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Trainingshandbuch Recherche : Informationsbeschaffung

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114<br />

Die Affäre Telekom<br />

geplant. Doch mit dem Preisverfall der T-Aktie ist die Finanzierung der Beamtenpensionen<br />

nicht mehr gesichert, bald muss wohl der Steuerzahler hierfür einstehen.<br />

Der Geldstrom aus weiteren Aktienverkäufen wäre derzeit nur ein Rinnsal.<br />

Auf die Idee zu dieser Geschichte brachten uns Informanten aus den ersten<br />

Telekom-Stories, zu denen nach wie vor ein enges Vertrauensverhältnis besteht.<br />

Zahlen und Fakten waren schnell zusammengetragen. Von vielen namhaften<br />

Wissenschaftlern bekamen wir aber leider Interviewabsagen. Das lag einerseits<br />

daran, dass sich die Experten nicht in die Problematik einarbeiten konnten oder<br />

wollten und andererseits an der Größenordnung des Haushaltslochs.<br />

Wir konnten Professor Bernd Raffelhüschen, den Finanzexperten der Universität<br />

Freiburg, überzeugen sich mit der Materie intensiv zu beschäftigen. Er nahm<br />

sich die Zeit, all unsere <strong>Recherche</strong>n durchzuarbeiten und zu beurteilen.<br />

Schließlich kam er zu fundierten Statements, die Aufsehen erregten. Nach langer<br />

Überzeugungsarbeit war schließlich auch ein Sprecher des Bundesrechnungshofes<br />

bereit, vor die Kamera zu treten.<br />

Follow up drei<br />

Im Report Mainz-Bericht vom Februar 2003 stellten wir die Frage nach einem<br />

Emissionsbetrug beim dritten Börsengang der Telekom. Wir fanden heraus, dass<br />

Telekom und Finanzministerium milliardenschwere Risiken damals verschwiegen<br />

und die Aktionäre womöglich getäuscht hatten. Diese Story machte mehrere Wochen<br />

Schlagzeilen in allen relevanten Tageszeitungen, in Funk und Fernsehen.<br />

Doch der Reihe nach: Immer wieder, auch abends oder an Wochenenden,<br />

telefonierten oder trafen wir uns mit unseren Informanten. Irgendwann kam das<br />

Gespräch auf Papiere, die der ehemalige Telekom-Finanzvorstand Joachim Kröske<br />

verfasst hatte. Erst Monate nachdem wir davon hörten, wurden sie uns zugespielt.<br />

Besonders brisant war ein „Brandbrief“, den Kröske im September 1999<br />

an den Telekom-Gesamtvorstand schrieb.<br />

Seit seinem Ausscheiden hatte Kröske keine Interviews mehr gegeben, jetzt<br />

wollten wir ihn mit unseren <strong>Recherche</strong>n konfrontieren. Nach seiner Landung am<br />

Flughafen Hamburg sprachen wir den Telekom-Manager an und zeigten ihm<br />

Teile unserer <strong>Recherche</strong>. Tage später erklärte er sich bereit, mit uns zu reden.<br />

Kröske bestätigte unsere <strong>Recherche</strong>n – alle uns vorliegenden Dokumente habe<br />

er selbst geschrieben. Der Manager erzählte weiter, dass das Unternehmen 1999<br />

am Scheideweg stand. Zwei Optionen standen damals offen. Sollte das Unternehmen<br />

Sommers riskanten Expansionskurs vorantreiben oder sollte der Kurs der<br />

Aktie auf eine solide Finanzbasis gestellt werden? Der frühere Finanzvorstand<br />

warnte insbesondere vor überteuerten Firmenkäufen. Bei der damals anstehenden<br />

Übernahme des britischen Mobilfunkbetreibers One2One (heute: T-Mobile

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