Trainingshandbuch Recherche : Informationsbeschaffung
Trainingshandbuch Recherche : Informationsbeschaffung
Trainingshandbuch Recherche : Informationsbeschaffung
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Heransgehensweisen für <strong>Recherche</strong>n<br />
171<br />
könnten. Dieses Maß an Fantasievermögen, sich auch das Unmögliche dennoch<br />
als möglich vorstellen zu können, gehört zur <strong>Recherche</strong>-Arbeit dazu. Nur so<br />
verbaut man sich nicht von vornherein den Blick für zunächst unwahrscheinliche<br />
Erklärungen des Sachverhalts.<br />
Beispiel „Watergate-Affäre“: Film Die Unbestechlichen, USA 1976; 124<br />
Minuten, Regie: Alan J. Pakula (vgl. Bernstein/Woodward, 1974 und<br />
1998). Die schwierige Anfangsphase der <strong>Recherche</strong>n und die vielen Probleme<br />
sind in Buch und Film minutiös nachgezeichnet.<br />
Systematisch und präzise vorgehen<br />
Da die Betroffenen, über die oder ‚gegen‘ die recherchiert wird, daran meist kein<br />
Interesse haben, gleicht die journalistische <strong>Recherche</strong> oft einem Katz-und-Maus-<br />
Spiel. Der Journalist kämpft daher gegen Verweigerung, Vernebelung, Barrieren<br />
und Widerstände an. Hier hilft nur systematisches Vorgehen.<br />
Konkret ist der Journalist immer im Nachteil, da er im Nebel stochern muss. Er<br />
kann nicht ausschließen, dass das, was er findet, ein Köder oder eine falsche<br />
Fährte ist. Selbst wenn dies nicht so ist, so gelingt es ihm in der Regel nur, einen<br />
kleinen Ausschnitt aus der zu recherchierenden Wirklichkeit zu erfassen. Wie<br />
repräsentativ dieser ist, weiß man meist nicht. So lange der recherchierende<br />
Journalist das, was er hat, auch presserechtlich, also juristisch wasserdicht machen<br />
kann, publiziert er es. Wirklich stimmen müssen die Zusammenhänge deswegen<br />
nicht.<br />
Wenn sich ein Journalist vorgenommen hat, die berühmte Nadel im Heuhaufen<br />
zu finden, so sollte er dieses Unterfangen möglichst effizient organisieren.<br />
Mittels Systematik kann er Doppelarbeit vermeiden und die Erfolgschancen<br />
erhöhen.<br />
Systematisches Vorgehen heißt vor allem, konsequent nach bestimmten Kriterien<br />
vorzugehen. Allerdings müssen diese Kriterien zuvor definiert sein. Dies<br />
können streng logische Gesichtspunkte, Plausibilitäten oder auch Vermutungen<br />
sein. Kriminalisten verlassen sich häufig auch auf ihr Gefühl. Eine „Spürnase“<br />
entwickelt sich mit zunehmender Berufserfahrung. So lange kann und will nicht<br />
jeder warten. Auf jeden Fall kommt darauf an, mittels systematischer Suche all<br />
jene Wege, die nicht funktionieren, nach und nach auszuschließen und so den<br />
potenziell erfolgreichen Suchraum immer weiter einzuengen. Die vorhandenen<br />
Kapazitäten an Zeit und Geld begrenzen diese Bemühungen. Andererseits ist<br />
hoher Aufwand die einzige Chance für schwierige und langwierige <strong>Recherche</strong>n.