa ein Fünftel <strong>der</strong> gehörlosen und körperbehin<strong>der</strong>ten <strong>Frauen</strong> ihre Eltern, etwa ein Siebtel<br />

<strong>der</strong> blinden <strong>Frauen</strong> und etwa ein Viertel <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>der</strong> Haushaltsbefragung. Da<strong>mit</strong> haben im<br />

Rahmen <strong>der</strong> Zusatzbefragung gehörlose und körperbehin<strong>der</strong>te <strong>Frauen</strong> ihre Eltern im<br />

Umgang <strong>mit</strong> ihnen in <strong>der</strong> Tendenz negativer beschrieben als die befragten blinden <strong>Frauen</strong>.<br />

Allerdings wurde den blinden <strong>Frauen</strong> seltener als den an<strong>der</strong>en Befragten <strong>von</strong> den Eltern<br />

nach eigenen Angaben das Gefühl ver<strong>mit</strong>telt, ein normales Mädchen zu sein o<strong>der</strong> eine<br />

normale Frau zu werden (65% <strong>der</strong> blinden vs. 71% <strong>der</strong> körperbehin<strong>der</strong>ten und 83% <strong>der</strong><br />

gehörlosen <strong>Frauen</strong>).<br />

148 Diese Aussagen beziehen sich auf <strong>Frauen</strong>, die ab Kindheit/Jugend behin<strong>der</strong>t waren und die bei einem o<strong>der</strong><br />

beiden leiblichen Elternteilen aufgewachsen sind.<br />

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