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Trainingshandbuch Recherche : Informationsbeschaffung

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Eine-Quelle-Geschichten und andere Übel<br />

Hilfe, dass der Staatsanwalt selbst Zweifel an dem Bericht äußert und eine<br />

Einschätzung gibt, wie stichhaltig diese Quelle ist („zu summarisch“). Das ist ein<br />

Glücksfall für einen Autor, der einem freilich nicht immer begegnet. Der Abschiedsbrief<br />

und die Informationen über ein Telefonat mit einem Bekannten sind<br />

ebenfalls Quellen aus zweiter Hand. Die Berichte in Stern TV, in der tz und der<br />

Bild am Sonntag sind ebenfalls Quellen aus zweiter Hand. Die Wirte sind zwar<br />

Quellen aus erster Hand, aber ihnen fehlt die Nähe zum Ereignis. Sie können<br />

lediglich über vergangene Zeiten sprechen. Der Autor hat sie mit Recht erst<br />

weiter hinten in seinem Bericht erwähnt. Ihre Erkenntnisse sind bescheiden.<br />

Zudem sind sie nicht namentlich zitiert. Falls der Kontakt zu dem Oberstaatsanwalt<br />

sehr gut ist, hätte der Autor versuchen können, Einblick in das eine oder<br />

andere Dokument zu erhalten, etwa in den Abschiedsbrief oder in den Obduktionsbericht.<br />

Vielleicht finden sich in den Papieren weitere Spuren.<br />

Für einen aktuellen Bericht im Lokalteil ist die Quellenlage hier gut genutzt.<br />

Keine Frage: Der SZ-Bericht ist dem Porträt in der Berliner Zeitung in dieser<br />

Hinsicht weit überlegen. Der Bericht über die Schauspielerin Daniela Hoffmann<br />

dagegen beruht nur auf Angaben, die die Künsterlin selbst gemacht hat. Möglich,<br />

dass der Autor Informationen aus dem Archiv oder eines Nachschlagewerks<br />

verwendet hat. Aus dem Bericht geht das jedoch nicht hervor.<br />

Von Widersprüchen und Quellentransparenz<br />

Ein Journalist kommt der – manchmal auch widerspruchsvollen – Realität näher,<br />

wenn er mehrere Quellen befragt. Aber er sollte auch bestrebt sein dem Leser<br />

oder Zuhörer mitzuteilen, welche Quellen er nutzt. Es genügt nicht, die Quellen<br />

befragt zu haben. Soweit möglich, sollte man sie auch offen legen und nennen.<br />

Manche investigativen Journalisten neigen dazu, in ihren Texten ‘gottähnliche’<br />

Behauptungen aufzustellen. Der Leser wird alleine gelassen mit dem Anspruch,<br />

dem Autor hundertprozentig zu vertrauen. Das kann man von keinem Leser<br />

verlangen und dazu wird er auf Dauer auch nicht bereit sein. Nicht einmal ein<br />

Kolumnist kann sich das leisten. Daher ist es mit dem Verwenden mehrerer<br />

Quellen von allen Seiten nicht getan - man muss ihre Herkunft transparent<br />

machen.<br />

Methodik des Recherchierens<br />

Kommen wir zum nächsten Ziel: Der Methodik des Recherchierens. Wie lehrt<br />

man die Bedeutung des methodischen Vorgehens? Die Teilnehmer erhalten Aufgaben,<br />

die scheinbar ganz leicht zu lösen sind. Bei der Auflösung stellt sich

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