Trainingshandbuch Recherche : Informationsbeschaffung
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Recherchieren als Seminar<br />
sich hat. Oftmals verbirgt sich hinter diesem „Spring einfach ins Wasser“ aber<br />
auch Unsicherheit und Ratlosigkeit, indem der Dozent den Methodenproblemen<br />
aus dem Weg geht. Ausprobieren ist okay - vorausgesetzt man ist methodensicher<br />
und kann das Probierfeld abstecken.<br />
„Lernen müssen Sie schon selber!“: Diese Haltung klingt überzeugend, weil<br />
der Dozent der Regel folgt: Ich sage euch, wie es geht, die Umsetzung lernt ihr<br />
aber nur durch ständiges Üben. Doch mitunter verbirgt sich dahinter auch Dozentenfaulheit:<br />
Er doziert, wie es funktioniert (zwei Folien), beantwortet ein paar<br />
Anschlussfragen, verteilt die Übungsaufgaben (eine Folie), meldet sich ab und<br />
lässt arbeiten. Dann wird eingesammelt, durchkopiert, ausgeteilt und kurz durchgesprochen<br />
(eine Folie) - Ende der Veranstaltung. Kein Wunder, dass die „Volos“<br />
mit dem Gefühl zurückkehren, dass Recherchieren nichts Wichtiges sei.<br />
Abhilfe: Dozenten müssen sich selber helfen<br />
Aus den vielfältigen Selbsterfahrungen ganz unterschiedlich arbeitender Dozenten<br />
lassen sich folgende drei „Münchhausengriffe“ ableiten:<br />
– Bevor man unterrichtet, sollte man sein eigenes Verständnis von <strong>Recherche</strong><br />
klären, mit Kollegen aus anderen Ressorts besprechen und vor allem mit der<br />
Fachliteratur abgleichen. Viele haben aufgrund ihrer Tätigkeit ein deutlich eingeschränktes<br />
Vorverständnis. (Wenn eine Dozentin während ihrer gesamten Berufslaufbahn<br />
immer nur Redakteurin einer Publikumszeitschrift war, wird sie<br />
offene Themenrecherchen favorisieren und das Problem der Informationsüberprüfung<br />
übersehen; die meisten ihrer Zuhörer arbeiten jedoch in Lokal- und<br />
Nachrichtenressorts, wo es vor allem um Ereigniserweiterungsrecherchen geht -<br />
oder dasselbe umgekehrt.). Diese Beschränktheit muss erkannt, reflektiert und<br />
überwunden werden.<br />
– Die <strong>Recherche</strong>n von Kolleginnen und Kollegen periodisch auswerten!<br />
Brauchbare Beispiele sammeln, das heißt, Alltagsrecherchen, die erläutert und<br />
deren Schritte nachvollziehbar sind. Es gibt genügend Zugänge zu gutem <strong>Recherche</strong>-Material<br />
auf internationaler Ebene die z.B. regelmäßig von Message<br />
dokumentierten Preisträger (wie IRE-, Pulitzer- und Wächterpreis), auf nationaler<br />
Ebene z.B. die von der Adenauerstiftung dokumentierten Arbeiten der mit<br />
dem Förderpreis ausgezeichneten <strong>Recherche</strong>n im Lokaljournalismus; die von der<br />
„Initiative Tageszeitung“ herausgegebene Drehscheibe; die von der Fiduziarischen<br />
Stiftung der deutschen Presse unregelmäßig herausausgegebene Sammlung<br />
prämierter <strong>Recherche</strong>n usw..<br />
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