Trainingshandbuch Recherche : Informationsbeschaffung
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Recherchieren als Seminar<br />
lichkeiten. Die Missachtung der <strong>Recherche</strong>-Literatur erkennt man auch daran,<br />
dass ein „Hiwi“ (oder die Sekretärin) die in einem abgelegenen Winkel untergebrachte<br />
Hilfsbibliothek zu betreuen hat. Natürlich besitzt die Akademie das<br />
<strong>Recherche</strong>-Handbuch und die <strong>Recherche</strong>-Fachzeitschrift. Nur greifbar ist nichts.<br />
Auf Nachfrage erfuhr ich: „Klar, wir haben zwei Exemplare des Handbuchs“,<br />
dann, nach kurzer Pause: „Aber eins ist schon lange verschwunden, wahrscheinlich<br />
hat es jemand mitgehen lassen.“ Das andere stehe im Chefzimmer.<br />
Wenn man die auf vier Wochen angelegten „Volo“-Kursprogramme der<br />
überbetrieblichen Einrichtungen unter die Lupe nimmt, dann wird deutlich: Die<br />
Recherchierkurse sind meist auf vier Halbtage verdichtet, höchstens ein Tag<br />
„Theorie“, knapp ein Tag „Auswertung“, dazwischen ein paar Stunden zum<br />
Telefonieren und Internetsurfen. Das heißt: Von dem Lernstoff eines Volontariats,<br />
der gemäß Manteltarifvertrag überbetrieblich zu vermitteln ist, werden knapp<br />
sieben Prozent fürs Recherchieren aufgewendet. Rechnet man die vollen zwei<br />
„Volo“-Jahre als Ausbildungszeit, sind es gerade 0,3 Prozent.<br />
Wir haben für die Fachzeitschrift Message im Herbst 2000 unter den Ausbildungseinrichtungen<br />
eine Enquête durchgeführt. Auf die Frage, ob spezielle Recherchierseminare<br />
angeboten würden, lautete eine der Antworten: „Recherchieren,<br />
das lernt man doch nebenbei, wenn man an seinem Thema arbeitet“ (vgl.<br />
Message 1/2001, S. 43-47). Der Ton macht die Musik im Haus.<br />
Abhilfe: Einstellung der Veranstalter ändern<br />
Wir müssen dafür sorgen, dass sich die Einstellung der Veranstalter gegenüber<br />
der Recherchierausbildung ändert. Hier neue Vorschläge:<br />
Bedingungen definieren: Am wirksamsten wäre es, wenn sich alle Dozenten<br />
darauf verständigten, dass diese eintägigen „Telefonier-doch-mal-rum- oder Wirsurfen-mal-im-Internet-Seminare“<br />
nichts bringen und darum abzulehnen sind.<br />
Und wenn sie genügend Selbstbewusstsein und Kompetenz besitzen, sollten sie<br />
folgende Minimalbedingungen nennen:<br />
– Begrenzung der Seminargröße auf eine Zahl individuell schulbarer Teilnehmer;<br />
– kein wilder Seminarhaufen, sondern eine homogene Gruppe (gleiche Voraussetzungen<br />
und Vorkenntnisse, dieselbe Mediengattung);<br />
– genügend Zeit für angeleitetes Methodentraining, genügend Zeit für Übungsrecherchen,<br />
genügend Zeit für die Auswertung (mehr dazu im Abschnitt für<br />
Praxismodule);<br />
– minimale technische Ausstattung (neben den technischen Apparaten auch<br />
Zugangsliteratur, Nachschlagewerke, Verzeichnisse, Beispielsammlungen);<br />
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