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Jahrgang 2009 - Evangelische Kirche in Hessen und Nassau

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Nr. 4 · <strong>2009</strong><br />

Amtsblatt der <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nassau</strong> 131<br />

Darmstadt, den 17. Februar <strong>2009</strong><br />

Für die <strong>Kirche</strong>nleitung<br />

Bernhardt-Müller<br />

***<br />

Orientierungshilfe zur Nutzung<br />

von kirchlichen Gebäuden <strong>und</strong> Räumen<br />

Kirchliche Gebäude <strong>und</strong> Räume – <strong>Kirche</strong>ngebäude wie<br />

auch Geme<strong>in</strong>dehäuser s<strong>in</strong>d Stätten des Gottesdienstes,<br />

der Anbetung, der Geme<strong>in</strong>schaft <strong>und</strong> der Versammlung.<br />

<strong>Evangelische</strong> Theologie macht gr<strong>und</strong>sätzlich ke<strong>in</strong>en Unterschied<br />

zwischen sakralen, geweihten <strong>und</strong> profanen<br />

Räumen. Dennoch s<strong>in</strong>d kirchliche Räume e<strong>in</strong> sichtbares<br />

Zeichen für die Präsenz Gottes <strong>in</strong> dieser Welt <strong>und</strong> für die<br />

Geme<strong>in</strong>schaft der Christen. Als solche s<strong>in</strong>d sie sichtbare<br />

<strong>und</strong> öffentlich erkennbare Wahrzeichen des Glaubens. In<br />

vielen spiegeln sich die Glaubenszeugnisse vergangener<br />

Jahrh<strong>und</strong>erte <strong>und</strong> der Reichtum christlicher Überlieferung<br />

wider. Ihr Bestand ist gr<strong>und</strong>sätzlich auf Dauer angelegt.<br />

Die Verantwortung für die Bewahrung der Gebäude <strong>und</strong><br />

Nutzung der Räume stellt die <strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>den heute<br />

vor besondere Herausforderungen. Bed<strong>in</strong>gt durch Mitgliederrückgang<br />

<strong>und</strong> die damit e<strong>in</strong>hergehende Reduktion<br />

der Zuweisungen s<strong>in</strong>d <strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>den darauf angewiesen,<br />

sich durch e<strong>in</strong>e nichtkirchliche Nutzung ihrer Gebäude<br />

<strong>und</strong> Räumen neue E<strong>in</strong>nahmenquellen zu erschließen,<br />

um nachhaltig ihren Gebäudebestand zu sichern<br />

<strong>und</strong> f<strong>in</strong>anziell handlungsfähig zu bleiben.<br />

Mit der Öffnung der <strong>Kirche</strong>n <strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>dehäuser für<br />

nichtkirchliche Veranstaltungen werden gr<strong>und</strong>sätzliche<br />

Fragen nach dem Charakter <strong>und</strong> der Nutzung kirchlicher<br />

Räume aufgeworfen. Um den <strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>den Entscheidungshilfen<br />

bei dem Umgang <strong>und</strong> der Nutzung<br />

ihrer Gebäude <strong>und</strong> Räume geben zu können, legt die <strong>Kirche</strong>nleitung<br />

nach Beratung mit dem Leitenden Geistlichen<br />

Amt diese Orientierungshilfe vor.<br />

1. Gr<strong>und</strong>sätzliches<br />

I.<br />

Nutzung von <strong>Kirche</strong>n<br />

<strong>Kirche</strong>n s<strong>in</strong>d Häuser Gottes. Sie s<strong>in</strong>d sichtbare Zeichen<br />

dafür, dass Gott unter den Menschen Wohnung nimmt.<br />

Im christlichen Verständnis verweisen die <strong>Kirche</strong>n <strong>und</strong><br />

andere gottesdienstliche Räume symbolisch auf die Anwesenheit<br />

Gottes <strong>in</strong> der profanen Welt. Die weith<strong>in</strong> sichtbaren<br />

<strong>Kirche</strong>n s<strong>in</strong>d Zeichen für die Gegenwart Gottes <strong>in</strong><br />

unserer Welt. Menschen unterbrechen ihren Alltag, um<br />

an diesen Orten Gottesdienst zu feiern, Gottes Wort zu<br />

hören, zu beten, zur Ehre Gottes zu s<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> zu musizieren.<br />

Durch diesen Gebrauch der <strong>Kirche</strong>n <strong>und</strong> gottesdienstlichen<br />

Räume, der oft Jahrzehnte <strong>und</strong> Jahrh<strong>und</strong>erte<br />

h<strong>in</strong>durch kont<strong>in</strong>uierlich gepflegt wurde, haben diese<br />

Orte e<strong>in</strong>e eigene Atmosphäre <strong>und</strong> Ausstrahlung, die sich<br />

nicht mit allem verträgt.<br />

<strong>Kirche</strong>n s<strong>in</strong>d jedoch auch öffentliche Gebäude <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

weiteren S<strong>in</strong>n. Sie erfüllen immer mehrere Funktionen,<br />

unbeschadet ihrer pr<strong>in</strong>zipiellen <strong>und</strong> unmittelbaren<br />

Zweckbestimmung für Gottesdienst <strong>und</strong> Gebet. Sie können<br />

als Treffpunkte, Versammlungsorte, als Orte von<br />

Kunst <strong>und</strong> Kultur, überhaupt als Stätten lebendiger Begegnung<br />

dienen. Die evangelische Tradition betont die<br />

Weltzuwendung Gottes. Dem entspricht die Auffassung<br />

von <strong>Kirche</strong>ngebäuden als Bestandteil dieser Welt. Wichtig<br />

ist <strong>in</strong> den Fällen, <strong>in</strong> denen e<strong>in</strong>e Mischnutzung <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e<br />

nichtkirchliche Nutzung vorgesehen ist, dass es sich<br />

auch dabei um Nutzungen handelt, die der Allgeme<strong>in</strong>heit<br />

nicht pr<strong>in</strong>zipiell verschlossen bleiben sollen.<br />

<strong>Kirche</strong>n <strong>und</strong> Gottesdiensträume genießen auch von Seiten<br />

des Staates e<strong>in</strong>en besonderen rechtlichen Schutz vor<br />

Beschädigungen, Nutzungsstörungen oder sonstigen<br />

Übergriffen Dritter (§§ 166 ff. StGB). Dieser staatliche<br />

Schutz sollte ke<strong>in</strong>esfalls durch e<strong>in</strong>e unangemessene<br />

Nutzung der Räume <strong>in</strong> Frage gestellt werden. Bei e<strong>in</strong>er<br />

Vermietung oder sonstigen nichtkirchlichen Nutzung sollte<br />

sehr genau darauf geachtet werden, dass sich mit<br />

dieser Nutzung ke<strong>in</strong>e Gegensymbolik zum Widmungszweck<br />

des Raumes entfaltet.<br />

2. <strong>Kirche</strong>n offen halten<br />

<strong>Kirche</strong>ngebäude s<strong>in</strong>d für viele Menschen besondere<br />

Räume, <strong>in</strong> denen sie ihren Alltag unterbrechen <strong>und</strong> im<br />

Gebet <strong>in</strong>nehalten. Die <strong>Kirche</strong>nleitung empfiehlt den <strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>den,<br />

soweit es die örtlichen Verhältnisse zulassen,<br />

<strong>Kirche</strong>nräume tagsüber offen zu halten oder e<strong>in</strong>en<br />

abgetrennten Teil der <strong>Kirche</strong> so e<strong>in</strong>zurichten, dass e<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>ladender Raum zum stillen Gebet entsteht.<br />

Die Ausstattung des <strong>Kirche</strong>nraumes mit technischen<br />

Schutz- <strong>und</strong> Warngeräten kann dabei Vandalismus vorbeugen.<br />

Beim E<strong>in</strong>satz von Überwachungsgeräten s<strong>in</strong>d<br />

die Regeln des Daten- <strong>und</strong> Persönlichkeitsschutzes zu<br />

beachten. Vielleicht s<strong>in</strong>d <strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>demitglieder, die<br />

nicht berufstätig s<strong>in</strong>d, bereit, auch ohne f<strong>in</strong>anzielle Entschädigung<br />

e<strong>in</strong>e regelmäßige Öffnung der <strong>Kirche</strong> zu betreuen.<br />

Historisch <strong>und</strong> künstlerisch bedeutende <strong>Kirche</strong>ngebäude<br />

– <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> Tourismus-Gebieten – können als verkündigende<br />

Sehenswürdigkeiten e<strong>in</strong>en wichtigen Dienst<br />

darstellen. Es ist empfehlenswert, für solche <strong>Kirche</strong>n<br />

<strong>Kirche</strong>nführer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> -führer auszubilden <strong>und</strong> nebenamtlich<br />

oder auf Honorarbasis e<strong>in</strong>zusetzen.<br />

3. Die allgeme<strong>in</strong>e gottesdienstliche Nutzung<br />

a. durch die <strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>de<br />

In der Versammlung mit der Geme<strong>in</strong>de zum Gottesdienst,<br />

<strong>in</strong> dem Gottes Wort verkündigt wird <strong>und</strong> die Sakramente<br />

gefeiert werden, hat das kirchliche Leben se<strong>in</strong><br />

Zentrum. Um diesem Zentrum e<strong>in</strong>en Ort zu geben, wurden<br />

<strong>und</strong> werden <strong>Kirche</strong>ngebäude errichtet. Ihre gottesdienstliche<br />

Nutzung hat somit Vorrang vor allen anderen<br />

Nutzungsarten.<br />

b. durch andere christliche <strong>Kirche</strong>n <strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>schaften<br />

In unserem <strong>Kirche</strong>ngebiet leben zunehmend christliche<br />

Geme<strong>in</strong>schaften <strong>und</strong> <strong>Kirche</strong>n verschiedener Nationalitäten<br />

<strong>und</strong> Konfessionen, die <strong>in</strong>folge weltweiter Migrationsbewegungen<br />

<strong>in</strong> unser Land gekommen s<strong>in</strong>d. Mangels

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