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"Langfassung der Studie zur Lebenssituation von Frauen mit ...

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Seite 8<br />

Kapitel I<br />

Körperwahrnehmungs-, Kooperations- und Mitteilungsfähigkeit aufseiten vieler Betroffener,<br />

die die Einordnung <strong>von</strong> Symptomen erschweren.<br />

Dass Mädchen und <strong>Frauen</strong> allgemein in Deutschland einem hohen Maß an psychischer,<br />

körperlicher und sexueller Gewalt <strong>mit</strong> da<strong>mit</strong> einhergehenden erheblichen Gesundheitsrisiken<br />

ausgesetzt sind, konnte bereits die repräsentative bundesweite <strong>Frauen</strong>studie<br />

„<strong>Lebenssituation</strong>, Sicherheit und Gesundheit <strong>von</strong> <strong>Frauen</strong> in Deutschland“ (Schröttle/Müller<br />

2004) <strong>mit</strong> ihren Folgeauswertungen aufzeigen (vgl. u.a. Schröttle/Khelaifat 2008, Schröttle/<br />

Hornberg et al. 2008). Die <strong>Studie</strong> wurde <strong>von</strong> 2002–2004 im Auftrag des Bundesministeriums<br />

für Familie, Senioren, <strong>Frauen</strong> und Jugend (BMFSFJ) am Interdisziplinären Zentrum für<br />

<strong>Frauen</strong>- und Geschlechterforschung (IFF) <strong>der</strong> Universität Bielefeld durchgeführt.<br />

Obwohl im Rahmen <strong>der</strong> <strong>Studie</strong> <strong>von</strong> 2004 er<strong>mit</strong>telt wurde, welche <strong>Frauen</strong> <strong>von</strong> chronischen<br />

Erkrankungen und körperlichen Behin<strong>der</strong>ungen betroffen waren, konnte keine ausreichend<br />

große Fallzahl und Diversität <strong>von</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> Behin<strong>der</strong>ungen erreicht werden, welche<br />

verallgemeinerbare Aussagen über <strong>der</strong>en Gewaltbetroffenheit zulassen würde. Zum einen<br />

wurden in dieser <strong>Studie</strong> überwiegend <strong>Frauen</strong> außerhalb häuslicher o<strong>der</strong> institutioneller<br />

Pflege erreicht. 4 Auch erlaubten die Zugänge und Befragungsmethoden nicht, spezifische<br />

Gruppen zu erreichen, etwa gehörlose <strong>Frauen</strong>, psychisch Erkrankte o<strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong><br />

sogenannten geistigen Behin<strong>der</strong>ungen in Einrichtungen. Bei den befragten körperbehin<strong>der</strong>ten<br />

und chronisch erkrankten <strong>Frauen</strong> zeigte sich jedoch bereits eine höhere<br />

Gewaltbetroffenheit, insbeson<strong>der</strong>e bei <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> jenen Erkrankungen und Behin<strong>der</strong>ungen,<br />

welche <strong>mit</strong> Einschränkungen im täglichen Leben einhergehen und eine regelmäßige<br />

Inanspruchnahme <strong>von</strong> Hilfe, Pflege o<strong>der</strong> Unterstützung erfor<strong>der</strong>n. Der <strong>Studie</strong> zufolge hatten<br />

50% <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> einer chronischen Erkrankung o<strong>der</strong> einer körperlichen Behin<strong>der</strong>ung,<br />

durch die sie im täglichen Leben eingeschränkt waren (N=1.414), körperliche Übergriffe seit<br />

dem 16. Lebensjahr erlebt, 21% waren <strong>von</strong> sexueller Gewalt im engen strafrechtlichen Sinne<br />

und 56% <strong>von</strong> psychischer Gewalt in unterschiedlichen Lebensbereichen betroffen. Da<strong>mit</strong> lag<br />

das Ausmaß ihrer Gewaltbetroffenheiten deutlich höher als bei den Befragten <strong>der</strong> <strong>Studie</strong><br />

ohne entsprechende Behin<strong>der</strong>ungen/Erkrankungen (39% körperliche Übergriffe, 13%<br />

sexuelle Gewalt und 43% psychische Gewalt in <strong>der</strong> Altersgruppe bis 65 Jahre). Auch eine<br />

Tendenz <strong>der</strong> erhöhten Betroffenheit durch sexuellen Missbrauch in Kindheit und Jugend<br />

deutete sich bei den durch Behin<strong>der</strong>ungen/chronische Erkrankungen im täglichen Leben<br />

eingeschränkten <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> 16% (vs. 9% bei den nicht behin<strong>der</strong>ten/chronisch Erkrankten bis<br />

65 Jahre) an.<br />

4<br />

Von den befragten <strong>Frauen</strong> im Alter <strong>von</strong> 16 bis 65 Jahren (N=8.200) haben in <strong>der</strong> <strong>Studie</strong> knapp 19% (N=1.540)<br />

angegeben, an einer chronischen ernsthaften Erkrankung zu leiden; knapp 4% (N=309) gaben eine<br />

körperliche Behin<strong>der</strong>ung an. 22% <strong>der</strong> Betroffenen (=knapp 5% <strong>der</strong> Befragten dieser Altersgruppe) gaben an,<br />

durch die chronische Erkrankung o<strong>der</strong> körperliche Behin<strong>der</strong>ung sehr stark o<strong>der</strong> stark im täglichen Leben<br />

eingeschränkt zu sein, weitere 33% (=7% <strong>der</strong> Befragten) waren <strong>mit</strong>telmäßig eingeschränkt, 24% leicht (=5%<br />

<strong>der</strong> Befragten) und knapp 19% (=4% <strong>der</strong> Befragten) gaben an, dadurch nicht im täglichen Leben<br />

eingeschränkt zu sein. Von jenen <strong>Frauen</strong>, die angaben, durch eine chronische Erkrankung o<strong>der</strong> körperliche<br />

Behin<strong>der</strong>ung im täglichen Leben eingeschränkt zu sein (N=1.414), benötigten 11% regelmäßig Hilfe, Pflege<br />

o<strong>der</strong> Unterstützung durch an<strong>der</strong>e. 99% dieser <strong>Frauen</strong> lebten in Privathaushalten und nur 1% war institutionell<br />

untergebracht. Das lässt in <strong>der</strong> Tendenz darauf schließen, dass in <strong>der</strong> <strong>Studie</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> schweren<br />

Behin<strong>der</strong>ungen und solche in Situationen häuslicher und institutioneller Pflege untererfasst waren.<br />

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