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Trainingshandbuch Recherche : Informationsbeschaffung

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<strong>Recherche</strong> lernen im Werkstattgespräch<br />

149<br />

Und wo sprudeln dessen Quellen?<br />

Es gibt verschiedene Informations-Pipelines, die durchs Land fließen. Ein Beispiel:<br />

In den Bundesländern gibt es Ministerien, die kommunizieren über verschiedene<br />

Dinge. Und ich hänge mich nicht immer in Spektakuläres rein, sondern<br />

in normale Vorgänge. Drei, vier Wochen, bevor ein Thema ein Thema wird,<br />

werden darüber schon Referentenentwürfe durch die Pipeline geschickt.<br />

Was heißt das konkret, wenn Sie sagen, Sie hängen sich in die Pipeline?<br />

Doch wohl nicht, dass Sie bei der Pressestelle anrufen?<br />

Ich verschaffe mir irgendwo in diesem System Einblick, an der unauffälligsten<br />

Stelle. Die Informanten der Länderinstitutionen, die was ausarbeiten, das sind<br />

meistens die schwierigsten. Die haben Angst, dass die Indiskretion auf sie zurückgeführt<br />

wird. Nein, ich gucke da, wo eine Information einfach nur so durchfließt,<br />

wo es keinen Verdacht gibt.<br />

Wie lernen Sie Ihre Informanten denn überhaupt kennen?<br />

Ich bin früher immer zu Empfängen gegangen, habe Leute auf Reisen begleitet,<br />

habe eine ganz normale Kontaktpflege betrieben. Das heißt, ich habe mir Leute<br />

gewogen gemacht, so dass diese Leute mit mir über irgendetwas kommunizieren<br />

wollten. Das sind ganz unterschiedliche Sachgebiete, aber wesentlich ist dabei<br />

immer, dass ich von diesen Dingen was verstehen muss, wenn ich wiederkommen<br />

will. Es gibt ja Leute, die haben Spezialgebiete. Und diese Spezialgebiete<br />

sind oft deren Lebensinhalt. Das sind die besten Gesprächspartner, weil die<br />

darauf achten, was es an Veränderungen gibt. Aber noch mal: Um mit denen<br />

kommunizieren zu können, muss ich etwas von der Sache verstehen.<br />

Ihr Informant macht sich doch möglicherweise strafbar, wenn er mit Ihnen<br />

kooperiert: Warum gibt der Ihnen was?<br />

Informanten sind sehr unterschiedlich strukturiert. Es gibt Informanten, die Zockertypen<br />

sind, es gibt Informanten, die sehr ängstlich sind. Was den Informantenschutz<br />

angeht: Wenn ich eine Unterlage bekomme und das Gefühl habe, dass<br />

sie nicht ausreichend viele Leute gesehen haben, dann bitte ich den Informanten,<br />

die Unterlage durchs Haus zu schicken. Wenn 40 Leute sie haben, ist die Gefahr<br />

für ihn geringer, aufzufliegen. Wenn irgendwas rauskommt, ist ja nicht die Frage,<br />

ist das falsch, was in der Zeitung steht. Sondern, wer hat nicht dicht gehalten?<br />

Und um dieses Risiko für die Informanten zu minimieren, mache ich es so. Was<br />

sicherlich auch vertrauensbildend ist und mir ermöglicht wiederkommen zu dürfen.

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