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Trainingshandbuch Recherche : Informationsbeschaffung

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2.8 Die Affäre Telekom<br />

Lehrbeispiel einer zweijährigen <strong>Recherche</strong><br />

von Gottlob Schober<br />

107<br />

Es war die größte Werbeaktion der Deutschen Geschichte. Manfred Krug arbeitete<br />

für die Telekom und Ron Sommer versprach, er würde ein ganzes Volk mit der<br />

T-Aktie reich machen – er machte das Volk arm.<br />

Die Deutsche Telekom AG, einst schwerfälliger Behördenapparat, wollte durch<br />

den Börsengang im November 1996 eines der Vorzeigeunternehmen der Telekommunikationsbranche<br />

und zum Star an der Börse werden. Geschätzte 50<br />

Millionen Euro wurden in eine gigantische Werbekampagne gesteckt, mit dem<br />

Ziel die T-Aktie bei den Kleinaktionären populär zu machen. Der Begriff der<br />

„Volksaktie“ wurde geboren. Den Anlegern wurde suggeriert, das Papier sei so<br />

sicher wie eine „vererbbare Zusatzrente“. Das große Versprechen des Ron Sommer.<br />

Immerhin drei Jahre lang stieg der Kurs der T-Aktie. Einige wenige, die das<br />

Papier bis März 2000 verkauften, konnten sogar reich damit werden.<br />

Alle anderen, und das ist die große Mehrheit der Kleinanleger, träumen von<br />

den sagenhaften 104 Euro, die die T-Aktie einmal wert war. Sie sitzen heute auf<br />

hohen Verlusten, fühlen sich belogen und betrogen. Sogar diejenigen, die zum<br />

Börsenstart 1996 für rund 14 Euro eingestiegen sind, gehören heute zu den<br />

Verlierern. Insgesamt wurden allein durch den Crash der T-Aktie unvorstellbare<br />

300 Milliarden Euro Anlegergelder vernichtet. Ein finanzielles Desaster für viele<br />

kleine Sparer, Rentner, Angestellte und Beamte, die den großen Versprechungen<br />

der Telekom-Bosse vertrauten.<br />

Unsere <strong>Recherche</strong>n dauern inzwischen über zwei Jahre. Wir haben in dieser<br />

Zeit vier Report Mainz-Filme über die Telekom in der ARD veröffentlicht und<br />

sind auf viele Skandale und offene Fragen gestoßen. Angefangen hat alles mit der<br />

Immobilienaffäre, dann kamen die Geburtsfehler in der Telekom-Bilanz, der<br />

Skandal um die Postpensionen und zuletzt die drastischen Warnungen des ehemaligen<br />

Telekom-Finanzvorstandes Joachim Kröske, die den Aktionären vor<br />

dem dritten Börsengang verschwiegen wurden. Darauf gründete sich der Verdacht,<br />

Telekom und Finanzministerium könnten die Anleger womöglich getäuscht<br />

haben.

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