Trainingshandbuch Recherche : Informationsbeschaffung
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Ich sehe was, was du nicht siehst<br />
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Durch Rückfragen zeigen die Trainer auf, was an der <strong>Recherche</strong> lückenhaft<br />
war – und verdeutlichen damit das grundsätzliche Problem: Wenn der Beobachter<br />
sich nicht selbst ständig Fragen stellt, Arbeitshypothesen entwickelt und diese<br />
prüft, kann er auch nichts sehen.<br />
Auswertung: Zu den Punkten, die die Trainer ansprechen werden,<br />
gehören Fragen wie:<br />
Sind die Aufzeichnungen so vollständig, dass man sie auch in Tagen oder<br />
Wochen noch verstehen kann?<br />
Wurden sie nach dem Outdoor-Einsatz nachbearbeitet?<br />
Lässt sich die zeitliche Abfolge erkennen?<br />
Was kann aus den Notizen gefolgert werden?<br />
Sind Fakten und Vermutungen deutlich getrennt?<br />
Gibt es ergänzendes Material zum Protokoll?<br />
Inhaltliche Fragen zu der kleinen Beispiel-Beobachtung wären:<br />
Wer wurde beobachtet? Wie sieht der Mann aus, wie war er bekleidet, hatte er<br />
Gepäck bei sich, andere Gegenstände?<br />
Was hat der beobachtete Bettler die Zeit über gemacht? Hat er wirklich nur<br />
unbeweglich gesessen?<br />
Wie viel Geld lag im Hut? Hat er ihn zwischendurch geleert?<br />
Wie haben Passanten auf den Mann reagiert? Haben sie ihn angesehen oder<br />
haben sie weggeschaut, miteinander über ihn gesprochen, Bemerkungen gemacht?<br />
Gab es keinerlei Interaktionen mit Passanten außer den beiden Geldgebern?<br />
Was gibt es über die beiden Geldgeber zu sagen?<br />
Sind Menschen vorbei gekommen, von denen eine Interaktion hätte erwartet<br />
werden können (Ordnungsamt, Polizei, Jugend-Gang)?<br />
Auch bei weiteren Beobachtungsgängen werden viele Teilnehmer nur mit bescheidenen<br />
Ergebnissen zurückkommen – nicht, weil nichts passiert, sondern<br />
weil sie es nicht wahrnehmen. Von der reinen Beobachtung sollte dann zu einer<br />
ergänzend fragenden <strong>Recherche</strong> übergegangen werden. Denn auch dies ist für<br />
viele Teilnehmer überraschend: Vieles muss nicht nach der Beobachtung kompliziert<br />
bei Behörden oder Fachleuten geklärt werden, sondern kann – fürs erste –<br />
direkt vor Ort gefragt werden.