Trainingshandbuch Recherche : Informationsbeschaffung
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Wissensmanagement in Medienunternehmen<br />
nalistenausbildung, denn es ist ihre Aufgabe, die Sensibilität für den Umgang mit<br />
Wissen zu schärfen.<br />
Ein weiteres Problem ist, dass der Erwerb und der Austausch von Wissen unter<br />
Journalisten bisher nur unzureichend goutiert wird. Das liegt zum großen Teil<br />
daran, dass in Deutschland die Form des Journalismus überwiegt, in dem Tiefe,<br />
Gründlichkeit und Exklusivität gar nicht gefordert werden. Viele junge Journalisten<br />
sehen sich sehr stark als Medienproduzenten. Bei ihnen ist der Anspruch,<br />
Qualitätsjournalismus zu betreiben, nicht sehr hoch. Das Bedürfnis, Instrumente<br />
des Wissensmanagements anzuwenden, ist vor allem dann kaum vorhanden,<br />
wenn Führungskräfte Journalismus als flüchtiges Geschäft betrachten, bei dem<br />
die Halbwertszeit der als relevant wahrgenommenen Informationen als gering<br />
einzustufen ist.<br />
Wissensmanagement muss psychologische Barrieren überwinden<br />
Ist aber einmal die Entscheidung gefallen, verstärkt das vorhandene Wissen zu<br />
managen, müssen die psychologischen Barrieren im Kollegium überwunden<br />
werden. Viele Journalisten stehen betriebswirtschaftlich geprägten Managementtheorien<br />
abwehrend oder zumindest skeptisch gegenüber. Allein das große Wort<br />
„Wissensmanagement“ kann blockierend wirken. Deshalb sollte der Vorteil genutzt<br />
werden, dass Wissensmanagement nicht nur als komplettes Konzept, sondern<br />
auch in kleinen Teilschritten realisiert werden kann. Benennen Sie die<br />
Wissensmanagement-Werkzeuge beim Namen. So baut man eben zunächst eine<br />
Adressdatenbank auf oder achtet verstärkt auf ein funktionierendes Konferenzwesen.<br />
Die Hemmschwelle wird niedriger, wenn man auf vertraute Konzepte und<br />
kleinere Teilllösungen setzt.<br />
Wie sich Journalisten der verbesserten Nutzung ihrer Wissensbestände nähern<br />
muss dem Einzelfall überlassen bleiben. Die Schwerpunkte müssen aber in der<br />
Verbesserung der <strong>Recherche</strong>leistung der Journalisten und im Austausch der Ergebnisse<br />
untereinander liegen. Zwingend notwendig ist auch die Zieldefinition,<br />
in der festgelegt wird, was mit welchen Mitteln erreicht werden soll. Jede Redaktion<br />
muss dann ihren eigenen Weg zur effizienteren Nutzung des in den Köpfen<br />
der Mitarbeiter vorhandenen Wissens einschlagen und die Konzepte stetig und<br />
ergebnisoffen weiterentwickeln.