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Trainingshandbuch Recherche : Informationsbeschaffung

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Heransgehensweisen für <strong>Recherche</strong>n<br />

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könnten. Dieses Maß an Fantasievermögen, sich auch das Unmögliche dennoch<br />

als möglich vorstellen zu können, gehört zur <strong>Recherche</strong>-Arbeit dazu. Nur so<br />

verbaut man sich nicht von vornherein den Blick für zunächst unwahrscheinliche<br />

Erklärungen des Sachverhalts.<br />

Beispiel „Watergate-Affäre“: Film Die Unbestechlichen, USA 1976; 124<br />

Minuten, Regie: Alan J. Pakula (vgl. Bernstein/Woodward, 1974 und<br />

1998). Die schwierige Anfangsphase der <strong>Recherche</strong>n und die vielen Probleme<br />

sind in Buch und Film minutiös nachgezeichnet.<br />

Systematisch und präzise vorgehen<br />

Da die Betroffenen, über die oder ‚gegen‘ die recherchiert wird, daran meist kein<br />

Interesse haben, gleicht die journalistische <strong>Recherche</strong> oft einem Katz-und-Maus-<br />

Spiel. Der Journalist kämpft daher gegen Verweigerung, Vernebelung, Barrieren<br />

und Widerstände an. Hier hilft nur systematisches Vorgehen.<br />

Konkret ist der Journalist immer im Nachteil, da er im Nebel stochern muss. Er<br />

kann nicht ausschließen, dass das, was er findet, ein Köder oder eine falsche<br />

Fährte ist. Selbst wenn dies nicht so ist, so gelingt es ihm in der Regel nur, einen<br />

kleinen Ausschnitt aus der zu recherchierenden Wirklichkeit zu erfassen. Wie<br />

repräsentativ dieser ist, weiß man meist nicht. So lange der recherchierende<br />

Journalist das, was er hat, auch presserechtlich, also juristisch wasserdicht machen<br />

kann, publiziert er es. Wirklich stimmen müssen die Zusammenhänge deswegen<br />

nicht.<br />

Wenn sich ein Journalist vorgenommen hat, die berühmte Nadel im Heuhaufen<br />

zu finden, so sollte er dieses Unterfangen möglichst effizient organisieren.<br />

Mittels Systematik kann er Doppelarbeit vermeiden und die Erfolgschancen<br />

erhöhen.<br />

Systematisches Vorgehen heißt vor allem, konsequent nach bestimmten Kriterien<br />

vorzugehen. Allerdings müssen diese Kriterien zuvor definiert sein. Dies<br />

können streng logische Gesichtspunkte, Plausibilitäten oder auch Vermutungen<br />

sein. Kriminalisten verlassen sich häufig auch auf ihr Gefühl. Eine „Spürnase“<br />

entwickelt sich mit zunehmender Berufserfahrung. So lange kann und will nicht<br />

jeder warten. Auf jeden Fall kommt darauf an, mittels systematischer Suche all<br />

jene Wege, die nicht funktionieren, nach und nach auszuschließen und so den<br />

potenziell erfolgreichen Suchraum immer weiter einzuengen. Die vorhandenen<br />

Kapazitäten an Zeit und Geld begrenzen diese Bemühungen. Andererseits ist<br />

hoher Aufwand die einzige Chance für schwierige und langwierige <strong>Recherche</strong>n.

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